Blasorchester der Sport-Union Drei Orchester bezaubern mit tollem Sound

Das Blasorchester der Sport-Union kennt weder schwach besuchte Konzerte, noch Nachwuchsmangel. Foto: Mangold

Mühlheim (man). Welcher Musikverein kann das schon, in einem Konzert gleich drei Orchester vorspielen zu lassen? Nachwuchsmangel gibt es im Blasorchester der Sport-Union genauso wenig wie Zuschauerschwund. Selbst die parallel verlaufende Schlager-Eurovision im Fernsehen hinderte am Samstag 300 Besucher nicht daran, in der Willy-Brandt-Halle zu erscheinen.

Confrosier Thilo Schäfer erzählt von der Geschichte des Blasorchesters, die bis ins 19. Jahrhundert zurück reicht. Der Klangkörper von heute gründete sich 1949. „In knapp 70 Jahren hatten wir nur drei Dirigenten“, sagt Schäfer. Sven Greifenstein, mit 49 Jahren wahrlich noch kein alter Mann, probt auch schon wieder seit 22 Jahren mit dem Orchester. Mehr Kontinuität geht kaum.

Klanglich steht ein Blasorchester für einen diffizilen Apparat. Das scharfe Blech mischt sich nicht von selbst mit Flöte oder Oboe, auch nicht mit dem Horn. Ein Orchester, in dem die Leute nur zu den Proben ihr Instrument auspacken, klingt gruselig. Die drei Dirigenten des Schüler-, Jugend- und Hauptorchester haben aber offensichtlich den Dreh raus, ihre Leute zu motivieren, sich zu Hause der Tonbildung zu widmen.

Natürlich klingt das Schülerorchester unter Lukas Wempe noch nicht wie die Erwachsenen. Es braucht viel Geduld, um ein Instrument zu beherrschen. Und mit der Klarinette gewinnen auch Spitzenprofis nicht jeden Kampf mit der Intonation zu Null. Das Schülerorchester musiziert sich aber problemlos durch Filmmusiken wie „Star Wars“ in von Wempe mit Bedacht gewählten Tempi. Zum Finale mit den Zugaben „Despacito“ und „Stars and Stripes“ treten die ganz jungen Musiker noch einmal mit allen zusammen auf.

Das Jugendorchester unter Holger Sondergeld musiziert auf der nächsten Stufe. Ohne gute Instrumentalisten hörte sich ein Stück wie „Great Locomotive Chase“ erst recht nicht sonderlich gut an. Bei den Mühlheimern werfen sich jedoch die Solisten der Flöten- und Klarinettengruppe der Oboe und den Hörnern geschmeidig die Melodiebögen zu. Positiv fallen auch die Tuben auf. Auf deren Fundament kann das ganze Orchester aufbauen. Die Taktwechsel von vier auf drei und wieder zurück funktionieren präzise. Sondergeld schlägt klar erkennbar, seine Bewegungen wirken jedoch keineswegs abgehakt, so wie bei vielen Militärkapellmeistern. In „Voyage to the end of the earth“ produzieren die Klarinetten einen besonderen Effekt, indem sie während einer elegischen Passage nur durchs Mundstück blasen, als tauchten aggressive Vogelschwärme auf.

Wenn Filmmusik heitere Momente von der Sorte „Heidi hüpft mit Peter über die Alm“ vermitteln soll, dann trillern die Klarinetten, wie zu Beginn der „Alpina Saga“ vom großen Orchester unter Sven Reifenstein. Bei dem Stück haben Teile des Orchesters auch gesangliche Aufgaben, sie sorgen für einen sphärischen Klangteppich. Sicher und mit einem warmen Ton spielt die Solotrompete ein paar Takte Zitat aus der ersten Sinfonie von Johannes Brahms. Dort gibt das Horn das Thema an die Flöte weiter.

Holger Sondergeld dirigiert nicht nur, er tritt auch als Solist auf, beim „Camel Walk“; ein nettes Stück mit Tango- und Ragtime-Elementen, zu dem der Klang von Sondergelds Fagott blendend passt. „In ‘Peter und der Wolf’ spielt das Fagott das Motiv des Großvaters“, betreibt Thilo Schäfer einen Exkurs in die Instrumentenkunde.

Offiziell als letztes Stück des Abends kündigt der Moderator die Musik aus dem Dschungelbuch von Walt Disney an. Einer der Filme, der durch seine Musik nicht in Vergessenheit gerät. Ein ganz bekanntes Lied interpretiert die gedämpfte Trompete: „Probier’s mal mit Gemütlichkeit.“