Solidaritätsveranstaltung der Bürgerinitiative Fähre Mühlheim/Maintal Fähre steht seit zwei Jahren still

BI-Sprecherin Waltraud Kaiser verteilt den Sekt, der zum vermeintlichen Startschuss der Fähre schon kalt gestanden hatte. Foto: man

Mühlheim (man) – Wenn das Ziel anscheinend partout nicht näher rücken will, dann erschlafft das Engagement einer Bürgerinitiative in der Regel nach und nach. Aber als die BI Fähre Mühlheim/Maintal an der südlichen Anlegestelle am letzten Samstag bei ihrer „Solidaritätsveranstaltung“ zum Sekt empfing, ließ sich keine Spur von Resignation spüren. Bis auf die seltsamen Stunden im Sommer steht die Fähre seit zwei Jahren still. Die BI-Aktivistin Waltraud Kaiser hatte für den vermeintlichen Neustart der Fähre im Frühling schon dreißig Flaschen Sekt gekauft. Die Korken blieben jedoch stecken:„Ehe sie schlecht werden, trinken wir die heute.“ Nach Abnehmer für die gefüllten Gläser muss Kaiser nicht suchen.

Bernhard Feig, einer der Sprecher der Bürgerinitiative, begrüßt weit mehr Leute von beiden Seiten des Mains, als man erwartet hatte. Etwa hundert dürften es am Ende sein. Gesicht zeigt Mahir Kolbüken, der die Fähre gepachtet hatte, die am 8. Juni des Jahres um sieben Uhr das erste Mal seit Oktober 2017 offiziell übersetzte, vier Stunden später jedoch umhertrieb, weil das Seil gerissen war. Der polizeiliche Abschlussbericht steht noch aus.

In der Folge kündigte der Kreis den Vertrag mit dem Pächter. Kolbüken legte Rechtsmittel ein. Es drohte ein ewiger Prozess, der den Stillstand in die Länge gezogen hätte. Schließlich einigten sich die Parteien auf einen Vergleich.

Kolbüken erklärt, „ihnen gegenüber ist es meine Pflicht, heute zu erscheinen“. Er fühle sich nach dem ganzen Hickhack zwar erleichtert, dass nun alles vorbei sei, die aus seiner Sicht unberechtigten Vorwürfe des Kreises gegen seine Person hätten ihm jedoch arg zugesetzt.

BI-Sprecherin Petra Schneider erklärt, bei der Einjahresfeier im Oktober 2018 hätte sie jeden als unverbesserlichen Pessimisten tituliert, der prognostiziert hätte, dass auch 2019 noch niemand übersetzen kann. Sie frage sich, warum der Kreis nicht schon vor zwei Jahren die Fähre technisch in den heutigen Zustand versetzte, „dann hätte der damalige Betreiber weiter machen können“. Als beschämend wertet es Schneider, „wie man Kolbüken jetzt regelrecht vom Hof jagte“. Der Mühlheimer „XXL-Barde“ Rudi Eitel erzählt von seiner persönlichen Beziehung zur Fähre. Ein Sonntagsausflug mit der Familie nach Dörnigheim habe sich wie eine Kreuzfahrt angefühlt, „das war die AIDA für kinderreiche Familien“. Drüben bekamen Rudi und die Geschwister jeweils eine Sinalco, „der Himmel auf Erden“. Eitels Frage, warum am 25. Juni 1963 so viele Mühlheimer nach Dörnigheim übersetzten wie vorher und nachher nie wieder, kann niemand ad hoc beantworten, „an dem Tag fuhr John F. Kennedy durch Dörnigheim“.

Klaus Seibert, der sich auf der Maintaler Seite in der BI engagiert, spricht von den 400 Postkarten an die Bürgermeisterin Monika Bötcher, die für politische Dynamik gesorgt hätten. Seibert erklärt, Landrat Oliver Quilling habe vor kurzem bei einem Gespräch mit Vertretern der BI angedeutet, von einem Mann zu wissen, der sich ernsthaft dafür interessiere, die Fähre zu pachten.

Die liegt aber seit dem 14. Oktober nicht mehr vor Dörnigheim, sondern im Frankfurter Osthafen. Manche lässt das unken, dass sei es dann wohl gewesen. Das fürchtet Waltraud Kaiser keineswegs. Sie selbst habe Landrat Quilling hingewiesen, dass es sicherer wäre, die Fähre derweil anderweitig unterzubringen. Sie habe schon Kinder darauf spielen sehen, „das kann gefährlich werden“.

Am Ende schauen auch noch Vertreter der Politik vorbei, der Landtagsabgeordnete Ismail Tipi und Oliver Quilling. Dem Landrad schlägt Waltraud Kaiser vor, als Startschuss der Fähre den 20. März in seinem Kalender einzutragen. Im nächsten Tag beginnt an dem Tag der Frühling.