Selbstversuch beim Tauchsport-Club Mühlheim Mit Kiemen geboren worden

Wie es sich anfühlt mit Sauerstoffflasche und Flossen wie die Profis zu tauchen, konnte jüngst beim Tauchsport-Club Mühlheim getestet werden. Foto: ls

Mühlheim (ls) – Die Welt unter Wasser ist eine andere, eine faszinierende. Schwerelos durch die Tiefen eines Gewässers zu gleiten, eröffnet neue Perspektiven. Wer diesem Reiz buchstäblich auf den Grund gehen möchte, hatte nun beim Tauchsport-Club Mühlheim (TSCM) die Gelegenheit, sich mit Tarierweste, Sauerstoffflasche und Flossen auszurüsten.

Der Verein, der seine Lehrlinge nach den Richtlinien des Verbands Deutscher Sporttaucher (VDST) unterrichtet, stellt die Ausrüstung für den ersten Tauchgang. Im Zuge des bundesweiten Aktionstages „Deutschland taucht was“ gewährt der TSCM Einblicke ins Vereinsleben über und unter Wasser. Nach Abfrage der Schuhgröße werden mir zunächst zwei sonnengelbe Flossen in die Hand gedrückt und eine Tauchmaske im Neonfarbton. „Spuck mal in die Maske, damit sie nicht gleich beschlägt“, weist mich Vereinsmitglied Petra Dembinski an. Mir leuchtet der praktische Nutzen meines Speichels auf den Gläsern zwar ein, aber dass dies die erste Hürde beim Schnuppertauchen sein würde, hätte ich nicht gedacht. „Wir gucken auch weg“, verspricht sie mir. Danach geht’s ins Wasser, wo der Tauchlehrer und Jugendwart des Vereins Yannic Weigl auf mich wartet. Er fischt sich eine Tarierweste mit Sauerstoffflasche aus dem Wasser, während ich mir die Flossen überstreife. Da beginnt auch schon das Straucheln mit der ungewohnten Verlängerung an den Füßen. Doch so schnell tauchen wir nicht ab. „Ich bringe dir erst einmal die wichtigsten Handzeichen bei“, sagt Weigl. Ein Daumen nach oben fürs Auftauchen, zum Abtauchen wird selbiger nach unten gerichtet. Mit dem Zeigefinger und dem Daumen wird ein O gebildet, während die übrigen Finger abgespreizt werden. „Das ist unser Zeichen für „Okay“, erläutert der Tauchlehrer. Es gelte sowohl als Frage als auch als Antwort. Mit weiteren Handzeichen kann man darauf hinweisen, dass etwas nicht stimmt oder gar die Luft wegbleibt. „Das wirst du hier hoffentlich nicht brauchen“, meint Weigl. Doch ich mache mir bei den drei Metern, die das Hallenbad an der tiefsten Stelle misst, keine allzu großen Gedanken. Die „Jacket“, wie der gängige Begriff für die Tarierweste lautet, lässt sich recht leicht anlegen und erinnert mit Brust- und Hüftgurt an einen Wanderrucksack. Auch das Gewicht über Wasser lässt den Träger Parallelen ziehen. Nach einigen Atemübungen mit der Pressluftflasche geht es schließlich los. Weigl betont, dass kontinuierliches und flaches Atmen wichtig ist. Was bei tiefen Atemzügen geschieht, wird er mir später auf dem Grund des Beckens demonstrieren. „Ich bleibe auf deiner linken Seite und werde deine Weste steuern“, erläutert er, bevor er den Daumen nach unten streckt. Ich bestätige mit einem „OK“ und tauche ab. Die Geräuschkulisse des Hallenbades verstummt und die aufsteigenden Luftblasen meines Atems bilden für die nächste Viertelstunde das Hintergrundgeräusch. Die Weste zischt noch, wenn Weigl Luft ein- oder ablässt. Wir folgen der Senkung des Beckens in Schwerelosigkeit zur tiefsten Stelle. Mit einer Handbewegung deutet Weigl die tiefen Züge an, die ich aus der Pressluftflasche nehmen soll – um damit mein Niveau im Becken zu regulieren. Nur nicht zu schnell, sonst knackt und schmerzt es in den Ohren.

Über mir schwimmen die Badegäste, neben mir bewegen sich die übrigen Taucher neben mir, als seien sie mit Kiemen geboren worden. Sie spielen Wurfspiele oder Mühle – unter Wasser. Ich muss aufpassen, das Mundstück nicht versehentlich zu verlieren, denn ich grinse wie ein Honigkuchenpferd. Oder Seepferd? Da paart sich Euphorie über eine gewisse Freiheit mit dem Respekt vor einer Naturgewalt. Weigl deutet mit dem Daumen nach oben und ich bestätige. Zurück an der Oberfläche, zurück in der Oberwelt. „Na, das hat doch gut funktioniert“, meint der Tauchlehrer. Ich antworte ihm mit einem Handzeichen und einem breiten Lächeln.