Dietesheimer Volksfest mit traditionellem Auftakt Kerbborsch zieht durch Gassen

Der Kerbborsch mit Zylinder wurde zum Auftakt der Kerb durch die Dietesheimer Gassen getragen. Foto: Prochnow

Mühlheim (m) – Wenn der Kerbborsch durch die Straßen getragen wird, sind sie alle auf den Beinen, die Kleinsten im Sportwagen, Teenager in Cliquen und Senioren im Dienst hinter den Theken. Diesmal war der Zug der Kerbborschen wahrlich reich gespickt mit Stationen zum Stärken. Mit dem Bieranstich vorm Schwesternhaus kamen Kirchweih und Sommerfest der katholischen Kirchengemeinde St. Sebastian dann endgültig in Fahrt.

Im 41. Jahr begleiteten Musiker aus aller Herren Länder den Borsch, der von seinen Pflegeeltern Jean und Hedwig Benner mal wieder eine neue Ausstattung erhielt. „Die Weste ist neu und das Halstuch“, deutet der Kerbvadder auf den jungen Kerl auf dem Brauereistuhl, „die Jeans hat er schon im vergangenen Jahr getragen“. Jean putzt mit seiner Frau Hedwig seit 30 Jahren den Hauptdarsteller der Kirchweih-Feierlichkeiten fein heraus. Der Kerbborsch trägt nach wie vor den obligatorischen Zylinder und Turnschuhe. „Jesses, Jesses, Jesses naa, es werd doch nix bassiert sei’“. Die Musik kündigt die Ankunft des Zuges an, der sich gleich durch Dietesheim schlängeln wird.

Vorher stellt Udo Parakenings vom Pfarrgemeinderat St. Sebastian im Hof der Benners noch den neuen Manager des wichtigsten Fests der Basaltköpp vor: Der junge Benjamin Lex leitet nun zusammen mit Stefan Friedrich, Thomas und Uli Ricker die Geschicke der Kerb. Sein Vorgänger, Akkordeonspieler Waldemar Pisalla, hat den Posten nach fünf Jahren abgegeben. Dafür bekommt er später im Garten des Schwesternhauses einen Basaltwürfel und eine Urkunde zum Dank. Freilich macht sich auch viel Prominenz auf den Weg, Parlaments- und Rathauschef sind dabei, der Müllerborsch mit Vertretern des Verkehrs- und Verschönerungsvereins sowie Politiker aller Couleur. Allein der Pfarrer, der seit zehn Jahren die Gemeinden führt, musste sich entschuldigen.

Zur nächsten Station sind es gerade einmal 20 Meter, über die Straße zu Wilks, die mit anderen jungen Familien bei den Kolpingern aktiv sind. Und natürlich stehen auch dort Getränke bereit. Die Kerbburschen, die den Borsch tragen, werden mit Hochprozentigem gedopt. Auch die nächste Etappe ist überschaubar, es geht um die Ecke zu Edeltraud Schwemler vom Sängerkranz.

Über die Mühlstraße haben die Anwohner Bänder mit bunten Wimpeln gezogen, vor manchen Häusern weht die Fahne mit dem Dietesheimer Wappen. Eine Herausforderung für den freiwilligen Polizeidienst ist der Marsch in den Hof von Hans-Peter Schwenger an der Hanauer Straße. Der Bäckermeister hat seinen Ofen angeworfen und Gebäck gefertigt. Mit einem historischen Leierkasten löst er die eifrigen Musiker ab.

Gastgeber an der Geschwister-Scholl-Schule ist Mühlheims ehemaliger Polizeichef Kurt Pfaff. In der Kurve der Elisabethenstraße trifft der stattliche Zug auf Pfarrer i. R. Helmut Rolke und den langjährigen Leiter der Musikanten Walter Kutger am Akkordeon.

Noch ein Abstecher bei Neubürger Stefan Klein und an der Gustav-Adolf-Kirche, dann lassen sich die Kerbburschen auf dem „Magic Flip Flop“ durchschütteln, was vor allem Fahnenträger Thomas Bihn arg mitnimmt. Die Runde auf dem Kinderkarussell ist gemütlicher, zumal Freibier wartet.

Bürgermeister Daniel Tybussek benötigt den Rat von Schoppemogul Lothar Ulitzsch, der das Dichtungsgummi wendet, und zwei beherzte Schläge, dann ist die Dietesheimer Kerb am Schwesternhaus, „hinner de’ Kerch“ der evangelischen Gemeinde und auf der Lenne eröffnet. Am Dienstagabend ging der Brauch mit der Beerdigung des Borschen zu Ende.