Geschichtsverein stellt die ehemalige Firma Rügner vor Blick in die Dietesheimer „Pelzbude“

Die Tochter des Firmeninhabers Rügner, Christel Stiefel, erhielt vom Vorstand die Broschüre „Babscher und Bordefeller“, die der Geschichtsverein vor einigen Jahren herausgegeben hat. Das Bild zeigt (von links) den Ehrenvorsitzenden Albert Dewald, Christel Stiefel, Karl-Heinz Stier und Bruno Schmück. Foto: Geschichtsverein Mühlheim /p

Mühlheim (red) – Mühlheim und die Region standen früher sehr stark im Zeichen der Lederherstellung und Lederverarbeitung. Der Geschichtsverein Mühlheim hat diese Situation am Beispiel der Firma Rügner zum Schwerpunkt der Herbst-Mitgliederversammlung gemacht – mit zwei Filmen, die die Entwicklung der Branche aus verschiedenem Blickwinkel vorstellten, anschaulich und lebensecht.

Die Firma beschäftigte in Offenbach 400 Mitarbeiter, dehnte sich dann nach Dietesheim mit einer Filiale aus, in der 40 Männer und Frauen ihrer Arbeit nachgingen. Man nannte sie „die Pelzbude“, die heute noch im Naherholungsgebiet zu sehen ist. Der erste Film - erläutert vom Ehrenvorsitzenden Albert Dewald – zeigte neben den Rügner-Produkten wie Schuhe, Taschen, Kästchen und Truhen eindrucksvoll die Entwicklung vom Rohfell über die Vorbereitung zum Gerben bis zum fertigen Fell. Das Gerben erfolgte auf synthetische Art oder in Form von pflanzlichen Gerbverfahren. Die Lederstücke liefen durch eine Entfleischungsmaschine, passierten den Trockenkanal und wurden „zwischengebügelt“ – so ein Werbefilm aus den 60er Jahren.

In einem zweiten Film schilderte ein Mitarbeiter sein Arbeitsleben in der Firma über nahezu 50 Jahre. Er schilderte den widerlichen Geruch von Fellen. Im Laufe seiner Arbeitszeit litt er unter Husten und Gliederschmerzen, erlebte den Beginn der Akkordarbeit, von Rationalisierung und der Angst, entlassen zu werden, zu alt zu sein für die Produktion.

Bruno Schmück ging dann auf die Produktion in Dietesheim ein, der Lederherstellung von Reptilien und Haufischen, von Beginn 1921 bis zum Ende nach der Kriegszeit. Es entstand eine Weißgerberei mit Alaun. Kieselhai wurde gegerbt. Man besaß ein Fangschiff mit Fangstationen in Afrika und Südamerika.

Heute ist das Werk eine Ruine, die Besitzverhältnisse sind nicht geklärt, obwohl sich – so Schmück – ein überregionales Gerbermuseum geradezu anbieten würde. Das Objekt liegt auf der Route der Industriekultur, wie die Schleuse.

An der Veranstaltung des Geschichtsvereins nahm auch die Tochter von Gründer Helmut Rügner, Christel Stiefel mit Familie, teil.