25-jähriges Jubiläum des Geschichtsvereins Mühlheim Sie sind die Hüter der Mühlheimer Vergangenheit

Landrat Oliver Quilling zeichnet (von links) Angelika Loewenheim, Hartmut Gries und Walter Schäfer mit der Ehrenamts-Card aus. Ihm assistiert Karl-Heinz Stier. Foto: man

Mühlheim (man) – Man könnte tippen, dass es den Geschichtsverein schon hundert Jahre gibt, zumindest seit dem Krieg, so verankert wirkt der Club in Mühlheim. Umso mehr wundert es, dass sich der Verein erst vor 25 Jahren konstituierte.

Am 23. Oktober feierten Mitglieder und Gäste im Mühlheimer Wirtshaus an der Friedensstraße das silberne Jubiläum des Geschichtsvereins, der für das öffentliche Leben Mühlheims eine prägende Rolle spielt.

Zu Beginn des Abends singt der Barde Rudi Eitel sein Lied von der Besiedlung der drei Stadtteile. Jeder im Saal weiß, im Osten und im Süden lagen sich die Leute einst nicht unbedingt mit Freudentränen in den Armen, als es für Dietesheim 1939 und für Lämmerspiel 1977 hieß, „ihr seit jetzt Mühlheimer“. Auch das gehört zu den Themen, die der Geschichtsverein, dem alle drei Stadtteile angehören, in seiner kurzen Historie behandelte.

Vorstandsmitglied Kornelia Heinzerling erinnert an die Zeit, als man noch zum „Verkehrs und Verschönerungsverein Mühlheim (VVM)“ gehörte. Heinzerling spricht von der Eröffnung des Stadtmuseums 1985 im ehemaligen Rathaus, vom restaurierten Wachhäuschen in der Altstadt und von Richard Krug, dem einstigen Leiter der Kommunalhistoriker im VVM. „Die Geschichtsabteilung hatte jedoch keine eigenen Finanzen.“ Es ließen sich keine separaten Spendenquittungen ausstellen.

An anderer Stelle erinnert Michael Rupp, der Vorsitzende des VVM und seit dem Startschuss Mitglied im Geschichtsverein, wie manche VVM-Mitglieder sich weiland nicht ganz zufrieden gaben, was die Aufteilung der Gelder betraf, „die Hälfte bekam die Geschichtsabteilung“.

Hartmut Gries zeigt zu Beginn seines Vortrags ein Bild vom 2. Oktober 1993. Trotz des Regens bevölkert die halbe Stadt den Rodaudamm. Nach 28 Jahren Stillstand hatte die Mühleneigentümerin Antonie Krebs ein neues Rad installieren lassen.

Ein halbes Jahr später, am 23. März 1994, konstituierte sich der Geschichtsverein im Bürgerhaus. Albert Dewald übernahm den Vorsitz über die damals 44 Mitglieder. Der heutige Ehrenvorsitzende wird am späteren Abend noch jene mit Urkunde und Geschenkbuch bedanken, die dem Geschichtsverein seit dem ersten Tag angehören, wie etwa Mühlheims Ehrenbürgerin Elisabeth Gilmer-Kaiser oder der frühere Stadtrad Peter Hildebrand.

Vor zwölf Jahren übernahm Karl-Heinz Stier den Vorsitz, der die Erzählcafés des Vereins professionell leitet. Wundern kann das nicht. Über Jahre moderierte der Fernsehjournalist Stier im HR Sendungen wie „Handkäs mit Musik“, „Hessen unterwegs“ oder die „Hessenschau“. Stier erinnert neben Ausstellungen wie zuletzt „Mühlheimer Schulgeschichte – Schüler, Lehrer, Prügelstrafe“ an die vielen Publikationen des Geschichtsvereins, etwa zum 100. Geburtstag des Komponisten Paul Hindemith, der in Mühlheim zur Grundschule ging.

Stier spricht auch über das letzte Buch mit dem Titel „Fabuliert und schnabuliert“, das regionale Kochrezepte benutzt, um mit feinem Sinn fürs Detail die Atmosphäre der Mühlheimer Nachkriegsjahre einzufangen, „das ist weit mehr als ein Kochbuch“.

Zur teilweisen Deckung von dessen Herstellungskosten übergibt Oliver Quilling in seiner Funktion als Vorsitzender der Stiftung „Miteinander Leben“ einen Scheck über 2.000 Euro. In seiner Eigenschaft als Landrat zeichnet Quilling die Geschichtsvereinsaktivisten Hartmut Gries, Angelika Loewenheim und Walter Schäfer mit der „Ehrenamts-Card“ aus. Damit lassen sich in Mühlheim umsonst die Schwimmbäder besuchen. Bei Sport-Schweikard kostet der Ski oder der Tennisschläger gegen Vorlage zehn Prozent weniger.

Bürgermeister Daniel Tybussek spricht von der Arbeit der teils mühsamen Arbeit der Vorstandsmitglieder, „die sicher nicht immer vergnügungssteuerpflichtig ist“. Der Landtagsabgeordnete Ismail Tipi bezeichnet den Geschichtsverein als „Garanten für unsere Werte“.

Gerda Brinkmann, die Erfinderin des Babbelrundgangs, beschließt den Abend mit einem mundsprachlichen Wink: „Doch für die Zukunft wär‘ zu sache, mer könnt‘ a paar junge Leut‘ vertrache.“