Unternehmer Wolfgang Kramwinkel befragt SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz Im Fernsehen auf den Zahn gefühlt

Live im Fernsehen: Wolfgang Kramwinkel (rechts) stellte dem SPD-Kanzlerkandidaten (links) in der ZDF-Sendung „Klartext Herr Scholz“ Fragen. Foto: zdf

Mühlheim – Ob sich die lange Zugfahrt nach Berlin gelohnt hat? Wolfgang Kramwinkel überlegt kurz und antwortet: „Man wird ja nicht blöder.“ Alles Drumherum sei schon ein Erlebnis gewesen, findet er.

Mit den Antworten des SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz, so scheint es, ist er nicht vollends zufrieden. „Es ging alles sehr schnell“, schildert Kramwinkel. „Ich habe Antworten bekommen, aber nicht unbedingt zu dem, was ich gefragt habe.“ Der Mühlheimer meint, Scholz habe die Fragen „gut umschifft“.

Kramwinkel saß am Dienstagabend vergangener Woche im ZDF-Studio in der Hauptstadt und hatte die Möglichkeit, bei der Sendung„ „Klartext Herr Scholz!“ Fragen zu stellen. Bei dem Format können ausgewählte Studiogäste die drei Kanzlerkandidaten im Vorfeld der Bundestagswahl mit Fragen zu bestimmten Themengebieten löchern. Der Mühlheimer Unternehmer, Kreishandwerksmeister und Präsident der Arbeitgeberverbände des Hessischen Handwerks war etwa fünf Minuten mit dem aktuellen Finanzminister im Dialog.

Kramwinkel äußerte seine Befürchtung, dass die von Scholz’ Partei im Wahlprogramm geplanten „massiven Steuererhöhungen“ zulasten der Unternehmen gingen und am Ende für Investitionen in Mitarbeiter Maschinen und in die Zukunft fehlten. Der Kanzlerkandidat wiegelte ab, er wolle Steuersenkungen für den Mittelstand und die, die wenig verdienen. Steuersenkungen für Großverdiener erteilte Scholz eine Absage: „Ich bin überzeugt, dass die meisten Unternehmen und Betriebe keine zusätzliche Belastung haben werden.“ Kramwinkel hakte nach und argumentierte, die Vermögenssteuer habe nicht nur mit den Reichen zu tun. Denn die seien Kunden seiner Firma und würden dann womöglich keine Sonderanfertigungen mehr in seiner Schreinerei bestellen. Auch da versuchte Scholz zu beruhigen.

Kramwinkel war nach einer von der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände veranstalteten Online-Diskussion mit CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet vom ZDF nach Berlin eingeladen worden. „Es stand zu 90 Prozent fest, dass ich meine Frage in der Sendung stellen darf“, berichtete Kramwinkel nach der Sendung.

Scholz merkte während der Aufzeichnung an, er kenne Kramwinkel noch nicht und würde ihn gerne mal in dessen Firma besuchen. Nach der Sendung drückte Kramwinkel dem Sozialdemokraten seine Visitenkarte in die Hand. Scholz versprach, nach Mühlheim zu kommen. Und Kramwinkel erwiderte: „Sie sind als Kanzler, aber auch als Abgeordneter willkommen.“ Sollte Scholz seine Ankündigung in die Tat umsetzen, müsste er wohl ein Festzelt aufbauen, scherzt Kramwinkel.

Er habe so viele Nachrichten von Freunden und Bekannten bekommen, die dann auch unbedingt in der Industriestraße 16 dabei sein wollen.
 ron