Weinfest auf dem Gailenberg lockt viele Gäste an Jahrgang 2016 aus Mühlheim fällt dürftig aus

Viele Gäste kamen zum „Weinfestchen“ auf dem Gailenberg bei Lämmerspiel und ließen sich Winzerknorze’, Spundekäs’ und natürlich einen guten Tropfen schmecken. Foto: pro

Mühlheim (pro) – Der am östlichsten gelegene Wingert ist zugleich der kleinste des Anbaugebiets Rheingau, der von einem Verein unterhalten wird. Auf dem Gailenberg wird darum kein Weinfest, sondern ein Weinfestchen gefeiert. Im Vergleich zum vergangenen Jahr lief diesmal die Feier bei herrlichem Sommerwetter, das Klima der zurückliegenden Wochen hingegen wird Einbußen beim Lesen und Keltern verursachen.

Es ist nicht gut bestellt um den Besten Stier vom Gailenberg. Die meisten der noch kleinen Früchte sind durch den Mehltau abgestorben. An den Zweigen hängen nur noch schwarze Reste, die der Pilz zurückließ. Karl-Heinz Stier von der Interessengemeinschaft Lämmerspieler Weinbauern rechnet mit maximal 60 Litern Ertrag im Jahrgang 2016. 180 erbrachte der 15er, vergleicht der Sprecher. Darum konnten beim Festchen erstmals auch 30 Liter vom eigenen Erzeugnis ausgeschenkt werden. Ausgelöst wurde die aktuelle Misere durch die wiederholten starken Regenfälle, die auch die Früchte in den großen Anbaugebieten in Rheingau und Rheinhessen beeinträchtigt haben. „Es hat alle erwischt, obwohl die Hobby-Winzer fleißig die Wurzeln gewässert, gedüngt und die Pflanzen gespritzt haben“, bedauerte Stier. Bio-Bauern dürfen keine Herbizide oder Pestizide einsetzen und haben daher herbe Verluste zu beklagen.

In der Vergangenheit hatten die Lämmerspieler zweimal einen Totalausfall zu beklagen. „Das führt uns die Abhängigkeit von der Natur immer wieder vor Augen“, erinnert der Namensgeber des Weins. Die späten Nachtfröste im Mai, die Kalte Sophie und die Eisheiligen waren es damals, die fast alle Blüten zerstörten. Die Kälte kommt aus dem Osten, frühmorgens, wenn die Temperaturen unter null Grad Celsius fallen. Der Wald schützt noch, aber über der Freifläche nutzt selbst das Abdecken mit Plastikfolien nichts. Diesmal ist es die Feuchtigkeit auf den Früchten selbst, die viele absterben ließ.

Fünf Lämmerspieler haben die IG Weinbauern vor 24 Jahren aus einer Bierlaune auf der Kerb gegründet. Sie wollten die Tradition aus dem 17. Jahrhundert wiederbeleben. Erich Weikert, damals Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins, Autohändler Reinhold Best, dem das Gelände gehörte, Justin Schmitt, seinerzeit Vorsitzender der Ortsvereine, der langjährige Wehrführer Bernd Schwerzel und Karl-Heinz Stier, 1992 Stadtverordnetenvorsteher, hoben die Gemeinschaft aus der Taufe. Damals durften nur 99 Rebstöcke gesetzt werden, damit der Anbau nicht als kommerziell galt.

Die Forschungsanstalt in Geisenheim riet, auf der Sandschicht über dem Basaltgrund Weißburgunder anzubauen, da diese Traube sehr widerstandsfähig sei. Nach drei Jahren Hege erntete die Gruppe den ersten Wein. Große Probleme bereitete damals die Untere Naturschutzbehörde, berichtete Stier. Sie verweigerte die Zustimmung für einen Zaun, der dem Verbiss durch Wildtiere vorbeugen soll. Dieses Notwendigkeit erkannte aber die Obere Naturschutzbehörde in Eltville und bestätigte, dass die Kultur nicht ohne Einfriedung möglich sei.

Einem Kompromiss mit den Naturschützern des Kreises zufolge, dürfen die Freizeit-Winzer wegen der Vogelbrut nicht vor Mitte August feiern. Das Weinfestchen fand diesmal besonders großen Zuspruch von auswärtigen Gästen. Vor allem Rad-Ausflügler legten unter den Pavillons auf dem Gailenberg eine Rast ein. Fast 20 freiwillige Helfer standen an den Theken, Ingeborg Fischer hatte Winzerknorze’ mit Salami, Schafskäse und Basilikum darin gebacken, auch Spundekäs’ gehörte zu den Spezialitäten vor der Kulisse der Weinstöcke.