Fiala erzählt, wie sie mit Sabine Schepp, der Leiterin der Turnabteilung, einmal einen ähnlichen Flohmarkt besuchte, worauf die beiden resümierten, „das können wir besser“. An dem anderen Ort verkaufte der Verein die Angebote selbst auf Kommissionsbasis, um hinterher die unveräußerten Stücke wieder zurückzugeben. Ein sinnlos hoher bürokratischer Aufwand.
Der TSV hatte den Flohmarkt für Frauen im Sommer in der Zeitung ankündigen lassen. So wie llse Hammann ging es manchen. Die in Dietesheim lebende Vorsitzende des Karnevalsverein Offenbacher 03 hatte am Tag des Erscheinens angerufen. Schon zu spät. Die 46 Tische im Parkett waren schon vergeben. Auf der Bühne präsentierten sich nur gewerbliche Anbieterinnen. Hammann hatte Glück. Anfang des Monats sagte eine ab. So rückte Hammann nach, die erzählt, ihr Mann habe mitgeholfen, alles hinein zu bringen. Sie habe ihn dann aber nicht überreden müssen, wieder zu gehen, „das machte er gerne freiwillig“.
Ein Flohmarkt nur für Männer würde wohl nicht funktionieren. Die trennen sich in der Regel nur von Textilien, wenn die Figur nicht mehr ganz so geschmeidig in den Anzug passt. Den Grund „Fehlkauf“, von dem Ilse Hammann berichtet, kennen die meisten Männer nicht aus eigenem Erleben, „wenn meiner was braucht, kommt er nach zehn Minuten aus dem Geschäft wieder raus“.
Hammann erklärt mit Blick auf ihre Auslage, wie es zu einem Fehleinkauf kommt. Bei dem einen Glitzerkleid dachte sie noch im Laden, es eigne sich glänzend, um auszugehen. Ein paar Tage später dominierte beim Blick in den Spiegel die Skepsis. Die Konsequenz: „Das kann ich nicht anziehen.“ Überhaupt käme es unter Frauen zu Kommentaren, die Männer nicht ablassen können, weil sie den Sachverhalt nicht bemerkten. Hammann berichtet, wie sie eine Bekannte bei einer offiziellen Veranstaltung darauf aufmerksam machte, „das hast Du aber schon mal angehabt“.
Auch Erika Hesse-Rogge brachte ihre Kisten aus Dietesheim nach Lämmerspiel. Ihr komme es nicht nur darauf an, etwa die Sweatshirts ihrer 16-jährigen Pflegetochter für einen Euro zu verkaufen, die einmal zwanzig gekostet haben. Hesse-Rogge schätzt vor allem den sozialen Aspekt, „Bekannte zu treffen und andere kennenzulernen“. Das gefällt auch Alexandra Atzenböck-Gehrlein. Die Bürgelerin lobt die Organisation und die Idee, „von so was hatte ich bis dahin noch nicht gehört“. Nach einer Stunde sei der Besucherinnenstrom jedoch leicht versiegt, erzählt sie später. Auch sie baute um 21 Uhr schon ab, auch wenn es offiziell bis 22 Uhr ging. „Vielleicht wäre ein Termin am Samstagmittag günstiger“, vermutet Atzenböck-Gehrlein. Der Samstagabend sei in der Regel familiär oder anderweitig sozial besetzt. Die Leute gehen dann lieber aus, als einzukaufen. Erschwerend kommt eventuell hinzu, dass potenzielle Käuferinnen aus Obertshausen oder Mühlheim wissen, ab samstags kurz nach halb sechs pausiert der Linienbus 120 bis montags, auch wenn das Sammeltaxi der Stadtwerke verlässlich funktioniert. Der nächste „KauFRAUsch“ steht für den 4. Mai auf dem Plan. Und sicher gilt für Lämmerspiel das gleiche wie für Mühlheim. Ehe sich ein Event vom Versuch zum Reißer entwickelt, muss ein bisschen Wasser die Rodau runter fließen und sich die Geschichte auf der Gasse herumsprechen.