Kohlgraf fordert: Den Glauben zu den Menschen bringen Bischof zu Besuch in Mühlheim

Große Freude bei den Messdienern, als sich ihr Bischof Peter Kohlgraf für das Foto unter sie mischte. Auch für die jüngeren Christen hatte der Geistliche eine Botschaft dabei. Foto: m

Mühlheim (m) – „Macht Wirbel!“ Peter Kohlgraf griff die Aufforderung von Papst Franziskus an die Jugendlichen auf und plädierte für eine Erneuerung der Kirche. Auf seinem Weg durch die 20 Dekanate der Diözese begegnete der neue Mainzer Bischof am Donnerstag vergangener Woche Haupt- und Ehrenamtlichen in den Pfarreien des Dekanats Rodgauer.

Dekan Willi Gerd Kost und Dekanatsreferentin Andrea Ziegler begrüßten den Nachfolger des am Sonntag verstorbenen emeritierten Bischofs Karl Lehmann in der Gemeinde Dietesheim und in einem Gottesdienst in der Lämmerspieler Pfarrkirche St. Lucia. Der Bistumsleiter freute sich besonders über die vielen jungen Menschen im voll besetzten Gotteshaus. Er forderte auf, sich Gott zuzuwenden mit dem Blick der Liebe, Gott anzuschauen mit einem „Blick auf das, was er uns schenkt“.

In seiner Predigt erinnerte der Bischof an die Wahl von Papst Franziskus vor fünf Jahren. Nach dem „Jahrtausendereignis eines Papst-Rücktritts“ habe „dieser Wirbel nicht jedem Freude bereitet“. Doch, „da bringt einer wirklich Leben, auch denjenigen, die sagen, wir hätten’s lieber ein paar Takte ruhiger“. Die Kirche sei „oft zu selbstbezogen, kreist nur um ihre Themen“. Kohlgraf forderte mit dem Papst auf, „gehen wir an die Ränder, Kirche muss raus gehen, zu den Menschen das Evangelium bringen“. In seiner Kaplanszeit habe er im PGR immer wieder gehört, „das gab’s noch nie, das brauchen wir nicht“. Jetzt aber sei die Zeit gekommen, in der wir selber lernen müssen, „überlegen, wo sind wir selbstbezogen, was ist unsere Aufgabe“.

Kirche habe einen Auftrag 

Und die wichtigste Aufgabe sei zu erkennen, „dass Kirche nicht für sich selber wichtig ist, sondern weil sie einen Auftrag hat“, und den habe Franziskus immer wieder konkret gemacht: Jesus Christus und sein Evangelium verkünden, die Gottesdienste prüfen, ob Christus in der Mitte steht, „oder worum geht’s eigentlich, was ist der Kern des Evangeliums?“ Es gelte für jeden getauften Christ: „Ich bin von diesem Christus gerufen, ich persönlich, um meinen Glauben in dieser Welt zu leben.“ Die Kirche werde „mehr Menschen brauchen, die den Glauben im Alltag leben, ohne fanatisch zu sein“, meinte der der Bischof. Es gelte, „Menschen in den Mittelpunkt holen“ wie Jesus, der in der Synagoge einen Mann in die Mitte stellte, wo sonst die Thora-Rolle steht, „ein Mensch, wo Gottes Platz ist“.

Es müsse vermittelt werden, „der Glaube heilt, er ist gut für dich, wir haben etwas im Angebot“. Peter Kohlgraf möchte wie der Papst „an die Ränder gehen, denn die Leute kommen nicht automatisch“. Dazu riet der Bischof, ins Gespräch zu kommen mit den materiell Armen, mit Neuzugezogenen und jenen, die der Kirche den Rücken gekehrt haben. „Das Ganze tun wir als Geschwister, lernen auch als Kirche, dass wir gemeinsam auf dem Weg sind, einen Auftrag haben“, erklärte er. Peter Kohlgraf lud ein, „die Wirklichkeit wahrzunehmen, nicht zu verdrängen, nicht schwarz oder rosarot zu malen, genau hinzuschauen“. Keine Frage, „das mach Wirbel, aber ein bisschen Wirbel schadet nicht“.