Jahreshauptversammlung des Geschichtsvereins Mühlheim Karl-Heinz Stier resümiert das letzte Jahr

Silke Meier von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises Offenbach verteidigt den Abriss des ältesten Fischerhauses von Dietesheim. Bei Karl-Heinz Stier zünden ihre Argumente jedoch nicht. Foto: man

Mühlheim (man) – Bei der Jahreshauptversammlung des Geschichtsvereins ging es am 24. April im Mühlheimer Wirtshaus an der Friedensstraße vor allem um Kulturbauten der Stadt. Eine Vertreterin der Denkmalschutzbehörde der Kreises verteidigte den Abriss den ältesten Fischerhauses Dietesheims. Die Frau kündigt aber auch einen Brief von ihrer Behörde an Johannes Schmitt-Helfferich an. Der Pfarrer soll bei St. Markus veranlasst haben, dass ein Kriegerdenkmal verschwindet. Der Geistliche steht zu der Entscheidung. Der Geschichtsverein hatte die gelernte Steinmetzin und Architektin Silke Meier eingeladen. Seit 24 Jahren arbeitet Meier für die Untere Denkmalschutzbehörde des Kreises Offenbach.

Meier spricht von rund 1.000 Kulturgütern, um die sich ihr Amt in den zehn Städten und drei Gemeinden des Kreises kümmere. Meier erklärt, „in Mühlheim gibt es weniger Kulturgüter als etwa in Seligenstadt oder Dreieichenhain“. Vor zwei Jahren fiel noch ein weiteres Kulturgut der Abrissbirne zum Opfer. Die Protagonisten des Geschichtsvereins hatten den Kampf um das Fischerhaus an der Dietesheimer Obermainstraße 21 gegen Investor und Behörden verloren. Meier sagt, die Erlaubnis zum Abriss sei beim Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden gefallen, „wir hatten darauf keinen Einfluss“. Gleichwohl sei die aber nicht überzeugt gewesen, dass es sich um ein erhaltenswertes Gebäude handele, „eine Fischreuse und ein Wasserstandmelder, das reicht nicht“. In den achtziger Jahren habe Wiesbaden das Gebäude als nicht denkmalschutzwürdig klassifiziert, „ich habe keinen Grund, an deren Urteil zu zweifeln“. Dem will Karl-Heinz Stier nicht folgen. Moderat im Ton, klar in der Sache gibt der Vorsitzende des Geschichtsvereins zu bedenken, „dass es nicht um eine Frischreuse ging, sondern um das älteste Fischerhaus im Ort“. Das blinde Vertrauen auf ein fast vierzig Jahre altes Gutachten teilt Stier nicht, „die Sensibilität der Bürger für historische Bauten hat sich seit dem stark entwickelt“. Für Behörden scheint das keine Rolle zu spielen. Meier betont, „das Landesamt bescheinigt heute eher weniger Wertigkeit als früher“.

Zum 1873 erbauten Bahnhof erklärt Meier, man habe Wert darauf gelegt, dass der private Besitzer die historische Ziegelfassade wieder herstellt. Vorstandsmitglied Angelika Loewenheim moniert, dass auf der Südseite immer noch keine unterteilten Fenster eingesetzt sind. Zum Dauerthema „Krebsche Mühle“, Mühlheims Wahrzeichen an der Rodau, konstatiert Stier, man sei froh, dass die Stadt und kein Investor die Mühle übernommen habe. Silke Meier klärt, die Stadt habe den Fokus darauf gelegt, „erst mal alles zu unternehmen, um die Subtanz zu erhalten“. Ein Problem sei, weiß Stier, dass es in Deutschland nur noch einen Spezialisten für Mühlen gäbe. Der sei gerade unpässlich. Das Kriegerdenkmal von 1870 steht nicht mehr an der St. Markus-Kirche. Silke Meier erklärt, für Pfarrer Johannes Schmitt-Helfferich könnte es auf ein Ordnungsgeld hinauslaufen, „dass es wackelte darf kein Grund sein, es wegzuschaffen“. Auf Anfrage unserer Zeitung bedauert Schmitt-Helfferich, selbst Mitglied im Geschichtsverein, dass er zur Versammlung nicht habe kommen können, „das hätte ich gerne erklärt“.

Das Denkmal habe sich nicht mehr stabilisieren lassen. Die Stadt sei Rechtsnachfolger des Kriegervereins, des einstigen Besitzers. Bürgermeister Daniel Tybussek sei über den Zustand informiert gewesen. Post von Meier sehe er gelassen entgegen. Ein Gutachten nach dem anderen habe er nicht abwarten können. Es habe Gefahr im Verzug geherrscht, „ich wollte kein erschlagenes Kind beerdigen“. Karl-Heinz-Stier resümiert das letzte Jahr des Geschichtsvereins. Höhepunkt sei die Herausgabe des erfolgreichen Buches „Fabuliert & Schnabuliert - Mühlheimer Geschichten rund ums Essen“ gewesen. Die federführende Angelika Loewenheim betont, „das ist kein Buch nur für Weihnachten, sondern fürs ganze Jahr“.

Stier ehrt Kassenwartin Mechthild Pawlik, Hiltrud Schmitt und Horst Baier für ihre Arbeit im Vorstand des Geschichtsvereins mit dem „Silberbarren“.