Interessengemeinschaft Lämmerspieler Weinbauern stellt vor: Best‘er Stier vom Gailenberg Den besten Wein gibts in Lämmerspiel

Ein paar Flaschen von Best`er Stier vom Gailenberg musste die IG Weinbau Lämmerspiel schon opfern, um den Jahrgang 2018 vorzustellen. Foto: man

Mühlheim (man) – Manche Briefmarken werden erst durch einen Druckfehler für den Sammler interessant. Wenn das auch für die Etiketten von Weinflaschen gilt, hat die neueste Ausgabe von „Best‘er Stier vom Gailenberg“ beste Chancen, zumindest in die Geschichte Lämmerspiels als Rarität einzugehen. Denn wer sich die Flasche von 2018 anschaut, der könnte sich über die sparsamen zehn Prozent Alkoholgehalt wundern. „Das wäre doch ein bisschen wässrig“, kommentiert Ingeborg Fischer. Karl-Heinz Stier ergänzt, „bei dem Klima wären zehn Prozent wohl kaum möglich“. Am 11. Mai herrschten am Samstagmorgen jedoch ganz andere Temperaturen, als die „Interessengemeinschaft Lämmerspieler Weinbauern“ auf dem Grundstück des Ehepaares Henny und Dieter Kaiser in Anwesenheit von Bürgermeister Daniel Tybussek seinen Weißburgunder vom Gailenberg vorstellte. Dessen runder Geschmack erinnert bei dem kalten Regenwetter an die heißen Sommermonate des letzten Jahres. Auf dem Etikett hätten 13 Prozent Alkoholgehalt stehen müssen. „Entweder gab jemand etwas falsch weiter, oder jemand verstand etwas nicht ganz richtig“, nimmt Dieter Kaiser den die falsche Zahl entspannt. Der Weißburgunder aus 2017 hatte ein Prozent weniger, auch nicht schlecht für hiesige Breitengrade. Beim ersten Hinhören wundert es, wenn Karl-Heinz Stier berichtet, die „Interessengemeinschaft Lämmerspieler Weinbauern“ habe mit 130 Flaschen 20 weniger als das Jahr zuvor abfüllen können. Nicht nur die hohe Qualität, sondern auch die geringere Quantität hängt mit der ungewöhnlichen Trockenheit zusammen. Dieter Kaiser fährt fast täglich mit dem Fahrrad zu den 99 Reben, um nach dem Rechten zu sehen. Kaiser fürchtete damals, die zwanzig jungen Reben könnten eingehen, weil ihre Wurzeln noch nicht tief genug in den Boden reichen. Der Lämmspieler schnitt deren Trauben ab, um die Stöcke zu entlasten, „dadurch konnten sie überleben“. Der Restzucker des aktuellen Weines liegt mit 8,3 Gramm pro Liter im Zusammenspiel und einer Restsäure von sieben gerade noch in dem Bereich, der als „trockener Wein“ gilt, erklärt Karl-Heinz Stier, der Vorsitzende des Geschichtsvereins, „ansonsten hätten wir schon einen halbtrockenen“. Harald Winter bemerkt, im letzten Jahre habe der Wein „gut, aber nicht sehr gut geschmeckt“. Für den Jahrgang 2018 konstatiert der Stadtverordnetenvorsteher eine klare Steigerung. Die Gäste können dann selbst schmecken, wie es steht. Dieter Kaiser und seine Frau Henny Kaiser schenken die 0,1-Gläschen morgens um 11 Uhr etwas über die Hälfte voll. Vernünftig, denn schließlich macht es keinen Sinn, von der knappen Ernte einen gehörigen Teil schon bei der Vorstellung weg zu probieren. Der 2018-Tropfen vom Gailenberg mundet im Abgang rund und fruchtig.

Dieses Jahr begann für die Lämmerspieler Weinbauern alles andere als erfreulich. Kaiser tippt, die Woche zuvor seien es auf dem Gailenberg nachts vier Grad unter null gewesen. Wie es ausschaut, dürfte der Jahrgang 2019 zumindest quantitativ nicht sonderlich üppig ausfallen. Zum jetzigen Zeitpunkt könne er noch nicht abschätzen, „ob 20 oder 70 Prozent der Blüten kaputt gingen.

Das traditionelle Weinfest Ende August werde in diesem Jahr erstmals nicht an den Reben gefeiert, sondern im Ort selbst, verkündet Karl-Heinz Stier, der den Mehrheitsbeschluss bedauert, „denn auf dem Gailenberg herrscht ein besonders Fluidum“. Allerdings sei der Aufbau dort mit enormen Aufwand verbunden.

Ingeborg Fischer verspricht, trotz Umzug bleibe beim Fest alles beim alten, „es gibt auch wieder ‘Winzerknorzen’“. Wer Fischers Spezialität noch nie probierte, der sollte unbedingt beim Feinfest nachholen.

Karl-Heinz Stier setzte sich einst dafür ein, dass sich der Gailenberg zumindest partiell wieder in das Weinanbaugebiet verwandelt, das es im 17. Jahrhundert schon einmal war. Der 2000 verstorbene Reinhold Best stellte damals sein Grundstück zur Verfügung. Aus beider Männer Namen bildete sich der „Best‘er Stier vom Gailenberg“.