Show-Programm bei Rosa-Wölkchen-Sitzungen erzeugt Stimmung vom Feinsten Gerdas Team begeistert Besucher in Mühlheim

Kein Stuhl bleibt frei, kein Auge trocken. Auch bei der zweiten von insgesamt vier Vorstellungen der Rosa-Wölkchen genießen die Besucher die ideenreiche Show. Foto: Mangold

Mühlheim (man) – Bei Rosa Wölkchen heißt es „gay is schee“. Furcht muss aber kein heterosexueller Mann haben. Niemand muss sich „mim Rücke an de Wand entlang drücke, weil er denkt, ‘ich weiß net, was von hinne auf mich zu kommt“. So versteht es Woody Feldmann, mögliche Ängste zu nehmen, die Entertainerin aus dem Ried, die Abbas „Super Trouper“ zur hessischen Hymne auf die Tupperware verwandelte.

Vergangene Woche feierte „Gerdas kleine Weltbühne“ in der Willy-Brandt-Halle die vier Rosa-Wölkchen-Vorstellungen. Ausverkauft waren alle. Auf der Bühne standen etwa hessische Schlappmäuler und ein jung gebliebener Veteran der ZDF-Hitparade. Durch die Show führt wie immer Jutta P. von der Weltbühne. Die Travestiekünstlerin lobt die Stimmung. Mit den ersten Takten von „ein bisschen gay is schee“, ist die sofort oben auf. Das klappt nur bei Geschichten, die schon ein paar Jahre laufen, so wie Rosa Wölkchen. „Das hilft aus der Winterdepression heraus“, freut sich Jutta, die alle naselang in einem anderen Kleid steckt. „Er fing bei Rosa Wölkchen als Sternschnuppe an“, kündigt Jutta P. den Andy Ost an. Der musikalische Unterhalter berichtet vom Besuch beim Opa, als der aus dem Beipackzettel seiner Viagra-Pillen vorlas, „hält ihre Erektion länger als vier Stunden an, erzählen sie das ihrem Arzt“. In Andys Opa hat der Pharmahersteller einen verlässlichen Partner: „Wenn der mir vier Stunne steht, ei dann erzähl ich des jedem!“

Andy Ost und Bernhard Brink

Andy Ost ironisiert den meist bierernsten Impetus des deutschen Schlagers, der auf „Für-immer-Dein“-Versprechen und Vorwürfe à la „betrogen“ und „belogen“ setzt. Für eine Generalabrechnung per Klavier vollzieht Ost mit den Eltern, „habt ihr geglaubt, dass euch das nie im Leben einholt“. In deren Keller fällt dem Mann ein Fotoalbum von 1986 in die Hände. Darin muss er sich„mit der Topfrisur am Tage meiner Einschulung“ sehen: „Hätte es Facebook damals schon gegeben, ich wär‘ am Arsch.“

Zwischendurch erzählt Jutta P. von den Unbilden einer Bestellung im Internet, wenn der Hersteller eine Altersangabe wünscht, „zwanzig Minuten scroll‘ ich mir einen Wolf“. Ansonsten gilt für sie: „Obbe klar und unne dicht, mehr möcht‘ ma doch im Alter nicht.“ Auch Olga Orange tritt auf. Die „Frau“ enttarnt den putzigen Gesellen aus der einstigen Werbung des Kaffeemilch-Produzenten Bärenmarke, „so wie der winkt, das ist doch eine Tunte“.

Im letzten Jahr hatte Jutta P. noch verkündet, „wir hoffen, dass die Gerda bald wieder auftritt“. Da saß Gerhard Stein, alias Gerda Ballon und Erfinder der Weltbühne, im Publikum im Rollstuhl. Nicht jeder konnte sich vorstellen, dass sich der Wunsch erfüllen wird. Seit ein paar Wochen rollt Gerda wieder in Topform auf die Bühne. Der amputierte Unterschenkel wird zum Thema, „sag ich an der Theke, ‘geb mer noch’n Jägermeister, auf einem Bein kann ich net stehen’“. Zum Finale singt Bernhard Brink vor, früher Stammgast in der ZDF-Hitparade, „ich dreh mich um dich, wie ein Planet, lass uns einander nie verlieren“. Der Mann lebt tatsächlich, was er intonierte. Seit 37 Jahren zirkuliert Brink Mann tatsächlich um dieselbe Frau.