Wechsel an der Spitze der Mühlheimer Stadtbrandinspektion Aus dem Duo wird ein Trio

Wechsel an der Spitze der Mühlheimer Wehren: Bürgermeister Daniel Tybussek (rechts) und Erster Stadtrat Dr. Alexander Krey (von links) gratulierten dem neuen stellvertretenden Stadtbrandinspektor Michael Kawecki und verabschiedeten Lars Kindermann und Rainer Nickel. Matthias Luniak ist künftig Stadtbrandinspektor, Christian Stiel sein Vize, Fabian Haupt und Patrick Roth leiten die Stadtjugendfeuerwehr.

Mühlheim – Neuer Chef bei den Blauröcken ist der Mann mit den gelben Turnschuhen. Matthias Luniak erhielt grünes Licht, zum 1. Juni das neue Büro der Stadtbrandinspektion im Mühlheimer Feuerwehrhaus zu beziehen. Der stellvertretende Wehrführer aus Lämmerspiel gelangte mit 55 Ja- und 20 Nein-Stimmen sowie drei Enthaltungen und einer ungültigen Stimme in sein Amt. Er wird künftig die Einsatzkräfte aller drei Stützpunkte führen und wird von zwei Stellvertretern unterstützt.

Auch über diese Erweiterung haben die Aktiven gemäß der Satzung der Stadt in geheimer Wahl abgestimmt. Erster Stellvertreter ist demnach Christian Stiel aus Mühlheim, Zweiter der bisherige Wehrführer von der Anton-Dey-Straße. Sie folgen Stadtbrandinspektor Lars Kindermann und seinem Vize Rainer Nickel, die nach zehn Jahren nicht mehr kandidierten.

Luniak ist 38 Jahre alt, in Lämmerspiel aufgewachsen und seit 28 Jahren bei den Brandschützern, inklusive Jugendfeuerwehr. Auf den Weg dorthin fand er durch „jugendlichen Leichtsinn: Mit Freunden wollte ich an der Steinheimer Straße Lagerfeuer machen, die Feuerzeuge ausprobieren“, berichtet er offen. Es kam zu einem Wiesenbrand, die Mühlheimer Feuerwehr musste ihn löschen.

„Am nächsten Tag hat mich Jugendwart Michael Kawecki angesprochen. Er kannte die Tochter vom Nachbarn und gewann mich für die Nachwuchs-Gruppe“, erzählt der künftige Vorgesetzte. Matthias Luniak ist verheiratet, seine Frau Christiane unterstützt seine Entscheidung. Zur Familie gehören auch Tochter Karla Marie und zwei Hunde, Australian Shepards, mit denen sie gemeinsame Zeit genießen.

An der Obertshäuser Straße ist er seit zehn Jahren stellvertretender Wehrführer und bekleidet das Amt noch ein Jahr. Mehr auf Seite 5

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Gelernt hat er den Beruf des Industriemechanikers bei GKN Drive Line. 2015 bewarb er sich als hauptamtlicher Gerätewart und ist bis heute in allen drei Häusern mit Instandhaltung und nach Einsätzen mit der Aufbereitung der Geräte beschäftigt.

„Ich habe eine neue Herausforderung gesucht“, erzählt Luniak, „und die Wehr liegt mir am Herzen“. Er weiß, „ich trete in große Fußstapfen“, dennoch hat er bereits Konzepte erarbeitet. Er möchte, dass sich alle Kameradinnen und Kameraden auf dem gleichen Stand der allgemeinen Ausbildung befinden. Auch die Alarmausrücke-Ordnung (AAO) der Vorgänger möchte er nach den Erfahrungen weiterentwickeln. Es gehe darum, „welche Wehr fährt womit wohin und wer folgt ihr“, erläutert der „Neue“.

Er ist bis zum Verbandsführer ausgebildet. Übernächste Woche werde er die Schlüssel des Kommandofahrzeugs, eines Mercedes GLB, übernehmen. Christian Stiel (34) ist Quereinsteiger, begann vor 14 Jahren beim Roten Kreuz der Mühlenstadt. Dem Dachdecker bewegte immer die Technik, begründet er sein Interesse am Amt. Bei den Stadtwerken in Rodgau bereitet er Unterkonstruktionen für Photovoltaikanlagen vor.

Seine Freundin ziehe demnächst nach Mühlheim, teilt er mit. Früher sei er oft Motorrad gefahren. Bei der Wehr hat Stiel die Einsatzgruppe 5 mitgeführt und ausgebildet. Auch dabei war Michael Kawecki, der hinlänglich bekannt ist, immer sein Ansprechpartner

Kindermann kritisiert in seinen Abschiedsworten, dass die Einsatzkräfte während der Pandemie „weggesperrt“ werden. Schulungen und Übungen vor Ort waren nicht erlaubt und konnten nur dank des Engagements zweier Kameraden online gestaltet werden. Der Scheidende erinnerte auch, dass die Feuerwehrleute beim Impfen nicht priorisiert wurden und richtete sich an die Politik: „Wie geht man mit freiwillig Helfenden um?“

Auf Ablehnung stieß auch das Vorgehen der Landesregierung, nur Berufsfeuerwehrleuten eine „Laufbahn erhaltende“ Weiterbildung zu ermöglichen. Die heimischen Wehren lobte Kindermann, „weil sie auch in schwierigen Situationen zusammenhalten“. Der Personalstand sei stabil, doch manche der Ehrenamtlichen ziehen wegen des teuren Wohnraums weg. „In der Bevölkerung werden wir als professionell wahrgenommen, schnell, konzentriert und ruhig“ arbeitend, erfuhr der Anwalt.

Er lobte die „hervorragende Arbeit, die Kinder und Jugendlichen Respekt zolle. Technisch stehen die Wehren „auf sehr stabilen Füßen“. Er selbst habe „viel Spaß gehabt“: Die Arbeit sei so vielfältig, gerade auf administrativem Feld, sodass es sinnvoll sei, sie auf drei Schultern zu verteilen.

Von Michael Prochnow