Pfarrer Johannes Schmitt-Helfferich präsentiert seine Ausstellung in St. Markus „Ich habe Freude am Zeichnen“

Die Tagebuch-Bilder sind noch bis zum 21. Juni in der St. Markus Kirche ausgestellt. Foto: m

Mühlheim (m) – Bischöfe, die auf Paragrafen über den Kirchplatz reiten, Maria, Josef und weitere Heilige, die besorgt und amüsiert zugleich über die Mauern blicken: Auch ein Pfarrer darf die Aktivitäten der Amtskirche kritisch beäugen. Johannes Schmitt-Helfferich ergriff die Gelegenheit beim Schopfe, nutzte die vielfältigen Einschränkungen zu Beginn der neuen Ära, um sich mit künstlerischem Talent zu äußern. Seine Werke aus dem Wasserkasten sind in St. Markus zu bewundern.

Der Seelsorger hat angesichts der Verordnungswut aus dem Bischöflichen Ordinariat kein Blatt vor den Mund genommen, aber unter den Pinsel gelegt. So steht auf einem seiner Bilder neben einem Eis leckenden Jungen ein Weihbischof, der einen Schwall Paragrafen-Blätter ausspuckt, die eine Jesus-Figur am Boden fast verdecken. „Eisschleckverordnungsmaschineriemanie“ lautet der Titel, „typisch deutsch“, bewertet Pfarrer Schmitt-Helfferich.

„Das Wort hat 37 Buchstaben und steht für die unzähligen, immer neuen Regeln und Erlasse“, erläutert er. In Nordrhein-Westfalen sei an Eisdielen „ein erstes, zügiges Schlecken“ erlaubt, dann erst wieder in mindestens 50 Meter Entfernung zum Eiscafé. Während Besuche im Seniorenheim und selbst Gottesdienste verboten waren, versuchte der Pfarrer, „den schlechten Bildern gute entgegenzustellen“.

In der Zeit der Ausgangsbeschränkungen griff er die Anregung des Kapuzinerbruders Paulus aus der Frankfurter Liebfrauenkirche auf, ein Tagebuch zu führen. Das gehe natürlich auch mit einem „täglichen Bild, das sie fast mit geschlossenen Augen aufs Papier werfen können“, schrieb der Mönch in einer Zeitung. Nach 50 Werken hat der Theologe in Mühlheim aufgehört, was zu Pentecoste, Pfingsten, passt, dem 50. Tag der Osterzeit.

„Auf Drängen meiner W-Damen habe ich einer Ausstellung in der Kirche zugestimmt“, erzählt Schmitt-Helfferich mit einem entspannten Schmunzeln. Gemeindereferentin Birgit Wenzel und Pfarrsekretärin Elke Winter haben ein Faltblatt mit dem Entstehungsdatum und dem Titel eines jeden Bilds gestaltet und gedruckt, die Kunstwerke auf Karton aufgezogen und aufgehängt.

Da hoppeln die Emmaus-Jünger als zwei Hasen durch die Landschaft, der geheilte Lazarus und viel Publikum sind zu erkennen. „Manchmal habe ich auch Lästerliches gemalt“, gesteht der Geistliche. So brachte er die „Hysterie um den Maskenschutz“ und den einsamen Papst vorm leeren Petersplatz auf Papier, aber auch die letzte Rose der Saison vom Blumenladen und farbenprächtige Blüten vom Kindergarten.

Im Pfarrhaus wurde die Treppe saniert – ebenfalls ein Motiv. Oder „Birgits Traum“: Der Gemeindereferentin erschien offenbar ein blauer Elefant! „Am Weißen Sonntag haben mich die Kommunionkinder beschäftigt“, sagt der Pfarrer. Sie sollen nun nach den Sommerferien in fünf Gruppen und „ohne viel Brimborium“ das Sakrament empfangen. „Auch in den Katakomben der ersten Christen ging es ohne Orgel festlich zu“, vergleicht der Gottesmann gelassen.

„Ich habe Freude am Zeichnen“, gibt der Hobbykünstler sein Steckenpferd preis. Bei Sitzungen hält er regelmäßig mit Kuli oder Bleistift Eindrücke auf der Rückseite der Tagesordnung fest. Auch in seiner Freizeit setzt er Geistesblitze und Bewegendes um. „Was gibt mir Hoffnung?“, fragt seine illustre Sammlung. Die Zeichnungen sollen „hoffnungsvolle Freude geben“, antworten die Faltblätter.

So stehen die Gläubigen am Palmsonntag mit Abstand um den Altar, auf vertrocknetem Land regt sich frisches Grün, Radfahrer bevölkern die Main-Auen und auch der Pfarrer schwingt sich gerne auf den Drahtesel: „Freie Fahrt zum Kaffee in St. Marien, Offenbach“, heißt ein Bild. „Ostern“ fällt aus dem Rahmen, da hat der Maler das „leere Grab“ zum Aufklappen gefaltet. „Der Zeichenblock war leer und sonntags sind die Geschäfte geschlossen. Also habe ich auf der Rückseite des Rundschreibens vom Bischof gearbeitet.“

Zum Schmunzeln wie zum Grübeln regen auch das „Bla-bla-Männchen“ an, womit Johannes Schmitt-Helfferich eine bestimmte Person meint. Der „Lock-Down“ ist den Frisören gewidmet, die erste Messe in der neuen Zeit beginnt mit anmelden, anstellen, desinfizieren, eintragen, hinsetzen. „Der Herrgott kann kontrollieren, ist aber nicht beleidigt“, ist sich der Gemeindeleiter sicher.

Bis zum 21. Juni ist die Ausstellung in St. Markus zu sehen. Dann verschenkt der Künstler seine Werke. Spenden nimmt er aber gerne, damit soll eine moderne Krippe für die Pfarrkirche angeschafft werden.