Ausstellungseröffnung im Rathaus-Foyer von Gülseren Aydin „Sie folgt ihrem Herzen“

Gülseren Aydin (links) im Gespräch bei ihrer Ausstellungseröffnung im Rathaus-Foyer in Mühlheim. Foto: m

Mühlheim (m) – Sie heißen „Macht“, „Kraft“, „Sehnsucht“ oder „Stummer Schrei“. Sie einen Blautöne und Frauenkörper. Dabei folgt Gülseren Aydin ihrem Herzen und ihrer Intuition, weniger den neuen Befindlichkeiten in ihrer türkischen Heimat. Die Malerin zeigt mit ihren Bildern in Öl Frauen bei der Arbeit, von Gefühlen ergriffen, aber auch Amazonen und Göttinnen. Die Ausstellung im Rathaus-Foyer ist noch bis zum 1. November zu bewundern.

Hüsamettin Eryilmaz vom Ausländerbeirat sah bei der Eröffnung der der Schau am vergangenen Freitag die Chance, Kulturaustausch und Völkerverständigung zu fördern. Die Werke böten „Antworten für Toleranz“. Gülseren Aydin präsentierte schon Anfang 2000 Malerei in Mühlheim, erinnerte Eryilmaz.

Bürgermeister Daniel Tybussek freute sich einmal mehr über Kunst im öffentlichen Raum. Nach der Rathaus-Sanierung ermöglichen Stellwände, Leisten und Vitrinen, Malerei, Fotografie und Plastiken darzustellen und das Verwaltungsgebäude zu bereichern. Die Ausstellung sei Teil der Interkulturellen Wochen, die einen festen Bestandteil des Veranstaltungskalenders und ein „sehr wertvoller Beitrag zur Stadtgesellschaft“ bilden.

Angesichts allgegenwärtigere rechtsextremer Tendenzen und Krieg wirke die türkische Malerin für ein friedvolles Miteinander von Kulturen, Religionen, für Menschlichkeit und Toleranz. Tybussek lobte, der Ausländerbeirat setze sich seit Jahrzehnten mit Partnern für die Gemeinschaft ein. „Ich bin stolz, Bürgermeister in einer Stadt mit einer solchen Vielfalt zu sein.“

Karl-Christian Schelzke vom Hessischen Städte- und Gemeindebund zitierte den Landespolizeipräsidenten, dem zufolge Migranten nicht krimineller seien als länger hier lebende Bürger, „eher im Gegenteil“. Viele Lehr- und Arbeitsstellen könnten ohne Migranten nicht besetzt werden, die positive Entwicklung auf diesem Feld passe in die Interkulturelle Woche.

Schelzke hegt die Hoffnung, dass sich Menschen durch Austausch gegenseitig kennenlernen. Dem stehe entgegen, „dass jeder Angst hat vor dem, was oder den er nicht kennt“. Rasche könne man aber Gemeinsamkeiten erkennen. Das gelte auch für die Werke der Künstlerin, die alltägliche Situationen ex- und impressionistisch interpretiert, „mit jedem Bild um den Stil ringt, man glaubt nicht, dass die Exponate von ein und derselben Künstlerin sind“, staunte der Laudator über die Mannigfaltigkeit der Werke. „Der Stil ist dem Objekt untergeordnet, das Kunstwerk muss für sich selbst sprechen“, fasste Schelzke zusammen. „Es ist uninteressant, was der Künstler gemeint hat. Das, was es dem Betrachter vermittelt, was er empfindet, ist das, was das Bild sagen will.“ Der Redner fragte sich, „warum akzeptiert Erdogan die Kultur der Kurden nicht?“ Die Sammlung Aydins sei ein „Ausdruck gegen die patriarchalische Gesellschaft ihres Landes“. Gülseren Aydin selbst befand, „Malerei, Kunst und Kultur geben einen Überblick über die inneren Welt eines Künstlers“. Ihr Bilder zeigen „meine naive Annäherung zu meinen Themen“ und eine „subjektive Erklärung der Welt, Frauen in der anatolischen Kultur, Samstagsmütter und Gewalt an Frauen“.

Die Malerin wurde 1941 in der Türkei geboren, studierte Pädagogik und arbeitete als Lehrerin. 1988 eröffnete sie in Izmir ihre erste Ausstellung, es folgten weitere in Diyarbakir und Ankara, seit 1992 auch in Deutschland. Sie lebt in Offenbach.