Die Halle brachte kein Glück mehr. Kultur läuft nicht ohne Sponsoren. Jeder Mühlheimer Verein habe zwar das Recht, einmal im Jahr das große Bürgerhaus unentgeltlich zu nutzen, „aber für ein Theater reichen die paar Stunden nun mal nicht“. Es kommen die Zeiten für Aufbau, Abbau und Proben hinzu. Die Kosten hätten sich so stark geläppert, dass man 2013 die geplante Produktion des Grimmschen Märchens „Hänsel und Gretel“ absagen musste, „wir hätten die Miete nicht stemmen können“. Dann probte das Markwaldtheater die Komödie „Romeo mit grauen Schläfen“ von Curth Flatow.
Zwei Vorstellungen standen für April 2014 auf dem Plan. Zwei Tage vorher starb ein Darsteller, „es war ein Kampf, die Miete erlassen zu bekommen“. Ende des Jahres lehnte die Mehrheit im Stadtparlament noch den Zuschuss von 440 Euro für das Markwaldtheater ab. Später gingen noch die Kulissen bei einem Wasserschaden im Keller der Halle quasi unter, „wir konnten nur noch den Sperrmüll bestellen“. Nach vierzig Jahren Markwaldtheater strich der Verein die Segel.
Der von Ilona Goldmann über Jahre organisierten und moderierten Internationalen Opernnacht, zu der stets bis zu 800 Besucher aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet kamen, ging es ähnlich. Die Sparkasse Langen-Seligenstadt habe das Ende ihres finanziellen Engagements verkündet, als die Verträge für die nächste Opernnacht schon unter Dach und Fach gestanden hätten. Die Sopranistin Virginia Goldmann, Interpretin der Nächte und Tochter der Schauspielerin, telefonierte sich mit Engelszungen durch die Kollegenwelt, die auf ihren Anspruch auf Gage hätte beharren können.
Anders als in Österreich oder Frankreich spielt hierzulande die Kultur im öffentlichen Leben eine Nebenrollen, wenn überhaupt. Hierzulande muss sich kein Politiker grämen, ein Fagott nicht von der Oboe unterscheiden zu können und Mozart nur im Kontext einer Schokoladenkugel zu kennen. Das kulturelle Leben in Mühlheim sieht Goldmann weitgehend brach liegen, „Bierfest und Fastnacht: Viel mehr zählt nicht“. Im Stadtparlament wolle sie dafür arbeiten, dass sich das ändert.