Neuer Stadtbrandinspektor ist Matthias Luniak Herr über drei Wehren

Kein Unbekannter in Mühlheim: Matthias Luniak arbeitet tagsüber als Gerätewart in Diensten der Stadt.

Mühlheim – Den ganzen Tag mit dem Einsatzleitwagen unter Blaulicht und Martinshorn durch die Mühlenstadt kreisen, in der schicken Ausgehuniform zu festlichen Empfängen eilen oder in Katalogen für Feuerwehrautos blättern – nein, das sind nicht die Aufgaben von Matthias Luniak. Der Alltag des neuen Stadtbrandinspektors ist zunächst einmal der eines Gerätewarts, denn als solcher steht er in städtischen Diensten. Und wenn diese Arbeiten erledigt sind, dann sitzt der Chef lange am Computer.

Luniak ist im August 1984 in Offenbach geboren, verbrachte die ersten sechs Monate seines Lebens in der August-Bebel-Straße, dann zog die Familie zur „anderen Oma“ nach Lämmerspiel. Bis zur vierten Klasse besuchte er die Brüder-Grimm-Schule, dann zwei Jahre die Förderstufe in der Joseph-von-Eichendorff-Schule in Obertshausen. Dort blieb der Teenager und legte an der Hermann-Hesse-Schule den Realschul-Abschluss ab.

Bei Löbro in Offenbach erlernte er den Beruf des Industriemechanikers, wurde gleich übernommen und in die Nachtschicht geschickt. „13 Jahre habe ich das gemacht“, unterstreicht der Maschinenschlosser, „das war ein hartes Brot.“ Zwei Jahre durfte er in Tagschicht Dreh-, Fräs- und Härteanlagen einrichten, 2015 wechselte er als Gerätewart auf die Gehaltsliste der Stadt Mühlheim.

Seine Karriere bei der Feuerwehr begann vor 28 Jahren als „Brandstifter Lämmerspiels“: Mit ein paar Freunden entzündete er ein Lagerfeuer in der verlängerter Kolpingstraße, „das ist halt etwas größer geworden“, beschreibt er den Streich heute dezent. „Die Wiese ist abgefackelt, mehrere Einsatzwagen sind gekommen...“

Michael Kawecki, damals Jugendfeuerwehrwart, traf den Missetäter zwei Tage später, als bei Nachbarn gegrillt wurde. „Er hat mich gefragt, ob ich nicht in die Jugendfeuerwehr will“, erzählt Luniak, „und damit hatte er ein starkes Interesse in mir geweckt“. Mit zehn Jahren schloss er sich der Nachwuchstruppe an, mit 17 wurde er in die Einsatzabteilung übernommen, 2011 zum stellvertretenden Jugendwart gewählt. Schon ein Jahr später hängte der zweifache Vater den Job an den Nagel, um den Posten des Vize-Wehrführers in Lämmerspiel zu bekleiden. Im Mai ‘22 wählten sie den Gerätewart zum ehrenamtlichen Stadtbrandinspektor.

Luniak ist zunächst verantwortlich für alle Elektrogeräte, von der Kaffeemaschine bis zum Gasmessgerät. „Ich bin wie schon bei Löbro auch als Sicherheitsbeauftragter bestellt, muss Regale und Leitern überprüfen, Gefahrgut überwachen, schauen, ob in Läden und Fabrikhallen alles korrekt gelagert ist.

Im Vorfeld der Wahl führte er lange Gespräche mit Ehefrau Christiane und seinen Stellvertretern, Christian Stiel und Kawecki, dem Ausbilder und ehemaligen Wehrführer. „Irgendwann habe ich das dann wirklich gewollt“, resümiert der oberste Brandschützer der drei Mühlheimer Wehren. Jetzt leitet er Einsätze in Absprache mit den Gruppenführern, übernimmt Pressearbeit und Kontakte zu Bürgermeister und Erstem Stadtrat. Vor allem muss er Haushaltslisten, Bedarfs- und Entwicklungspläne für Neuanschaffungen schreiben, größere Posten mit Dezernent Dr. Alexander Krey abstimmen und dann dem Magistrat darlegen. Auch die Jugendordnung muss er mit dem Stadtjugendfeuerwehrwart fortschreiben.

„Es gibt keine Sache, die man nicht mit Reden bereinigen kann“, betont Luniak. In seinen Augen müsse nun die Feuerwehr modernisiert werden – ein neues Boot muss her und intensivere Einweisungen in moderne Fahrzeuge. Durch E-Autos steige das Gefahrenpotenzial, einen Krisenstab für Stromausfall und eine Gasmangellage haben sie bereits gebildet. Mit 170 Aktiven in allen Stadtteilen plagen ihn keine Nachwuchsprobleme: „Von zehn Jungfeuerwehrleuten bleiben drei oder vier, manche kommen mit 18 zurück.“ Ab Februar gibt es einen fünften Gerätewart, und während Corona gewann die Wehr acht Quereinsteiger, die auf Anhieb den Grundlehrgang bestanden haben. „Feuerwehr ist eben ein geiler Laden.“

Von Michael Prochnow