Beim Jugendforum eigne Idee für ein schönes Mühlheim einbringen Jugendliche wollen eine Neugestaltung des Bürgerparks

Die Jugendlichen hatten zahlreiche Ideen, wie ihre Stadt schöner wird Foto: man

Mühlheim (man) – Meist ist es ein schweres Unterfangen, die Leute zu aktivieren, um sich für irgendein Thema zu engagieren. Es spielt keine Rolle, ob es sich um Jugendliche oder Erwachsene handelt. Insofern war es schon erstaunlich, dass so viele an den Workshops teilnahmen, auch wenn es diesmal keine Pizza gab, wie noch zur Premiere im Januar.

„Mitreden – Mitgestalten! Eure Stadt – Eure Ideen!“ lautete die Überschrift, unter der sich Jugendliche vor der Zuspitzung des Corona-Virus im Jugendzentrum zum zweiten Mal in diesem Jahr trafen. Das Thema: Wie kann sich die Mühlheimer Jugend für die eigenen Interessen einsetzen. Zur Sprache kamen auch kritische Themen. Klara Ammouchi und Aris Dimitriou von der Jugendpflege Mühlheim leiten das Jugendforum. Am Rande erzählt Michael Schneider von der Stabsstelle Bürgerbeteiligung, Ziel der Stadt sei es, den jungen Leuten ein Feld zu bereiten, auf dem sie ihre Interessen formulieren können, die am Ende auch Thema im Rathaus sein können. Schneider erzählt ein Beispiel, das 15 Jahre zurückliegt. Jugendliche hatten sich am Bahndamm den Aufbau von Sandhügeln gewünscht, als Parcour für die damals gerade besonders modernen BMX-Räder. „Die zeigten unglaublich viel Engagement“, erinnert sich Schneider. Letztlich führte das auch zum Erfolg, „ein Jahr fuhren viele dort herum“. Aris Dimitriou nennt ein Problem von damals, das als Sinnbild steht, dass die Zeiten der Generationen oft unterschiedlich schnell laufen: „Vom ersten Antrag bis zur Realisierung vergingen drei Jahre.“ Was natürlich hieß, der Hype ums BMX-Rad flachte schon ab, als die Hügel standen. Die einstigen Antragsteller waren aus dem Alter schon raus oder widmeten sich mittlerweile anderen Interessen. „Ihr habt Rechte, aber ihr müsst euch dafür einsetzen“, erklärt Dimitriou. Und zwar so, dass sich Veränderungen möglichst schnell vollziehen. Dimitriou kann sich vorstellen, dass sich das Jugendforum über eine Jugendkonferenz zu einem Jugendparlament in Mühlheim entwickelt.

Ein Jugendlicher erklärt, „ich bin Mühlheimer und will helfen, dass sich hier etwas entwickelt“. Das hält ein anderer für dringend geboten, „denn ich finde, Mühlheim ist langweilig“. Anschließend trennen sich die Teilnehmer in verschiedene Workshop-Gruppen.

Von den Ergebnissen erzählt später Klara Ammouchi. So kam etwa der Vorschlag, im Jugendzentrum einen Flohmarkt zu veranstalten. Denn ging es um die Neugestaltung des Bürgerparks. Viele wollen sich hier unbedingt mit Vorschlägen einbringen. Einige erzählten, dass es dort immer wieder zu Konflikten mit Erwachsenen käme, die sich mit teilweise rassistischem Vokabular über laute Musik und Schimpfwörtergebrauch beschwerten. Mitunter fielen Sätze wie „was wollt ihr hier, geht doch in eure Heimat“. Verständlich, das es einen verärgert, auf das angesprochen zu werden, wozu man nichts kann: Für Haar- oder Hautfarbe. Erst recht, wenn die Heimat nirgendwo anders als in Mühlheim liegt. Vielleicht kommt beim nächsten Jugendforum der Vorschlag für einen runden Tisch, an dem sich die Nutzer des Bürgerparks aussprechen können. Denn erwachsene Mühlheimer mit und ohne Migrationshintergrund berichten, sich mit ihren Kindern dort unwohl zu fühlen, wenn ständig „Hurensohn“ gerufen wird, sowie Frauen und Schwule diskriminierende Rap-Songs laufen.

Klara Ammouchi berichtet außerdem, in einem Workshop sei auch besprochen worden, wie sich das Image des Jugendzentrums verbessern ließe.

Die Sozialarbeiterin fügt an, sie erlebe die meisten Jugendlichen in ihrer täglichen Arbeit als emphatisch und sozial. Dennoch kämpfe das JUZ gegen den Ruf an, „da gehen doch nur Asoziale hin“. Eine Überlegung sei es, nach dem Umbau des Bürgerparks dort ein Fest für alle zu gestalten, auch um sich als JUZ zu präsentieren. Vielleicht kommt man dann ins Gespräch.