Kirche sammelt Spenden für Umbau auf Gemeindefest Friedensgemeinde schafft einen Zugang für alle

Der Architekt Max Seipel (weißes Hemd) zeigt interessierten Gemeindefestbesuchern seine Pläne für den anstehenden Umbau des Gemeindezentrums. Foto: Mangold

Mühlheim (man) – An einen der Stände verkauft Laura Wittmann Zwetschgenmarmelade und Grußkarten. Die Marmelade kochte Kirchenvorsteherin Anja Leidorf mit den Früchten aus dem eigenen Garten, die Grußkarten bastelte Laura Wittmann.

Wittmann erzählt, eigentlich sei dem turnusmäßigen Wechsel zufolge die Gustav-Adolf-Kirche in Dietesheim dran, das Gemeindefest auszurichten. Das wäre zum einen an der Friedenskirche an der Mozartstraße im nächsten Jahr ohnehin ausgefallen, zum anderen lässt sich vor Ort der Grund dafür erklären. Dem Gemeindezentrum steht ein Umbau bevor. Die Pläne entwarf der Architekt Max Seipel. Der 30-jährige kennt die Friedensgemeinde. In der Kindertagesstätte Arche Noah leistete er seinen Zivildienst ab. Seine Mutter Margit Seipel saß schon im Kirchenvorstand. So wie Karla Trillig, ebenfalls Architektin und Bauausschussvorsitzende der Gemeinde. Nicht wenige Ideen entwickeln sich durch einen konkreten Anlass. Der Kirchenvorstandsvorsitzende Joachim Kanthak sitzt im Rollstuhl. Das bedeutet, der Mann kann hier keine Toilette aufsuchen. Unter den Umständen bekäme heutzutage kein öffentlicher Neubau eine Genehmigung. Die Toilette wird dort stehen, wo Max Seipel gerade seine Pläne erklärt. Das Gemeindezentrum wird sich zur Kindertagesstätte „Arche Noah“ hin vergrößern. Dort kommt auch die Küche unter, die sich bisher im Keller befindet. Ehrenamtliche Helfer, die nicht immer zu den jüngsten Mitgliedern gehören, müssen bis dahin noch hoch und runter laufen. Die Architektur der 60er und 70er Jahre charakterisierte einen Hang Schönheit zu vermeiden. Dabei halfen die Glasbausteine, die in kaum einem Bauwerk fehlen durften. Die sollen im Gemeindesaal ebenso verschwinden wie der Linoleumboden. Es hängt an den Kosten, „aber wir wollen möglichst Parkett verlegen“, so Seipel. Statt der Glasbausteine sollen Kirchenfenstermosaike Licht einlassen. Die Akustik des Gemeindesaals steht für ein Ärgernis. Ein paar Leute essen hier mit Pfarrerin Martina Grombacher ihren Kuchen und reden keineswegs laut. Dennoch halt es. Der Architekt plant, entweder Decken oder dämpfende Platten aufzuhängen. Der Umbau wird kein finanzielle Pappenstiel. Für den Weg zur Bibliothek bauen die Handwerker eine Rampe für Rollstuhlfahrer, was auch deshalb Sinn macht, weil manche Kinder aus der Arche Noah sonst nicht reinkommen. Nach jetzigem Stand belaufen sich die Kosten auf 470.000 Euro. Den Löwenanteil zahlt die Landeskirche. Ein Drittel muss die Gemeinde stemmen, die sich ein besonders Spendenprinzip ausdachte. Die Leute können gezielt ihr Geld geben, etwa für das geplante Parkett, das auf 17.500 Euro taxiert ist oder die Fenster, die 9000 Euro kosten sollen. Die Namen derer, die mindestens 500 Euro spenden, veröffentlicht die Gemeinde. Der Umbau soll Weihnachten 2019 beendet sein. Auch der Erlös durch den Losverkauf aus dem „Glückstopf“ kommt dem zu Gute. „Tombola dürfen wir das aus steuerlichen Gründen nicht mehr nennen“, verweist Pfarrer Ralf Grombacher auf semantische Feinheiten. Hans Peter Fensterseifer kann das egal sein. Er gewinnt den Hauptpreis, ein Wochenende Autofahren mit einem Platz einnehmenden Audi Q2 aus dem Autohaus Best. Eine Frau erfährt beim Loskauf, als Gewinn stünde auch ein Aquarium im Raum. Nicht unbedingt ein Gegenstand, den sich jeder ins Wohnzimmer wünscht. Als die Frau erfährt, das Aquarium sei schon vergeben, kauft sie noch ein Los mehr, als eigentlich geplant.