20 Jahre „Nachbarn schützen Nachbarn“ im Mühlheimer Franzosenviertel Auch der Innenminister gratuliert persönlich

Bauchredner Andy Franz lieh bei dem Fest in der St.-Priest-Straße auch Kurt und Waltraud Kaiser seine Stimme und trug so zur Erheiterung aller Gäste beim. Foto: Prochnow

Mühlheim (pro) – Am 7. 7. ’17 um 17 Uhr eröffnete Waltraud Kaiser den Open-Air-Stammtisch als „Weiße Tafel“. Die Bürgerinitative (BI) „Nachbarn schützen Nachbarn“ im Franzosenviertel feierte so am vergangenen Freitag im Wendehammer der St.-Priest-Straße mit mehreren prominenten Besuchern ihren 20. Geburtstag.

Als Überraschungsgast präsentierte der Landtagsabgeordnete Ismail Tipi Hessens Innenminister Peter Beuth. Er würdigte die Leistung der Jubilare und überreichte ihnen 500 Euro. Auch Stadtverordnetenvorsteher Harald Winter, Bürgermeister Daniel Tybussek und Karl-Christian Schelzke, Direktor des Hessischen Städte- und Gemeindebunds, gratulierten der Runde. Von der ersten Stunde an dabei sind Roswitha und Karl Schammel, Edith und Ernst Krampol, Resi und Adolf Neubeck, Dagmar und Franco Pecile, Christa und Siggi Wolf, die Familie Hintze, Lilo und Wolfgang Gärtner. Mit einer Rose dankte Waltraud Kaiser außerdem ihrem Mann Kurt und ihrer Tochter Yvonne.

Band des Vertrauens

Neu in der Siedlung ist Martin Kießwetter, der die „Tafel“ musikalisch unterhielt. Als Zauberer stellte sich der Anwohner Ruo Yue Dai aus China vor, Bauchredner Andy Franz von der Sonnau unterhielt sich nicht nur mit Puppe Konrad, sondern lieh auch Kurt und Waltraud Kaiser seine Stimme. „Mit den Nachbarn ist das so eine Sache!“, begrüßte die Initiatorin die Teilnehmer am Straßenfest. Ein jeder könne sich seine Wohngegend aussuchen, nicht aber die Menschen, die dort leben. „Wir unterscheiden uns im Alter und in den Ansichten, die Geschmäcker und Gewohnheiten sind auch nicht gleich“, gab die Leiterin zu bedenken. „Doch eines verbindet uns alle: Wir wohnen in der gleichen Ecke!“

Das bedeute ein großes Stück Heimat. „Heimat entsteht, wenn man an Liebgewordenem ein Band des Vertrauens anknüpfen kann“, definierte sie, und so sei das im Franzosenviertel. „Viele solcher Bänder ergeben einen festen Halt und Sicherheit“, warb Kaiser. Seit 20 Jahren und länger wohnen sie zusammen, lachen, feiern und helfen sich gegenseitig: „Das zeichnet diese Nachbarschaft und die BI aus“. Und was im Kleinen klappt, sollte auch im Großen möglich sein, „ein fairer und freundlicher Umgang miteinander, einfach Menschlichkeit“.

Lob für die Polizei

„Wir dürfen ein bisschen stolz sein auf unsere Arbeit. Wir konnten in den vergangenen Jahren fünf Straßenfeste ganz groß feiern, die aber auch viel Arbeit bedeuteten“. Der Erlös dieser Veranstaltungen liege bei mehr als 10.000 Euro und ging an verschiedene Kitas und andere soziale Einrichtungen, besonders an Kinder mit Behinderungen. Dank galt der Polizei in Mühlheim. Die Dienststellenleiter Jürgen Hampel, sein Vorgänger Kurt Pfaff und einige Kollegen informierten an den Stammtischen in Gaststätten, wie sich die Hausbesitzer vor Einbrüchen schützen können. Anfangs haben Diebe aus Rohbauten die Heizungen geklaut – das sollte fortan verhindert werden, indem jeder in Kontakt mit den anderen Bewohnern tritt und auch dessen Eigentum im Auge behält.

Im Frühjahr 2016 hat die Gruppe beim Nachbarn Hans Wießmann ein Frühlingsfest organisiert. Hunderte seiner „Laubsäge-Arbeiten“ wie die Alte Oper, das Brandenburger Tor und ganze Spielplätze gingen weg wie „warme Semmel“, der Erlös floss wiederum an zwei Kindergärten. Zudem hat Waltraud Kaiser Ausflüge und Besichtigungstouren organisiert, um die Gemeinschaft zu stärken. Die Mühlheimer waren in der Justizvollzugsanstalt Weiterstadt, im Atomkraftwerk Biblis und bei der Raumfahrtgesellschaft ESA in Darmstadt, im Landtag, in Fernseh- und Radiostudios, an der Börse und in der Europäischen Zentralbank.