Innovative Nähkurse bei der Schneiderwerkstatt Stichart Die hohe Kunst des Nähens

Eifrig und konzentriert schneiden die Teilnehmerinnen des Nähkurses ihre Stoffe zurecht, um sie anschließend zu einem Brotkorb oder zu einer Kosmetiktasche zu verarbeiten. Foto: nj

Mühlheim (nj) – Wer sich nicht allein an die Nähmaschine traut, kann das auch mit Anleitung und in Gesellschaft tun. Ein Besuch im Nähkurs der innovativen neuen Schneiderwerkstatt Stichart in Mühlheim, in der das Handwerk beim Herstellen von Taschen erlernt werden kann.

Langsam finden sich fünf Frauen in dem modernen Loft der Schneiderwerkstatt ein. Die Maske ist für den Abend Pflicht und Desinfektionsmittel steht bereit.

Den Beginn macht Ute Krepp, ausgebildete Damenschneidering und war seit über 25 Jahren in manch prominenter Modeschmiede tätig, auf einem Stuhl sitzend mit einem großen Buch auf dem Schoß. Sie hatte die Einsparungen der Coronakrise am eigenen Leib spüren müssen. Mit einem Geschäftspartner eröffnete sie kurzerhand die Schneiderwerkstatt Stichart und erfüllte sich nebenbei einen lang gehegten Traum eines eigenen Ateliers. Die ersten Minuten des Anfängernähkurses sind eine Mischung aus Geschichte und Hintergrundinformation über die Baumwolle. Die als Änderungsschneiderin tätige Krepp nutzt ihr Wissen als Ausbilderin, um nun Laien und Fortgeschrittenen an der Nähmaschine eigene Taschen oder andere Teile fertigen zu lassen. Nach der kleinen Wissenseinheit gab es eine Vorstellungsrunde der fünf Teilnehmerinnen des Abends. „Ich habe zu Hause eine Nähmaschine, doch noch nie dran gesessen. Jetzt muss ich mal“, erzählte eine Teilnehmerin aus Dieburg über die Erwartungen des Kurses. Die anderen Damen an dem Abend saßen schon an den Maschinen, doch wollten ihr Können unter professioneller Leitung ausbauen. An diesem Abend konnten entweder ein Brotkorb aus Stoff oder eine Kosmetiktasche mit Reißverschluss zusammengenäht werden. Die neuen Räumlichkeiten der Werkstatt sind seit September offen und bieten genügend Platz, um den Sicherheitsabstand und die Coronaregeln einzuhalten. Neben verschiedenen Kursen an der Nähmaschine für Kinder und Erwachsene, sowie ein Nähmaschinenführerschein, bietet die Werkstatt auch ein Reparaturservice und Änderungsdienst von Kleidung an.

Bevor es an das eigentliche Nähen ging, teilte Krepp die Schnittvorlagen aus. Auf einem etwa DIN A1 großen Plakat sind selbstdesignte Vierecke als Vorlagen für die jeweiligen Taschen abgebildet. Erste Aufgabe des Abends war es, mit einer der vielen Scheren auf dem Tisch die richtige zu finden, um dann das Papier auszuschneiden. Die anfängliche Bastelstunde ging dann schnell ins Kreative über. Wie legt man am besten das Schnittmuster auf den Stoff, um am Ende die Motive richtig auf seinem Produkt zu haben? Eine Teilnehmerin aus Rödermark hatte auf ihrem Stoff Füchse und Bären. Wäre Ute Krepp nicht neben ihr gewesen, hätte die frisch gewordene Mama ihren Brotkorb mit den Tieren auf dem Kopf zusammengenäht. Der nächster Schritt ist das Anzeichnen der Muster und das anschließende Ausschneiden mit einer Stoffschere. Für kleine Fäden liegen nochmals extra Scheren bereit, die im Vergleich zu den anderen sehr klein ausfallen.

Das gewohnte Bild einer Näherin, die Stecknadeln im Mund hat, sucht man in der aktuellen Zeit vergebens. Die Mund-Nase-Bedeckungen verhindern das Klischee. Schnell tauschen sich die Frauen über ihre Erfahrungen aus. „Ich habe für meine neun Monate alte Tochter schon einige Lätzchen und eine Hose genäht“, erzählte eine Teilnehmerin während des Anzeichnens der Muster mit einem speziellen Stift, der beim Bügeln wieder abgeht. Nach einiger Zeit mit Schere, Stift und Faden haben alle ihre Stoffe bereit für das Zusammenfügen. Neben dem Stoff selbst fehlt noch das Bügelflies, was am Ende für eine gewisse Steifigkeit in der fertigen Tasche sorgt. Der weiße grobe Stoff ist auf Rollen gewickelt und liegt für alle bereit zum Ausschneiden. Das Bedienen der Nähmaschinen ist kein Hexenwerk und Ute Kress verspricht: „Es sieht komplizierter aus, als es ist“.

Am Ende des Abends haben alle Teilnehmerinnen ihre eigenen Taschen in der Hand und bewundern diese.

Wer selbst Lust bekommt einen Kurs zu besuchen, kann sich online auf stich-art.com anmelden. Anfängerkurse finden immer samstags statt und der Kurs „das Nähen für’s Baby“, mittwochs. Die Nähwerkstatt ist in der Otto-Hahn-Straße 23 in Mühlheim zu finden.