Familien-Gesundheits-Zentrum „Schritt für Schritt“ bietet ein breites Kursangebot für Mütter und Väter Kontakte knüpfen, netzwerken und Informationen austauschen

Auf dem Bild von links die Vorstandsfrauen Valentina Flack, Sabine Grossmann, Daniela Klier und die Physiotherapeutin Katja Clanget-Junker. Foto: man

Mühlheim (man) – Im Jahr 2006 gründete sich das „FamilienGesundheitsZentrum Schritt für Schritt“. Dessen Räume finden sich im Hof hinter dem Mühlheimer Buchladen an der Bahnhofstraße. Das Angebot aus 23 Kursen reicht von der Geburtsvorbereitung bis zum Beckentraining nach einer Prostata-OP, von der Säuglingspflege bis zur Clown-Gruppe. Außerdem sucht „Schritt für Schritt“ eine Hauptmieterin für die Räumlichkeiten.

Von der ersten Mitgliederversammlung an bis heute nahm Sabine Grossmann die Wahl zur Vorsitzenden an. „Wir entstanden aus der Hebammen-Praxis von Dorothea Kühn“, erzählt die Diplom Sonder- und Heilpädagogin. Als Kühn vor drei Jahren starb, sprang der Verein als Hauptmieter der Räume ein. Grossmann ließ sich selbst zur Leiterin für das sogenannte „Familienzentrierte Baby-Eltern-Konzept“ ausbilden. Die 52-Jährige kam einst durch die Erfahrung mit ihren mittlerweile 16 und 20-jährigen Kindern auf die Idee. In der Regel sind es die Mütter, die zu den Kursstunden kommen, um die motorische und der geistige Beweglichkeit ihrer Säuglinge zu fördern.

Es geht es um mehr als den Stolz, was der eigene Nachwuchs schon alles beherrscht. Hier knüpfen die Mütter Kontakte, bilden Netzwerke, um Informationen auszutauschen und einander Freiräume zu schaffen. Grossmann erzählt von Müttern, die sich während der Anfangszeit des Vereins kennenlernten und sich immer noch treffen, längst ohne ihre mittlerweile pubertierenden Kinder.

Um den sozialen Aspekt geht es auch bei den Männern in einem Alter meist jenseits der Pensionsgrenze, die sich in Folge einer Krebsdiagnose einer Prostata-Operation unterziehen mussten. Im Zentrum steht das Beckenbodentraining bei Daniela Klier, dazu gehören die kommunikativen Momente, wie nach Chorproben und Fußballtrainings. Zum einen weiß jeder, von welchen körperlichen Malaisen der andere spricht, „zum anderen gehen sie hinterher gerne zusammen ins Eiscafé“.

„Schritt für Schritt“ bietet in seinem Räumen etwas an, das in den Familien- und Gesundheitszentren der Republik ziemlich einmalig sein dürfte. Monika Schloz leitet die Clown-Gruppe. Die Frau ließ sich in Paris von dem Pantomimen Jacques Lecoq ausbilden, einer der größten Koryphäen des Fachs.

Auch in manchen medizinischen Berufen herrscht während der Corona-Krise saure Gurkenzeit. Kontrollbesuche beim Zahnarzt fallen ebenso aus wie psychotherapeutische Sitzungen. Hebammen müssen dagegen keine Angst haben, die Kundschaft könnte Termine sausen lassen. Im letzten Jahr verschob schließlich niemand wegen Corona eine geplante Schwangerschaft. Anna Schnappauf, neben Eva Niedenthal eine der beiden Hebammen unter dem Dach des Vereins, erzählt, dass die Nachfrage nach der Nachsorge durch den Virus nicht abnahmen, „ganz im Gegenteil“. Ein Großteil der Arbeit von Hebammen beginnt erst nach der Geburt, wenn die Eltern mit dem Nachwuchs nach Hause kommen und sich unsicher fühlen. Dann erklärt eine wie Schnappauf, dass zehn Gramm Gewichtsverlust in den ersten Tagen normal sind und auf kein Hungerleiden deuten, also keinen Grund geben, von der Mutter- auf Trockenmilch umzustellen.

Die Krise verändert auch die Arbeit einer Hebamme. Bevor Anna Schnappauf klingelt, müssen die Eltern die Wohnräume ordentlich durchlüften. Natürlich erscheint die Frau nur mit Maske im Haus.

Die Hebammen müssen sich noch um eigene kleine Kinder kümmern, weshalb es für sie nicht in Frage kommt, die Vereinsräume als Hauptmieterinnen zu übernehmen. Grossmann kann sich eine Hebamme vorstellen, die sich nach jahrelanger Arbeit im Krankenhaus einen Wechsel wünscht und im Familien-Gesundheits-Zentrum genau das findet, wonach sie sucht. Informationen über die insgesamt 23 Kurse: www.schrittfuerschritt.net