Günther Hoffmann erzählt von Reise ins Himalaja Ein Gefühl von Auferstehung

Günter Hoffmann und Renate Lindwurm-Hoffmann (links) sind jüngst nach Nepal gereist. Dort engagiert sich Hoffmann für Infrastruktur-Projekte.

Mühlheim – In nur einer Stadt leben über ein Drittel der Einwohner Deutschlands, auf einem Gipfel fließen die Tränen. Auf Einladung des Geschichtsvereins erzählte Günter Hoffmann nun im Stadtmuseum von seiner jüngsten Reise mit seiner Frau Renate Lindwurm-Hoffmann durch Indien und Nepal. Seit Jahrzehnten engagiert sich der Mühlheimer Bäckermeister für soziale Infrastruktur-Projekte in dem buddhistischen Himalaja-Staat.

Karl-Heinz Stier, der Vorsitzende des Geschichtsvereins, sagt während der Begrüßung, Hoffmann habe Nepal „zu seinem Patenland auserkoren“. Seit 21 Jahren stehe er im Kontakt mit Nepalesen. Bisher habe er das Land 16-mal besucht. Hoffmann selbst erzählt, er habe Indien das erste Mal 1985 bereist, aus der Entfernung das Himalaja-Gebirge gesehen. „Indien war damals ein Land mit unvorstellbar vielen Einwohnern“. Hoffmann spricht von den einst 800 Millionen, heute sind es es 1,4 Milliarden.

Ihren achtwöchigen Urlaub starteten die Hoffmanns in der Hauptstadt Delhi. Die Bilder vom Straßenverkehr lösen alleine durchs Anschauen einen gewissen Stresspegel aus. Man hört förmlich den Lärmteppich der Hupen. Rikschas dominieren das Staugeschehen. Auf den Zulieferwegen vor den Märkten scheint es in den Sackkarrenschlangen nicht vor und zurück zu gehen.

Je prekärer Menschen leben, desto mehr Platz nimmt die Religion in ihrem Alltag ein. Hoffmann zeigt Fotos von Tempelanlagen der dominierenden Glaubensrichtungen, hinduistische, muslimische und sikhistische Bauten, „es herrscht zwischen den Richtungen große Toleranz“, sagt Hoffmann. Der mittlerweile verrentete Bäckermeister zeigt das Bild des Busses, der ihn und seine Gattin Renate aus Delhi fuhr, ein modernes Gefährt mit Klimaanlage und Toilette, „kein Vergleich zu den Schrottbussen von früher“.

Der Weg führte das Mühlheimer Ehepaar nach Jiri, eine Stadt mit ähnlich vielen Einwohnern wie Mühlheim, gut 1900 Meter über dem Meeresspiegel am Fuße des nepalesischen Himalajas gelegen. Von dort geht es nur noch zu Fuß weiter, „auf dem Weg, den Edmund Hillary anlegen ließ“. Der Neuseeländer und der Sherpa Tenzing Norgay bestiegen 1953 als erste den Mount Everest.

Der Pfad, den die Hoffmanns nach sieben Tagen hinter sich ließen, führt nach Lukla in der Khumbu-Region, dem Ausgangspunkt der Bergsteiger, die sich auf den höchsten Punkt der Welt führen lassen wollen. Die meisten kommen jedoch mit dem Flugzeug in den auf 2800 Meter gelegenen Ort, „auf dem Fußweg gibt es keinen Massentourismus“.

Die Alpen sind nicht höher als 4808 Meter. „Im Himalaja spricht man über die Berge zwischen 3000 und 6000 Meter als Mittelgebirge“, erklärt Hoffmann, der unterwegs ein Gefühl von Auferstehung erlebt hätte, als er in 5357 Metern Höhe auf dem Gipfel des Gokyo Ri stand. Sein Gepäck hatte er selbst getragen. Nach Operationen an beiden Knien und überlebter Krebserkrankung ließ der Mühlheimer auf gut 500 Metern über dem fernen Mont Blanc die Tränen fließen.

Außerdem erzählt Hoffmann von dem zweiwöchigen Arbeitsbesuch des Kinderarztes Dr. Matthias Gründlers aus Rumpenheim und des Zahnarztes Dr. Ulf Krausch aus Frankfurt, die auf eigene Kosten anreisten, um Kinder in entlegenen Regionen medizinisch zu versorgen (wir berichteten).

Auf dem Rückweg von Lukla nach Delhi benutzten die Hoffmanns dann ebenfalls eine der kleinen Maschinen. Der Tenzing-Hillary Airport ist nichts für Leute mit Flugangst. Er gilt mit zwölf Prozent Gefälle als einer der gefährlichsten Start- und Landeplätze der Welt. Das Auf- und Absetzen darf der Pilot nicht vermasseln. Eine Zweite Chance gibt es nicht, „der Bahn steht eine Felswand gegenüber“.

Von Stefan Mangold