Dietesheimer Alfred Picard steht als Nationalspieler in den DFB-Annalen Als Berufssoldat im DFB-Team

Das Bild zeigt den Dietesheimer Alfred Picard, der genau einmal das Trikot der Nationalmannschaft überziehen durfte. Foto: p

Mühlheim (man) – Der Name Picard gehört in der Region zu den bekannten. Hiltrud Schmitt, federführend bei der Herausgabe des „Familienbuch Mühlheim und Dietesheim“, das der Geschichtsverein 2010 veröffentlichte, kennt sich mit den Ursprüngen der Picards bestens aus. Leonard Colchon, Abt im Kloster Seligenstadt, lockte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Familien aus der Wallonie auf den durch Pest und Krieg verwaisten Landstrich.

Roland Hallwirth, Gründer und langjähriger Leiter der Musikschule Mühlheim, kann mit dem Namen Alfred Picard etwas anfangen. Seine Frau Doris Hallwirth, geborene Schmitt, ist die Nichte von Alfred, der an der Wilhelmstraße 9 gelebt hatte. Über den am 21. März 1913 in Dietesheim geborenen Fußballer hatte die Oldenburger Nordwest-Zeitung vor kurzem einen Artikel gebracht. Leutnant Picard fiel am 12. April 1945 im Alter von 32 Jahren in Kneheim. Den Ort bilden ein paar Bauernhöfe nähe Cloppenburg. Im Niedersächsischen liegt der Dietesheimer auf der Kriegsgräberstätte des Sankt-Andreas-Friedhofs. Der Grund, warum die Oldenburger über den Hessen schrieben: Alfred Picard steht als Nationalspieler in den DFB-Annalen. Es findet sich mancher prominente Name auf der Liste der Kicker, die es zu genau einem Länderspiel brachten. Viele erinnern sich an den Frankfurter Torjäger Bernd Nickel oder den Wiener Grantler Max Merkel, der es vor allem als Bundesliga-Meistertrainer zu Ruhm bringen sollte. Nur ein Länderspieleinsatz kann sogar reichen, um in den Lebenslauf „Weltmeister“ schreiben zu dürfen, wie der Kölner Paul Steiner, Mitglied im WM-Kader 1990. Auch Alfred Picard streifte nur einmal das Nationaltrikot über.

Etwas musste in der Planung des DFB ziemlich schief gegangen sein. Der Verband hatte für den 26. März 1939 gleich zwei Länderspiele terminiert, eines gegen Italien, eines gegen Luxemburg. Das Duell gegen die Italiener ging 2:3 verloren. Keine überraschende Niederlage gegen das Land, das ein Jahr zuvor den WM-Titel verteidigt hatte. Luxemburg hatte einen ähnlichen Stellenwert wie heute: Hohe Siege lösen keine Euphorie aus, Niederlagen sind verboten.

Deutschland gewann bisher 12 der 13 Länderspiele gegen den Nachbarn. Doch ausgerechnet das eine von Alfred Picard, bei dem noch fünf weitere Spieler debütierten, ging trotz früher Führung verloren. Drei Minuten vor Schluss trafen die Luxemburger zum 2:1.

Doris Hallwirth erinnert sich noch an ein paar Bilder von Onkel Alfred. Die 80-Jährige sieht den Mittelfeldspieler als stattlichen Mann vor Augen, der im Fronturlaub zu Besuch kam.

Laut „Weltfussball.de“ wechselte Alfred Picard 1930 von der Spvgg. Dietesheim zur TSG Ulm 1846, wo er bis 1940 auflief. Der Hesse spielte auch beim 1. SSV Ulm 1928. Die Vereine haben die selben Wurzeln.

Roland und Doris Hallwirth wissen nicht, welchen Beruf der Fußballer hätte angeben können. Der Journalist Stephan Tönnies recherchierte für die Nordwest-Zeitung, dass im Spielerlexikon des Agon Sportverlags bei Picard „Berufssoldat“ steht. Die Reichswehr könnte der Grund gewesen sein, warum es den 17-Jährigen von Dietesheim nach Ulm zog. So ein Talent gilt schnell als Aushängeschild des Bataillons.

Picard spielte im Aufeinandertreffen der TSG Ulm gegen den 1. SSV Ulm am 14. Juni 1936 im damaligen „Tschammerpokal“. Beide Plattformen sind sich einig: Picard erzielte die Führung zum 3:2. Am Ende gewannen die Ulmer im Stadion an der Grünwalder Straße mit 4:3. Für welchen Club Alfred Picard genau über den Platz rannte, darauf will sich der DFB nicht festlegen. In der Liste seiner Nationalspieler notiert der Verband zwar zwei Vereine, erwähnt aber nur Picards eine Saison beim Luftwaffen-Sportverein Danzig. Mit dem LSV gewann Picard 1944 die Gauliga Danzig-Westpreußen. In den Ausscheidungsspielen um die Deutsche Meisterschaft zog seine Mannschaft gegen Hertha BSC Berlin den Kürzeren.