20 Teilnehmer beim Sommerschnitt-Lehrgang des OGV Lämmerspiel „Gute Pflege macht sich bezahlt“

Michael Keller vom OGV Lämmerspiel schneidet einen Kaiser-Wilhelm-Apfelbaum auf der Streuobstwiese am Friedhof. Foto: m

Mühlheim (m) – Es ist wie mit so vielem, das wächst – eine gute Pflege macht sich langfristig bezahlt. Beim richtigen Schnitt von Bäumen zum Beispiel in der Möglichkeit, ohne Leiter ernten zu können. Die Frage, die Bernd Schwerzel, Erster Vorsitzender des Obst- und Gartenbauverein (OGV) Lämmerspiel, in die Runde auf der Streuobstwiese warf, lautete: Wann ist es sinnvoller, die Baumkrone einzukürzen, im Winter oder jetzt im Sommer?

Michael Keller, Fachberater beim OGV, erläuterte beim jüngsten Schnittlehrgang auf dem Gelände gegenüber des Friedhofs Vorteile beider Varianten. Seinen rund 20 Zuhörern erklärte er, dass die Pflanzen ihre Kraft jetzt nicht mehr in ihr Wachstum investieren, sondern in die Früchte. Anders in Januar und Februar, wenn auch Wassersprosse gedeihen. Nachteil in der heißen Jahreszeit: Durch das Laub seien sinnvolle Schnitt-Stellen schlechter zu erkennen.

Grundsätzlich, lehrte Keller, werden Triebe entfernt, die steil nach oben oder nach innen schießen. Das demonstrierte er an einem jungen Apfelbaum. Weltweit gebe es 1200 Sorten, in Deutschland gediehen etwa 200, informierte der Referent. Die Hochstämme auf den Streuobstwiesen trügen nach zehn bis 15 Jahren, Halbstämme nach fünf bis sechs Jahren. Keltereien bevorzugen diese Arten, weil sie auch maschinell geerntet werden können.

Wenn das Futter im Winter knapp sei, knabbere das Wild gerne die frische Rinde ab. Das sei dann oft das Ende eines jungen Baumlebens. Auch Wühlmäuse sowie die üblichen Sommertemperaturen nach dem Klimawandel seien den Pflanzen nicht zuträglich. Hochstämmige Kirsch- und Apfelbäume können ansonsten ein Lebensalter von 80 bis 100 Jahren erreichen, Birnen sogar bis 150 Jahre. Die Wurzel messe dann den zwei- bis dreifachen Umfang der Krone.

Auch wichtig für den ambitionierten Hobbygärtner: Wo ein Apfelbaum entfernt wurde, soll nicht gleich ein neuer gesetzt werden. Die Gehölze entziehen dem Boden nämlich Mineralien, die über einen Austausch der Erde oder durch Düngen wieder zugesetzt werden können, unterrichtete Keller. Vom chemisch zusammengesetzten Blaukorn riet er allerdings ab und empfahl Urgesteins- oder Kalkmehl. Das wirke nach sechs, sieben Jahren, während Holzspäne und Stallmist den Boden nach zwei Jahren bereichere.

Ganz wichtig in den ersten zehn Jahren eines Baums sei das Wässern. „In Lämmerspiel geht’s noch“, da seien die Böden noch einigermaßen feucht. Doch schon auf dem Gailen Berg sei es so trocken, dass die Gehölze nur halb so hochwachsen, bemerkte der Fachmann.