KaKaM auch im Jahr der Jubiläen kein bisschen leise Flott und pointenreich

Ilka Spruck und Sabrina Herd stritten in perfekten Reimen unter anderem darum, wer von ihnen zuerst Mühlheimer Fastnachtsprinzessin wird. Foto: Prochnow

Mühlheim (kho) – Es ist für die Katholischen Karnevalisten Mühlheim

(KaKaM) ein Jahr der Jubiläen und Premieren: Wolfgang Sterr führt seit 25 Jahren durch die Fastnachtssitzungen der KaKaM, Peter Kilian legt seit 25 Jahren als Müllerborsch in seinem Protokoll die Finger in so manche kommunal- und gesellschaftspolitische Wunde in Stadt, Land und der Welt. Und die Mühlheimer Fastnachtssänger stehen seit 50 Jahren auf der Bühne des Gemeindezentrums von St. Markus und spießen, in wechselnder Besetzung, die eine oder andere Ungereimheit auf. Stets in selbstverfassten Texten zu populären Melodien vorgetragen. Von Altersmüdigkeit oder Abnutzungserscheinungen war bei den Jubilaren keine Spur zu finden, im Gegenteil: Man sah den Akteuren den Spaß an ihrem Tun ein ums andere Mal an. Eine besondere Premiere erlebten die Besucher im ausverkauften Saal dann gleich nach der Pause: Die Gruppe der Musiker vom Musikverein Dietesheim, die seit vielen Jahren die Sitzungen musikalisch begleitet und seit dem vergangenen Jahr als KaKaM-Septett fungiert, verließ kurzzeitig ihre angestammten Plätze vor der Bühne und sorgte, in zünftige Lederhosen gekleidet und von zwei Tanzpaaren unterstützt, mit bayerischer Stimmungsmusik im Saal für Bierzeltatmosphäre.

Einmal mehr sorgten die gesungenen und gereimten Vorträge für die absoluten Höhepunkte auch in der zweiten der dieses Jahr vier Sitzungen. So thematisierten die Fastnachtssänger Michael Ruhr, Ralf Großmann, Manfred Sondergeld und Stefan Messer neben dem aktuellen Trend zum Superfood, dem Klimawandel und den Differenzen zwischen USA und Nordkorea zum Vergnügen des Publikums auch die Tatsache, dass die Fähre zwischen Mühlheim und Dörnigheim seit Langem nicht mehr fährt. Beim Protokoll von Peter Kilian blieb den Besuchern etwa bei seinen Schilderungen der menschenunwürdigen Zustände im Mühlheimer DRK-Pflegeheim mehr als einmal das Lachen im Halse stecken.

Tunnel statt Mainfähre

Der Fährenstillstand war auch Thema des wieder brillanten Vortrags von Christian Eitel, der sich singend und reimend darüber beklagte, dass er ohne Fähre seine „Conny“ aus Dörnigheim nicht mehr besuchen kann, jedenfalls nicht, ohne einen nassen Hintern zu bekommen. Sein Vorschlag zur Abhilfe: Einen Tunnel unter dem Main zwischen Mühlheim und Dörnigheim bauen. Den, ans Kanalnetz angeschlossen, testete er auch sogleich. Leider nahm er die falsche, zu Kläranlage führende, Abzweigung, just als in Mühlheim eine Magen- und Darmgrippe grassierte...

Für Furore sorgte auch Patrick Messer, der als Fastnachtsprofessor in seinem Vortrag feststellte, dass Fastnacht eine ganz ernste Sache ist. In seinem mit viel Wortwitz gespickten Beitrag verteilte er ordentlich Seitenhiebe auf Lämmerspieler und Dietesheimer und forderte schließlich eine Frauenquote für den Elferrat, auch weil junge Frauen hübscher anzuschauen seien als in Ehren ergraute männliche Elferrätler.

Viel Beifall gab es zudem für die Nachwuchsnärrinnen Ilka Spruck und Sabrina Herd, die sich perfekt gereimt unter anderem darum stritten, wer von ihnen zuerst Mühlheimer Fastnachtsprinzessin wird. Die Besucher dankten den beiden jungen Damen mit stehendem Beifall.

Eine Zaubershow präsentierten Wolf-Christian Baesecke und Christian Spahn als alternde Magier „Beschwerlich-Brothers“ auf der Bühne. Im Verlauf des Beitrags sägte Baesecke Spahn die Beine ab. Als die wieder auftauchten, waren es die falschen und Spahn mutierte zu einer tanzenden Ballerina.

Und auch in diesem Jahr müssen die Besucher der KaKaM-Sitzungen natürlich nicht auf atemberaubende und akrobatische Tänze verzichten, auch wurden ihnen diverse Augen- und Ohrenschmäuse geboten. Die jüngsten Akteure begeisterten als Happy Feet, ihre großen Vorbilder boten ein Medley zu Melodien aus den ersten Jahren des neuen Jahrtausends, begeisterten als Pilotinnen, mit einem Marsch und Tänzen zu Klängen der englischen Band Queen. Die Swinging Ladies passten ihre Tänze der als kanonenbestücktes und unter vollen Segeln über das Meer brausende Piratenschiff gestalteten Bühne an und boten als Piratinnen kostümiert ein Medley zu diversen Seemannsliedern.

Und auch ihre männlichen Gegenstücke wussten zu begeistern: Die Zahl sieben im Blick sorgte das Männerballett von kurz vor bis kurz nach Mitternacht noch einmal für Furore und bot einen weiterern Höhepunkt der mit Höhepunkten gespickten Sitzung.

Zu deren Gelingen trugen auch die „üblichen Verdächtigen“ bei. Prinz Sebastian II. und Prinzessin Melissa I. sahen die Beiträge ihrer Untertanen mit Wohlwollen, und Matthias Belz der langjährige, nun Ex-Vorsitzende der KakaM, die, als weitere Premiere, erstmals die Sitzungen als e.V. organisierte, war ebenfalls zufrieden, was die Aktiven unter der Ägide seines Nachfolgers auf die Beine gestellt hatten. Belz, der nach wie vor für die KaKaM aktiv ist, konnte die Sitzung erstmals ganz entspannt als ein Mitglied des Elferrats genießen.