Einblick in die Arbeit des Mühlheimer Hobby-Imkers Jürgen Ries Elf Bienenstöcke im Garten

Vor knapp zehn Jahren besuchte Jürgen Ries aus Interesse einen Imker-Kurs. Heute sind die mittlerweile elf Bienenvölker für den Hobby-Imker seine absolute Lieblingsbeschäftigung. Foto: m

Mühlheim (m) – „Die meisten Kunden lieben ihn so“, weiß der Mediziner, hell, cremig und streichfest. Darum taucht Jürgen Ries den schweren Baustoff-Mixer in die dickflüssige Masse. Später versorgt er mit seiner Schwester die elf Bienenstöcke in ihrem Garten mit Zuckerwasser, damit ist die Saison der Hobby-Imker beendet.

Noch befindet sich der Honig im Hause Ries in Zehn-Liter-Plastikeimer. „Etwas dicker lässt er sich besser aufs Brot streichen“, versucht der Arzt Kundenwünsche zu erfüllen. Rund 350 Kilogramm des Naturprodukts gewannen die beiden Geschwister von ihren elf Völkern. Noch stehen die Eimer um die Sauna im Keller. „2020 ist ein sehr gutes Jahr“, resümiert Ries.

„Exakt zur Sommersonnenwende am 21. Juni endet die Schwarmzeit“, lehrt der Bienenfreund. „Sie spüren, dass die Tage kürzer werden, und hören unmittelbar auf, Waben zu bauen.“ Der starre Stundenplan der Nektarsammler sorgt dafür, dass immer in der ersten und zweiten Juliwoche der Honig aus den Waben geschleudert wird. Der Mühlheimer Kommunalpolitiker bevorzugt die Handkurbel an einer Art Waschbottich, in dem vier Waben befestigt werden können.

Jetzt ist also die Zeit, in der Ries die Bohrmaschine mit dem Rühraufsatz an der meterlangen Stange in die kostbare Ware taucht. „Sonst kandidiert der Honig“, lernt der Gast. „Wir ernten keinen reinen Sortenhonig“, fährt der Experte fort, „und die Mischung aus Blüten der Akazie und der Esskastanie schmeckt besser!“. Zum Abfüllen müssen die Eimer jetzt in einen Kühlschrank, den der Hobbyimker mithilfe einer Wärmedecke in einen „Heißschrank“ verwandelt hat.

„Bis auf 40 Grad darf der Honig erhitzt werden, um eine gute Qualität zu erhalten. Das geht auch mit einem Einkochtopf auf niedrigster Stufe.“ Im Keller unter dem einstigen Kiosk der Familie hat Ries schon das Wachs aus den Waben der oberen Schichten im Stock geschmolzen.

„Die Tiere müssen dann nicht so viel Energie aufwenden, wenn ihnen die Waben bereits erneuert sind“, argumentiert der Fachmann. Und außerdem sei es sicherer, wenn die Bienen in ihrem eigenen Wachs leben können. Darum lässt das Duo in einem Spezialbetrieb in Aschaffenburg Waben aus dem entnommenen Material pressen.

Im Hof rührt Annette Stein in elf anderen Eimern jeweils sechs Kilogramm Zucker in acht, neun Liter Wasser ein. Der Proviant an Kohlehydrate bringt die emsigen Flieger durch den Winter, haben die Basaltköpp herausgefunden. Schließlich schlüpfen fortlaufend Arbeiterinnen. Die Königin wird nur einmal von vielen Drohnen befruchtet und ist hernach zum Eierlegen verdonnert. Nachdem sie ihren Job verrichtet haben, werden die männlichen Artgenossen aus dem Stock vertrieben und verhungern, schildert der Arzt das wenig menschliche Verhalten.

Um das Leben in den gestapelten Holzkästen in ihrem Schrebergarten zu erhalten, müssen sie außerdem mit Ameisensäure die Varroa-Milbe bedampfen, die es auf die Brut der Brummer abgesehen hat. „Die Waben, in denen der Nachwuchs heranwächst, werden ab dem 21. Dezember zu einer Kugel geformt, damit die Temperatur gehalten werden kann“, unterrichtet der Herr im weißen Schutzanzug. Denn zur Winter-Sonnenwende geht das Brüten los – wenn’s nicht zu kalt ist.

Inzwischen tragen Stein und Ries Stoffgitter vorm Gesicht und haben sich Handschuhe übergestülpt, stehen vor den aufgebockten Stöcken. „Es gibt immer weniger Bienen“, sagt die Schwester zu ihrer Motivation.

„Wir haben 2012 einen Kurs absolviert, ein Jahr lang am begleiteten Probe-Imkern teilgenommen und sind dabei geblieben“, berichtet sie. „Man muss etwas für die Natur tun!“