Vatertagsfest bei der Freiwilligen Feuerwehr Mühlheim Entspannte Stimmung beim Feuerwehrfest in der Idylle

Tolle Stimmung beim Fest am Waldrand von Mühlheim. Von den Erlösen finanziert die Feuerwehr ihr Vereinsleben. Foto: man

Mühlheim (man) – In Mühlheim feierte die Freiwillige Feuerwehr wie immer dort, wo bei gutem Wetter die Idylle herrscht, am Waldrand zum Ende des Bieberer Wegs. Fuchs und Hase sagen sich sonst hier gute Nacht, wo Autos nicht mehr fahren dürfen.

Feuerwehrleute stehen nicht unbedingt im Ruf, jede Gelegenheit zu suchen, um bis in die Puppen zu pennen. Andreas Neun, der Vereinsvorsitzende der Wehr, steht am Vatertag schon morgens um sechs am Kochtopf, um die Erbsensuppe in Schwung zu bekommen. Der Speck ging schon am Tag zuvor in die Pfanne. Zur Seite steht ihm Jan Scheyda, der Schriftführer des Vereins. Als das Fest zum zehn losgeht, steht Neun zu Hause noch mal unter der Dusche.

Eine der ersten Erbsensuppenteller trägt Karl-Heinz Stier zum Klapptisch. Der Vorsitzende des Geschichtsvereins sitzt Dieter Dickmann gegenüber. Die beiden Stadträte sind Kollegen im Magistrat. Die Würstchen brutzeln derweil Sohn Frank und Vater Heribert Henning, der frühere Stadtbrandinspektor. Am Kuchenstand verkauft das Ehepaar Ilse Müller und Otto Wagner, beide in der Flüchtlingshilfe aktiv. Von Haus aus haben sie nichts mit der Feuerwehr zu tun. Aber Ilse Müller ist die Patentante des Stiefsohns von Michael Kawecki.

Der Wehrführer von Mühlheim erinnert sich, wie er als 15-Jähriger zur Feuerwehr kam: „Rolf Horcher initiierte damals eine Werbeauktion.“ Davon hatte Michaels Mutter Liselotte Kawecki gehört. Die frühere Stadtparlamentarierin legte dem Sohn nahe, „Bub, du gehst da mal hin“. Später habe sich seine Mutter öfter beklagt, dass er ständig bei der Feuerwehr sei und kaum noch zu Hause.

Kawecki erzählt von bis zu 70 nächtlichen Einsätzen pro Jahr. Die wenigsten wollen sich auch nur vorstellen, wie es wäre, mit dem Wissen ins Bett zu gehen, eventuell gleich in der ersten Tiefschlafphase aufzuschrecken, weil der Piepser losgeht. Der 48-jährige erzählt, in jungen Jahren lasse sich das locker wegstecken, „später fällt es einem doch schwerer“.

Mit dabei, wenn es von der Wache an der Anton-Dey-Straße aus losgeht, ist dann meist auch Gruppensprecherin Melanie Laufenberger. Die angehende Lehrerin trat der Feuerwehr als 13-Jährige bei. Seit 15 Jahren trägt sie die Uniform. Wenn jemand aus dem Auto geschnitten werden muss, wenn Gas aus einer Leitung fließt oder es tatsächlich auch mal brennt, ärgert sich keiner der Freiwilligen, wenn er nachts raus muss. Laufenberger erzählt jedoch auch, wie manche morgens um vier die Feuerwehr rufen, „weil sie wohl denken, Anspruch auf den Service zu haben“. Da sieht etwa um die Uhrzeit jemand einen Stein auf der Friedensstraße. Statt ihn simpel zur Seite zu legen, greift er zum Hörer. Dann klingelt einer zur gleichen Zeit durch, weil die Katze aufs Dach sprang. „Wenn wir die Leiter auffahren, läuft die wieder in die Wohnung zurück“, erlebte Michael Kawecki schon.

Vielen Vereinen fehlt es an Nachwuchs. In der Regel ist das bedauerlich, doch nicht bedrohlich. In Sachen Freiwilliger Feuerwehr verhält sich das anders. Wenn es zu wenige gibt, die sich bereit erklären, auszurücken, wenn andere in Not sind, dann kann es passieren, dass Kommunen ihre Bürger verpflichten müssen, wie etwa die Gemeinde List auf Sylt oder Friedrichstadt in Nordfriesland.

Was den Nachwuchs in Mühlheim betrifft, schaut es gar nicht schlecht aus. „Mit 63 Mitgliedern haben wir die stärkste Jugendfeuerwehr im Kreis“, betont Melanie Laufenberger. „Allerdings“, gibt Wehrführer Kawecki zu bedenken, „fehlt uns das mittlere Alter, Leute zwischen 40 und 50 Jahren“. Bei den Jugendlichen müsse man stets die Luft anhalten, ob die nach der Schule nicht zwecks Ausbildung und Studium Mühlheim verlassen müssen.

Die Jugendfeuerwehr engagiert sich heute bei den alkoholfreien Getränken. Das Bier zapfen die Erwachsenen, sie etwa Felix Frost, einer der Matadoren der Artificial Family in Dietesheim.

Von den Erlösen von einem Fest wie heute finanziert die Feuerwehr ihr Vereinsleben.