Jubiläumsbüttenpredigt von Wolfgang Sterr Ein Katholik in der evangelischen Friedenskirche

Auszeichnung: Pfarrer Ralf Grombacher überreicht Wolfgang Sterr (links) einen Orden.

Mühlheim – Können nur Katholiken Karneval? Keineswegs! Wolfgang Sterr, Sitzungspräsident bei den Katholischen Karnevalisten Mühlheim (KaKaM), leistet seit närrischen elf Jahren missionarische Einsätze im Sinne der Fünften Jahreszeit, hielt nun seine Jubiläums-Büttenpredigt in der evangelischen Friedenskirche.

Die Christen auf den Kirchbänken hörten zuvor das Lukas-Evangelium vom „verlorenen Sohn“. Er schlug Vermögen des Vaters auf den Kopf und kehrte reumütig heim, wo der Papa ein rauschendes Fest zu seiner Rückkehr veranlasste. Das verstand nicht jeder am Hof, und damit muss wohl auch die Narretei leben. Sterr schlug eine versöhnliche Brücke, reimte übers Versöhnen und Verzeihen.

„Was sin‘ die Grombachers ja so froh, dass heute widder aaner hier reikimmt un‘ ihre Arbeit übernimmt“, richtete er sich ans Pfarrer-Ehepaar. Langsam könne man‘s mit Fastnacht mal probier‘n, „obwohl mer bei Corona weiter vorsichtig bleibe‘ müsse‘“. Nach Fehlern, befand der Karnevalist, „hilft nur eins: Neue Wege zu betrete! Mein Gegenüber mir reicht die Hand, weil auch er Fehler bei sich hat erkannt“.

Ehrlichkeit und guter Wille von beiden Seiten, dann „geht man gemeinsam in gute Zeite‘“, empfahl er salomonisch. „Dann widder kann ich frei un‘ unbetrete‘ mit ganzem Herzen Vater unser bete‘.“ Und „egal in welcher Situation, welchem Stand, Gott reicht uns täglich sei‘ liebe Hand“. Damit blickte der Redner gen Osten: „In Russland wollte so mancher Sohn errichte e neu‘ Sowjetunion.“ Eine Folge seien Spekulanten, die unnötige Preiserhöhungen verursachten. Doch, Rezina-Wein und Pilsener Bier kommen nicht aus der Ukraine ...

Den Gesangswettbewerb ESC hätte das angegriffene Land selbst mit „Hänschen klein“ gewonnen, Selenskyj bestelle Waffen wie beim Otto-Versand, „als ob mehrere Leoparde un‘ Mörder-Dinge wirklich der Region den Frieden bringe‘“, hinterfragte Sterr kritisch. Bei den Waffenbauern steigen freilich Einkommen und Aktienwerte. „Kaaner von dene‘ stellte sich bisher hin un‘ hatte Frieden in seinem Sinn. Alle Tag‘ geht auf der Spirale Leiter das Erobern, Rückerobern, Morden weiter.“

Der Bürger habe sich inzwischen daran gewöhnt. „Wo sin‘ Politiker mit Mut, mit ernsthaftem Friedenswillen an ihrem Hut?“ Gott möge nun Menschen erleuchten, „auch der Dümmste müsst‘ es endlich raffe: Wer Frieden will, liefert keine Waffen“, distanzierte sich der Mühlheimer von der Regierungslinie. Schließlich gebe es „auch woanners viel Not“.

Sterr erwähnte auch Feinstaubwerte, die aggressive Politik des Iran, die Folgen der gestiegenen Strom- und Gaspreise und die vielen Vorschläge zum Energiesparen, zum Beispiel eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen. Da aber versage die Regierung, „weil eine Lobby da net still und‘ des ganz aafach mal net will!“. Gegen das Frieren in der Kirche trug schon Martin Luther eine Batschkapp‘, dem Pfarrer riet der Gast zu einem heißen Grog.

Ralf Grombacher überreichte ihm einen eigens vom Kirchenvorstand gestalteten Orden und lud alle zum Kreppelkaffee ins Gemeindezentrum ein.
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