Sachspendenausgabe der Flüchtlingshilfe Ehrenamtlich und unbürokratisch

Aktive in der Sachspendenausgabe an der Ludwigstraße (von links): Anneliese Wald, Ahmadi Amin, Nobert Schüler und Eleonore Blöcher. Foto: Mangold

Mühlheim (man) – Kurz vor dem Umzug der Flüchtlingshilfe mit ihrer Sachspendenausgabe von der Seewiese an die Ludwigstraße in ein ehemaliges Druckereigebäude fragte Eleonore Blöcher bei drei Flüchtlingen an, ob sie helfen könnten. Die mussten wegen Behördengängen und Arbeitssuche passen, versprachen jedoch, für Ersatz zu sorgen. „Am nächsten Tag standen zwölf Männer parat“, erinnert sich Blöcher, eine der treibenden Kräfte der Flüchtlingshilfe in Mühlheim.

Heute leisten noch Ursula Vitze, Birgit Haus, Norbert Schüler, Pauline Hain und Ahmadi Amin ehrenamtlichen Dienst. Der 32-jährige Afghane strandete nach seiner Flucht vor zwei Jahren in Mühlheim. Auch Anneliese Wald schaut vorbei. Die Frau ist bei der Flüchtlingshilfe für die Ausgabe und Reparatur von Fahrrädern zuständig, „meist die einzige Möglichkeit für sie, mobil zu sein“. Bus und S-Bahn kann sich kaum jemand leisten. An der Ludwigstraße gewinnen beide Seiten. Die einen kommen in der Regel mit kaum mehr als dem an, was sie am Leib tragen. Wenn sie irgendwann eine Wohnung beziehen, dann steht kein Teller im Schrank, in der Schublade liegt kein Messer.

Geschirr und Besteck im Keller

Hierzulande haben viele kistenweise Geschirr und Besteck im Keller stehen. Zu schade, um es weg zu schmeißen, zu billig, um es auf den Flohmarkt zu tragen. In der Sachspendenausgabe gleichen sich Überfluss und Mangel zumindest ein wenig aus. Mit Untertassen, die besonders in den jüngeren Generationen auch bei uns ziemlich aus der Mode gekommen sind, können die meisten nichts anfangen. Bettwäsche ist hingegen besonders gefragt, denn jeder Flüchtling bekommt von offizieller Seite nur eine Garnitur. Manche Mühlheimer bringen noch original verpackte Bettwäsche vorbei, die in den 70er Jahren die Mutter oder die Oma als Hochzeitsgeschenk auf den Tisch legte. Die eine oder andere Ehe dürfte längst Geschichte sein, „die Bettwäsche ist aber noch wie neu“.

„In Mühlheim nahm die Sachspendenbereitschaft auch im vergangenen Jahr nicht ab“, beobachtet Blöcher, die keineswegs zu jenen gehört, die Probleme leugnen. Natürlich habe man in der Ausgabe auch schon den Typus des unangenehmen Zeitgenossen erlebt, „Leute, die sich mehr nehmen wollen, als sie brauchen“. Längst kenne man seine Pappenheimer. Auch relativiert Blöcher religiös motivierte Konflikte unter Flüchtlingen nicht im Tenor von, habe es früher auch hier gegeben: „Wir sind doch froh, dass Katholiken und Protestanten einander nicht mehr als Feinde begegnen.“

Ludwigstraße 57 in Mühlheim

Gegen eine pauschale Verurteilung von Flüchtlingen kennt die ausgebildete Erzieherin ein probates Mittel: „Ich biete den Leuten an, Menschen konkret kennen zu lernen, über die sie abstrakt sprechen.“  Die Sachspendenausgabe öffnet freitags zwischen 14.30 und 16.30 Uhr an der Ludwigstraße 57 in Mühlheim.