Weit über 100 Besucher beim Abschluss des „Hofsommer on tour“ auf der Mühlheimer Einkaufsmeile Großes Finale in der Bahnhofstraße

Zum Abschluss des diesjährigen Hofsommers spielten die Musiker der Gruppe Sax Power auf der Einkaufsmeile bekannte Melodien für Jung und Alt. Foto: m

Mühlheim (m) – Der „rosarote Panther“ trippelt durch die Bahnhofstraße, gefolgt von den aufheulenden Motoren der „Formel 1“, den tiefen Posaunentönen der Titelmusik von „The Race“. Und es wird noch spannender auf der Einkaufsmeile, Erinnerungen an 007 alias James Bond erfüllen die Häuserschlucht. Zum Finale drehte Sax Power beim „Hofsommer on tour“ auf.

Bei solch angenehmen Temperaturen würden an einem Mittwochabend Hunderte unter der Trauerweide vorm Gemeindezentrum der katholischen Pfarrgemeinde St. Markus hocken. Stattdessen haben es sich einige in Campingstühlen bequem gemacht, die meisten stehen erwartungsvoll am Straßenrand, als würden sie darauf warten, dass jeden Moment der erste Wagen des Rosenmontagszugs um die Ecke biegt.

Närrisch ist auch die neue Zeit: Einige tragen Masken – wenn auch nur über Mund und Nase, dass man oft seinen besten Freund nicht erkennt. Andere halten den Anstandsabstand und die Dritten legen eine kesse Sohle aufs Pflaster – Paare aus demselben Haushalt dürfen das! Weit über 100 Personen haben sich im Knick der Bahnhofstraße eingefunden und noch einmal in der neuen Form des Hofsommers gefeiert.

Zum Abschluss begrüßt Claudia Oberbeck vom Organisationsteam neun Männer und eine Frau um die Seligenstädter Saxophon-Legende Norbert Zabolitzki. Sie bewegen sich und ihre Zuhörer mit den Holzblasinstrumenten und kräftigem Schlagwerk zu stimmungsvollen Hits. Die mitreißenden Musiker aus der Einhardstadt und dem Ostkreis verfolgen blasend Spaziergänger und verehren mit artistischen Verrenkungen ältere Damen im mobilen Sessel vorm Schaufenster.

Echte Hofsommer-Hasen sind natürlich mit dem Klappmöbel ausgestattet, führen Bier, Wein und Schampus in unauffälligen Kühltaschen mit. Zuerst aber heißt es, Namen und Adresse in die Liste auf dem Bistrotisch eintragen, wo auch ein Spender zur Handdesinfektion bereitsteht. Das ist der Preis für den Kompromiss, den die katholische Kirchengemeinde eingegangen ist. Die abendfüllende Gemütlichkeit mit internationalen, kulinarischen Spezialitäten ward den Planern verwehrt.

„Wir sind nicht gut im Nichts-Tun“, beschreibt Oberbeck die Motivation ihrer Truppe. Und während immer mehr Vereine die einfachste Lösung wählen, große Traditionen ersatz- und fantasielos streichen, haben die Christen an einem Konzept für ihren Brauch gearbeitet. Denn auch während der Pandemie ist nicht alles verboten.

Bei allen vier Hofsommer-Terminen haben sie die Gelegenheit zum Plausch genutzt und den Musikern stets viel Applaus gespendet. Jüngere halten noch immer ihre Telefon-Kameras auf die Künstler, die auch ohne Corona mit Abstand zueinander gespielt haben.

„Die Regeln des Bistums sind sehr streng“, erklärt Gemeindemitglied Karl-Heinz Schmunck. „Doch viele Gruppen haben keine Auftrittsmöglichkeit und haben beim Veranstaltungsteam nachgefragt.“ Zuschauer Franz-Peter Ackermann bestätigt die Linie der Gastgeber: „Das ist eine klasse Idee, man darf nicht einfach aufgeben“, bewundert er den Idealismus der Macher und der Bands.

„Gerade in der Corona-Zeit brauchen wir Abwechslung!“, sagt Seniorin Gisela Demling, die schon zum dritten Mal mit dem Fahrrad und einigen Freundinnen aus Hausen gekommen ist, wo alle Termine abgesagt sind. Regisseurin Oberbeck findet jeden Hofsommer-Abend toll.

„Es ist wichtig, dass wir nicht in Vergessenheit geraten“, betont sie, auch wenn die kulinarischen Leckereien und so die Einnahmen fürs Gemeindezentrum fehlen.