Bäcker Günter Hoffmann verkauft Spezialitäten zugunsten seiner Nepal-Hilfe Comeback am Ofen

Zubrot fürs Nepal-Projekt: Günter Hoffmann und Ehefrau Renate boten Spezialitäten in ihrer ehemaligen Bäckerei an. FOTO: M

Mühlheim – Sie hatten schon mit einem starken Echo gerechnet, für ihre Aktion darum nur auf einer Seite im Internet geworben. Auch mit Blick auf die Corona-Pandemie wollte die Familie nicht zu laut werben. „Trotzdem haben uns ehemalige Stammkundinnen und -kunden und noch viele mehr die Bude eingerannt“, blickt der im Ruhestand befindliche Bäckermeister Günter Hoffmann zurück auf den Verkauf von Brot und Gebäck an seinem ehemaligen Ladengeschäft an der Marktstraße. Der Erlös fließt in sein Projekt in Nepal, wo er ein medizinisches Zentrum unterstützt.

Rund 250 Laibe Holzofen-Brot hat er mit Ehefrau Renate und Schwiegertochter Yara Fröhlich-Hoffmann bereitet. Neben dem Ofen am Haus setzten sie noch eine weitere, mobile Anlage in Gang, backten einen ganzen Tag lang ihren einstigen „Bestseller“. Dazu fertigten und verpackten sie Christstollen und Weihnachtsplätzchen. Die Ware reichte nur für Bestellungen, wer spontan vorkam, ging meist leer aus.

„Wir haben keine Mitarbeiter mehr“, bittet der beliebte Bäcker um Entschuldigung, dass er nicht alle zufriedenstellen konnte, und bedankt sich „für so viel Bestätigung für unsere Arbeit“. Neben den kulinarischen Spezialitäten hielt er noch einige aus Nepal bereit, handgemachte Stofflampen, Mützen, T-Shirts und Mäppchen, die er von einer seiner vergangenen Reisen zu dem Hilfsprojekt mitgebracht hatte.

Die Regierung Nepals hatte sehr strikt auf die Verbreitung des Corona-Virus’ reagiert, berichtete Hoffmann. „Sie haben ein halbes Jahr niemanden ins Land gelassen, das hat medizinisch gewirkt.“ Die Inzidenz lag jüngst bei fünf oder sechs, „aber das kann sich schnell ändern“, fürchtet der Helfer. Die Probleme in dem Land des höchsten Bergs der Welt äußern sich nach dem Lockdown auf sozialer Ebene: Der Klettertourismus, die einzige nennenswerte Einnahmequelle, lag lange brach, eine Absicherung für die Beschäftigten gebe es nicht.

„Wir haben versucht, über Freunde zu helfen“, schildert der Mühlheimer. „Nach einem Zeitungsartikel in der Offenbach-Post gingen viele Spenden ein“, mit dem Geld konnte bereits vielen Familien geholfen werden. „Mit der Öffnung war Corona sofort da“, hieß es aus Nepal, das erste Flugzeug aus Skandinavien hatte es mit den Touristen an Board. Inzwischen bringen auch Arbeiter aus Indien das Virus mit, „trotzdem haben sie die Situation jetzt gut im Griff“, meint Hoffmann, „es sieht im Moment sehr gut aus“.

Mehr Schäden richte der Sommermonsun an. „Es sind jedes Jahr Zerstörungen wie im Ahrtal“, vergleicht der Bäcker. Durch den Klimawandel komme der starke Regen früher und stärker. Die unterstützte Gesundheitsstation sei nach dem Erdbeben in Tsum-Valley wieder in Betrieb. Sie werde von Wangchuk Rapen geführt, einem buddhistischen Mönch mit medizinischer Ausbildung. Die Einrichtung liege fünf bis sechs Stunden Busfahrt westlich von Katmandu und fünf Tage „Donkey Trains“ – „Esel-Züge“ – von der nächsten Straße entfernt auf 3300 Meter Höhe. Die Mühlheimer Freunde förderten im vergangenen Jahr die Ausstattung mit Impf- und Sauerstoff, Schutzkleidung und Lebensmitteln. Die jüngste Backaktion erbrachte mit Spenden 5260 Euro, über Bestellungen erwartet die Bäcker-Familie weitere 1200 Euro.

Infos und Spendenkonto

z 0176 21572320; Spendenkonto von Günter Hoffmann bei der Sparkasse Langen-Seligenstadt; IBAN: DE 42 5065 2124 0108 3482 69; Verwendungszweck: Nepal.

VON MICHAEL PROCHNOW