Handschuhe, Zwicker und Müllsäcke hatten die Stadtwerke auf dem Gelände des Angelsportvereins ausgegeben. Wie immer teilte die Stadt den Mühlheimer Vereinen im Vorfeld die Putzaktion mit, die unter dem Namen „Sauberhaftes Mühlheim“ im Kalender steht. Es meldeten sich 132 Teilnehmer an.
Darunter befindet sich auch Lisa Sekyi mit ihren beiden Töchtern im Grundschulalter. Die junge Mutter erzählt, aus der Zeitung von der Putzaktion erfahren zu haben, worauf sie ihren Kindern verkündete, „da machen wird mit“. Olivia, die ältere der beiden, stimmte dafür, Schwester Dalia dagegen. Sie konnte sich argumentativ aber nicht durchsetzen. Der Frust des Mädchens löst sich aber schnell in Luft auf. Offensichtlich gilt generell, was Silke Noll vom Budo-Club Mühlheim beobachtet, „die Kinder sind mit Feuer und Flamme dabei“. Das liegt wohl am Spaß mit dem Greifer und dem präzise messbaren Erfolg. Olivia Sekyi findet sofort ein Feuerzeug. Der Bodo-Club erscheint mit großem Aufgebot. Trainerin Maren Stahlberg zählt alleine zwölf Kinder, hinzukommen die Eltern. Was die Leute hier wegwerfen, ob leere Chipstüten oder Plastikflaschen, braucht Jahrzehnte oder Jahrhunderte, um zu verrotten. Ein Tempotaschentuch löst sich erst nach fünf Jahren auf, ein Zigarettenstummel braucht zwei Jahre länger. Und wer im Naherholungsgebiet die Glasflaschen zertrümmerte, deren Scherben die Kinder gerade aufsammeln, sollte wissen, die hätten hier noch in 4000 Jahre gelegen. Zum ersten Mal schließt die Stadt auch den Bürgerpark in die Aktion mit ein. Bei manchem Fund steckt vielleicht eine besondere Geschichte dahinter. Gaby Mollbach von der TKG Sonnau erzählt später, wie sie an der Seite von Bürgermeister Daniel Tybussek Zeugnisse von Saufgelagen fand. Eine Wodkaflasche war nur zur Hälfte geleert. Fraglich, wie es zur Verschwendung kam. Womöglich hatte sich jemand über den Punkt hinaus getrunken, wo jeder weitere Schluck gleich wieder raus will. Am Main haben die Mitglieder des Kanu Klubs und des Rudervereins mit dem eigenen Gelände zu tun. Dazu gehören auch die Uferabschnitte. Stefan Mieth, fast ein viertel Jahrhundert lang Vorsitzender der Ruderer, berichtet von knapp 40 Helfern. Das Grundstück des Vereins reicht an die Häuser des Franzosenviertels. Beim Kanu Klub nebenan zählt Joachim Trach, Vorsitzender seit 33 Jahren, 16 Mitglieder, die Laub rechen wie Bernd Fey oder mit der Mülltüte umhergehen wie Wanderwart Günter Häusser. Er zeigt anhand seiner Funde, dass auch am Main manche nichts dabei finden, ihre Plastikflaschen ans Ufer oder hinters Klubhaus zu werfen.
Wie jedes Jahr mündet der Tag bei Erbsensuppe und Würstchen für die vielen Helfer auf dem Gelände des Angelsportvereins.