Informationsabend von „Nasse Füss Lämmerspiel“ im Feuerwehrhaus Diskussion über Realisierung möglicher Kneippbecken

Von links: Beate Knaur, Gudrun Monat und Sigrid Tinat, im Hintergrund die beiden Becken, die zur Auswahl stehen. Foto: man

Mühlheim (man) – Offiziell existiert der Verein noch nicht, was aber lediglich bedeutet, dann man quasi täglich Post vom Gericht mit der Meldung erwartet, dass der Club nun im Vereinsregister steht. Das Stadtparlament sagte bereits einen satten Betrag für das Kernvorhaben zu, der Standort ist schon lange fix. Auf dem Informationsabend von „Nasse Füss Lämmerspiel“ im Feuerwehrhaus von Lämmerspiel vor der Zuspitzung der Corona-Krise ging es vor allem um die Frage, ob sich ein großes Kneippbecken finanzieren lässt und ein kleines überhaupt Sinn macht. Bürgermeister Daniel Tybussek erklärt, normalerweise gebe die Stadt für bestimmte Vorhaben von Vereinen zehn Prozent der Kosten hinzu, „wenn es hoch kommt, auch mal 15“. Dass ein Verein ohne Historie, der noch nicht mal offiziell existierte, dennoch 41.000 zugesprochen bekomme, sei ein Novum. Grund sei der große Zuspruch, den die Idee einer Kneippanlage in den letzten Jahren in Mühlheim erfahren habe.

Dafür sprechen auch die über dreißig Interessenten, die zuhören, wie die Medizinerin Dr. Beate Knaur von dem Priester Sebastian Kneipp erzählt, der Mitte des 19. Jahrhundert Symptome von Tuberkulose aufwies.

Das bedeutete für den damals 25-jährigen, den 30. Geburtstag wohl nicht mehr feiern zu können. Kneipp fiel ein Buch des Arztes und Philosophen Johann Siegmund Hahn in die Hände, der hundert Jahre zuvor gelebt hatte. Der Titel: „Unterricht von Kraft und Wirkung des frischen Wassers in die Leiber der Menschen.“ Kneipp stieg nach der Lektüre mehrmals die Woche im schwäbischen Dillingen in die eisige Donau. Der Pfarrer erlebte auch noch seinen 76. Geburtstag.

Beate Knaur fragt in die Runde, wer sich morgens unter kaltes Wasser stelle. Alle sind Warmduscher, bis auf einen Mann. Der berichtet, sich dem Prozedere schon seit Jahren zu unterziehen.

Er habe lange an Neurodermitis laboriert, geholfen habe nichts. Ein Arzt riet ihm schließlich, es einmal mit der Kaltwassermethode zu versuchen: „Seitdem sind die Symptome verschwunden.“

Knaur zählt dann noch auf, gegen was die Therapieform außerdem Erfolge verspricht, etwa gegen Infektanfälligkeit, gegen Schlafstörungen oder auch gegen Migräne, „halten sie bei einem Anfall den Kopf mal unter kaltes Wasser“. Das sorge ohnehin für eine Ausschüttung von Serotonin, was das allgemeine Wohlbefinden hebe.

Sigrid Tinat, die wie Beate Knaur, Gudrun Monat und Reiner Lins dem Vorstand angehört, stellt die beiden Kneippbecken vor, von denen eines am Lämmerspieler Schwimmbad hinter der Jugendwiese auf separat umzäunten Grund im Boden liegen könnte. Nur die Stelle kommt in der Gegend in Frage, führt die Ingenieurin Sylvia Lahr aus, Fachbereichsleiterin für Umwelt und Tiefbau, „ins Überschwemmungsgebiet darf niemand bauen“.

Die Variante von 3,3 x 1 x 0,55 Meter liegt im Voranschlag bei 41.000 Euro, also komplett vom Budget gedeckt, das die Stadt im Haushalt stehen hat. Die 4,7 x 1,9 x 0,55 Meter-Alternative kostete 59.000 Euro.

Ein Foto lässt erahnen, die Aldi-Ausgabe wäre nicht sonderlich kommunikativ. Nur einer könnte auf einmal durchs Wasser waten, lediglich vor und zurück. Im teureren Modell ginge es im Rund um eine Stange. Einer der Zuhörer spricht sich klar gegen das kleine Becken aus, „dass wäre ganz schnell nur noch ein Bierkastenkühler“.

Eine Abstimmung soll ein Stimmungsbild erheben. Niemand streckt den Finger, als Sigrid Tinat fragt, wer mit der Sparvariante zufrieden wäre. Doch die 18.000 Euro Differenz sind kein Pappenstiel für einen Club, der noch kaum Mitglieder zählt. Gudrun Monat erklärt die Zettel, die „Nasse Füss Lämmerspiel“ verteilt, auf denen jeder ankreuzt, wie er sich einbringen will.

Der normale Mitgliedsbeitrag liegt bei 30 Euro im Jahr. Ohne ein nennenswertes Spendenaufkommen lässt sich ein großes Becken nicht berappen. „Nur mal hier und da zehn Euro, das wird nicht reichen“, betont Monat. Auch Ideen zur Akquise von Mitteln seien willkommen: „Ende des Monats werden wir sehen, was möglich ist.“.