Bepflanzung im Alten Frankfurter Weg Kegel-Feldahorn setzt sich durch

Noch schwer vorstellbar, dass am Ende des Jahres au der linken Seite Bäume wachsen werden. Die Anwohner der Roten Warte haben sich entschieden. Foto: Mangold

Mühlheim (man) – Der Alte Frankfurter Weg wirkt mit den Baggern, Rohren und Sandhügeln wie eine für die Ewigkeit bestimmte Baustelle, gefühlt jedenfalls. In absehbarer Zeit wird der Kanal aber neu verlegt sein. Zum Ende des Jahres soll die Straße mit 18 frisch eingepflanzten Bäumen dann noch ihren letzten Schliff bekommen. Bei der Bürgerversammlung am 18. April in der Roten Warte stimmten Anwohner darüber ab, welche Baumsorte auf der nördlichen Wegseite wachsen soll.

Mit Rücksicht auf das Pokalhalbfinale von Eintracht Frankfurt hatte die Siedlergemeinschaft den Termin schon auf 18.30 Uhr gesetzt. Mit 20 Uhr gibt Bürgermeister Daniel Tybussek die Uhrzeit für den Abpfiff vor. Eine halbe Stunde vorher ist der Käse gegessen: Der Gewinnerbaum steht fest.

Um zu gedeihen, gibt es für Bäume nettere Plätze als neben einer Straße, erklärt Petra Hopfgarten vom städtischen Fachbereich für Umwelt. Hundekot, Streusalz, Abgase und limitiertes Wurzelraum beglückt generell kein Gewächs. „Folgen des Klimawandels müssen wir auch mit einkalkulieren“, spricht Hopfgarten außerdem über Trockenperioden, Temperaturschwankungen, intensive Sonnenbestrahlung und heftige Niederschläge, mit denen verstärkt zu rechnen ist.

Die Suche nach einer passenden Baumsorte gestaltet sich ähnlich diffizil wie die von Unternehmen, die nach blutjungen Kräften mit langer Berufserfahrung und bescheidenen Gehaltsvorstellungen fahnden. Robust muss er sein, der Baum, soll sich außerdem als „Bienennährpflanze“ eignen, darf aber keinen Honigtau absondern oder „sonstige lästige Effekte wie starken Fruchtfall“ verursachen. Vor dem Weg zur Arbeit will niemand sein Auto waschen oder Gezweig vom Dach räumen. Deshalb gilt „windfest“ und „geringes Risiko von Astbrüchen“. Außerdem muss es sich um einen „Herz- und Feinwurzler“ handeln, der Leitungen, Rohre und Asphalt in Ruhe lässt. Was die Pflege betrifft, muss sich der Baum bescheiden, „schnittverträglich bei gleichzeitig wenig Formschnittbedarf“. Schädlinge dürfen ihm möglichst wenig auf die Rinde rücken.

Nach der Rasterfahndung bleiben zwei übrig: Die Säulen-Hainbuche und der Kegel-Feldahorn. Der etwa 15 Meter hohen Säulen-Hainbuche bescheinigt Hopfgarten Attraktivität, „aber sie sorgt für ein strenges Straßenbild“. Um das zu untermauern, zeigt die Fachbereichsleiterin ein Bild aus dem neuen Frankfurter Stadtteil Riedberg, dessen Architektur einen kalten Eindruck hinterlässt. Den unterstreicht die Säulen-Hainbuche.

Der etwas kleinere Kegel-Feldahorn wirke so, „wie man sich einen Baum eigentlich vorstellt“. Die Baumkrone bildet eine runde Form. Im Herbst färben sich die Blätter gelblich.

Auf das Blattwerk zielt auch eine Frage aus dem Publikum. Noch in den 70er Jahren fielen imposante Bäume der Kettensäge zum Opfer, weil Anwohner sich im Herbst für ein paar Tage gestört fühlten. Hopfgarten erklärt, zum einen ließen beide Sorten nicht übertrieben viele Blätter fallen, zum anderen seien sie leicht zu kompostieren. Auch das Thema Allergie bleibt nicht unerwähnt. Die Säulen-Hainbuche gehöre zwar der Familie der Birkengewächse an, das bedeute jedoch nicht, dass ein Birkenallergiker sich fürchten müsse. Der Kegel-Feldahorn sei ebenfalls unauffällig. Generell gelte jedoch, „dass ein Mensch gegen fast alles allergisch sein kann“.

Einer wie Franz-Dieter Buchheimer, der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft Rote Warte, stimmt aus ästhetischen Gründen für den Kegel-Feldahorn, „der passt proportional besser zu den Häusern, die Säulen-Hainbuche wirkt mir zu steril“. An der gleichen Stelle, wenn auch aus anderen Gründen, setzt Hermann Andreas sein Kreuz. Er und seine Frau hatten unter dem Pollenflug der dem Kanalbau gewichenen Birken mit den üblichen allergischen Reaktion wie Atemnot zu kämpfen. In diesem Jahr haben beide Ruhe. Um möglichst sicher zu gehen, dass sich das nicht ändert, stimmt der Mann für einen Baum, der in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis zur ungeliebten Birke steht.

Letztlich votieren 45 Bürger für den Kegel-Feldahorn, zwölf wäre die Säulen-Hainbuche lieber gewesen, einem Anwohner war es egal. Er enthielt sich.