Proben für das neue Stück von „Quer-Beet“ sind in vollem Gange „Erpresser und Bestatter arbeiten Hand in Hand“

Der von Lothar Juli (Krawatte) gespielte Firmenerbe Paul Bangemann hat keine Ahnung, um wen es sich bei seinen Untermietern handelt. Foto: man

Mühlheim (man) – Die einen erwirtschaften ihr Geld durch ein übles Metier, die anderen bringen ehrenhaft die Leute unter die Erde. Im neuen Stück von „Quer-Beet“ arbeiten Erpresser und Bestatter Hand in Hand. Um was für Gestalten es sich aber handelt, weiß das Publikum, aber nicht jeder der Protagonisten. Typisch Verwechslungskomödie. Außerdem gilt, je kürzer die Ehe, desto geringer das Leid. Für den 3. November steht die Premiere auf dem Plan.

Wenn jemand mitbekommt, dass eine Ehefrau eine sinnliche Parallelbeziehung führt, sollte es sich gehören, zur Seite zu schauen und das Wissen für sich zu behalten. In „Erpresser & Co“, der Kriminalkomödie von Hans Schimmel, bekommt die Bande um den zwielichtigen Boris davon Wind, dass sich eine Tennis spielende Gattin- von Regina Music gemimt- mit ihrem Trainer nicht nur zum Tennis trifft. Die Bande sichert ihr zwar Diskretion zu, aber nur wenn sie ordentlich dafür bezahlt. Die Erpresser und das Bestattungsunternehmen Bangemann hoffen auf Synergieeffekte und bilden eine Bürogemeinschaft.

Im Moment gibt die Mühlheimer Theatergruppe Quer-Beet bei den Proben auf der Bühne im Gemeindezentrum von St. Markus der Kriminalkomödie den letzten Schliff. Regie führt Gabi Schmunck. Sie war es auch, die vor zwanzig Jahren einen wie Lothar Juli ansprach, ob er bei Quer-Beet mitspielen wolle. Der 56-Jährige hatte damals bei der Sakropop-Gruppe Exodus den Job des Tontechnikers ausgeführt, was auch Julis Berufsbild entspricht.

In Laienspielgruppen sind Männer ähnlich Mangelware wie in Tango- oder Yogakursen. Die „kleine Rolle“, die Schmunck offerierte, stellte sich dann jedoch als gar nicht so klein, wie gedacht heraus. Schnell gehörte Lothar Juli zum festen Stamm von Quer-Beet.

Wenn im Staatstheater Darmstadt die Intendanz ein personalintensives Stück wie „Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats“ auf den Plan setzt, quält sich kein Dramaturg mit der Frage, „können wir das bewältigen?“. Hingegen heißt es für Laienspielgruppen fast immer, „erst mal umschreiben“. So stehen im Original von „Erpresser & Co“ für die beiden Ermittler zwei Männerrollen, mangels Optionen mutieren die zwei bei Quer-Beet zu Kommissar Kleinlich und seiner Assistentin Miesling, die sich in einer illustren Kombination von Ausgehuniform der NVA und bundesdeutscher Polizeimütze kleidet.

Juli erzählt, wie er sich auch im Vorfeld zur jetzigen Probenphase erst mal 20 Stücke anschaute. Drama oder absurdes Theater kommen für eine Formation wie Quer-Beet nicht in Frage. Der Fokus liegt auf Boulevardkomödien. „Wenn der erste Lacher zehn Seiten auf sich warten lässt, kann man das Buch zur Seite legen“, nennt Juli ein Ausschlusskriterium.

Dijana Seiwerth agiert in einem Küchenkittel, der schon in den 70er Jahren eher bedingt als schick galt. Die Welt auf Hessisch kommentierend, spielt die Mühlheimerin unter Erpressern und Bestattern die Putzfrau. Eine wie Seiwerth kam über ihre Teilnahme bei „Gott – ein Musical“ zu Quer-Beet, das die katholischen Kirchengemeinden St. Markus und St. Maximilian Kolbe 2014 in der Willy-Brandt-Halle aufführten. Im Laientheater von St. Markus spielte bereits Tochter Hanna Seiwerth mit. Als Spezialist für Akzente gilt Thorsten Weber, der diesmal nicht den Italiener gibt, sondern den Boris, den osteuropäischen Kopf der Erpresserbande.

Im Beerdigungsinstitut taucht eine Witwe auf, die nicht zum ersten Mal die Dienste eines Bestatters für einen Gatten ordert. Die Frage, ob ihr Mann vor seinem Tod arg leiden musste, verneint die Frau gelassen, „nein, wir waren nicht lange verheiratet“.

Am 3. und 10. November beginnt die Vorstellung von „Erpresser & Co“ im Gemeindezentrum St. Markus an der Pfarrgasse 2 um 18 Uhr, am 9. November um 20 Uhr. Karten verkauft der Mühlheimer Buchladen an der Bahnhofstraße 17.