Kirchturm Komödianten verschieben Theaterstück auf nächstes Jahr „Hotel König“ bleibt geschlossen

Das amüsante Theaterstück „Hotel König“ wird erst 2021 vor Publikum gespielt. Foto: m

Mühlheim (m) – Die Mehrheit will’s so, und da kann man auf die Reisebranche keine Rücksicht nehmen. Also bleibt in der neuen Zeit auch das „Hotel König“ geschlossen: Das heitere Stück von Claudia Kanschat stand eigentlich für November auf dem Spielplan der Kirchturm Komödianten. „Wir haben lange diskutiert, ob wir an den vorgesehenen Terminen festhalten sollen“, erklärt Sprecher Stefan Heberer. „Aber Streit auf Distanz und Liebesszenen mit Mundschutz, das geht gar nicht!“ Letzteres ist in dem Buch zwar gar nicht vorgesehen, trotzdem einigten sich die Darsteller aus den Reihen der Dietesheimer Kolpingfamilie auf den Verzicht aller Vorstellungen im Pfarrheim St. Sebastian. Sie glauben, das „Hotel“ ein Jahr später öffnen zu können. „Es geht uns vor allem um den Schutz des Publikums, und das bestehe vor allem aus Angehörigen reiferer Generationen“, betont Kirchturm-Regisseur Stefan Schwab, „also der Risikogruppe“. Daneben dürften die Helfer in den Pausen gemäß der Corona-Regeln auch nichts verkaufen, argumentiert Mitgründer Stefan Heberer weiter. „Sekt, Bier, Limo und unsere belegte Brötchen - viele kommen nur wegen des Büfetts“, scherzt er. In dem ausgewählten Stück geht es um Marina König. Sie ist stinksauer, denn sobald es im gemeinsamen Hotel viel Arbeit gibt, muss ihr Ehemann dringend zu seiner „Erbtante Mathilde“. Als Dank für seine Hilfe überschüttet diese ihren Neffen mit völlig nutzlosen „Geschenken“, die der dann wieder im Internet verkaufen muss. Das ruft eine Dame vom Gewerbeaufsichtsamt auf den Plan, weil die Einnahmen aus diesen Geschäften nicht versteuert sind. Doch nicht nur der Ehemann, auch die Besucherin, die kein deutsch spricht, der italienische Kellner, eine resolute Köchin, ein attraktives Zimmermädchen und ein kaputter Aufzug rauben Marina den letzten Nerv. Stefan Heberer und Thomas Schwab haben die Vorlage mit viel Lokalkolorit angereichert. So heißt die Unterkunft in den Vorstellungen an der Hanauer Straße „Hotel zum grünen See“, auch der „Kaale Bersch“ taucht auf. Abends geht’s auf die „Lämmerspieler Partymeile“, in die Pilsquelle, aber auch die Dietesheimer Schänke und „Stapels Lisbeth“ vor den Toren Steinheims tauchen in Nebenrolle in dem angepassten Stück auf.

„Die Situation zwingt uns zur Absage“, erklärt Heberer noch einmal, und dabei schwingt Enttäuschung in der Stimme mit. „Auch für unsere Mitglieder ist dieser Schritt nicht so prickelnd“, fügt er noch hinzu. „Die Rollen und Texte sind verteilt, wir hätten Mitte Mai mit den Proben anfangen müssen, doch dann kam Corona.“ Die Aktiven haben sich im Pfarrheim getroffen, „es wäre groß genug, um mit Abstand zu üben“, aber der Entschluss für das Aus fiel einstimmig.

Die tröstende Perspektive lautet, „wir haben das 24. Stück parat und somit jetzt schon ein Programm fürs Jubiläumsjahr“. Die Kirchturm Komödianten feiern 2021 ihr 25-jähriges Bestehen – hoffentlich! Schwab und Trixi Breuer, die sich die Leitung teilen, sehen die Dinge entspannt. „Viele Stars und Sternchen sind auf- und untergegangen“, lassen sie die Zeit Revue passieren und wollen versuchen, den einen oder anderen Ehemaligen zu gewinnen, „durch die Szene zu laufen“.

Da die Story in einer Kneipe spielt, könnten sie Zeitung lesen, Klavier spielen, zaubern oder singen: „Wir hatten schon viele Talente in unseren Reihen“, findet Heberer. Denkbar wäre eine interaktive Inszenierung, in der das Publikum am Eingang begrüßt und in den Reihen angesprochen wird. Ein Lied zum Abschluss haben sie 2019 eingeführt, „ich war noch niemals in Dietesheim!“

„Wir spielen viermal und haben vier verschiedene Arten von Publikum“, beschreibt Stefan Heberer das Typische an ihren Terminen. „Die einen lachen schon, wenn sie noch die Tür in der Hand haben, andere haben im ersten Akt kein einziges Mal die Mundwinkel verzogen“, sagt der Hauptdarsteller. „Sie trauen sich nicht, weil sie Angst haben, etwas zu verpassen.“ In jedem Fall gilt, „die Leute, die da sitzen, haben bezahlt, um uns zu sehen“, unterstreicht Stefan Schwab, „und ich will, dass die Leute Spaß haben“.

In einem Vierteljahrhundert habe sich die Formation „etwas erarbeitet, ganz gut Tritt gefunden, da gehört einem eigentlich ein Orden“. Der Regisseur hat „Theatergruppen sterben gesehen, die sensationell gut waren. Das möchte ich nicht mehr erleben“. Waren die Komödianten früher zu zwölft, stehen jetzt sieben Mitspieler im Rampenlicht. „Das heißt, mehr Text lernen“, rechnet Heberer vor. Motivierend wirke da der Nachwuchs, eine 22- und eine 24-Jährige gehören zum Team.

„Wenn Corona uns lässt, werden wir uns treffen, um uns nicht aus den Augen zu verlieren“, kündigt der Gründer an. Studentin Carolin mahnt die Tradition an. Auch wenn nicht gespielt wird - „im November gehen wir zum Premierenessen“.