Zeichner Klaus Puth spricht über seine neuen Projekte Kreative Arbeitsfreundschaft

Neue Illustrationen: Klaus Puth zeigt Zeichnungen zum Simplicissimus von Grimmelhausen. Foto: gries

Mühlheim – Wenn es um die Vermittlung hessischer Weltliteratur geht – an Kinder wie Erwachsene – ist der Mühlheimer Zeichner und Illustrator Klaus Puth ganz vorne dabei. Man sieht seine Kunst jetzt auch bei der Neufassung der englischsprachigen Erstausgabe der Brüder Grimm-Märchen im Amtshaus und Museum Steinau, bei der Triennale der Karikatur in der thüringischen Residenzstadt Greiz oder in einer Schau der Frankfurter Künstlergesellschaft im Kulturhof Speyer. Besonders fällt das nun in Gelnhausen auf, wo man bald den 400. Geburtstag des dort geborenen Barockdichters Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen feiern wird. Fährt man zum Parkplatz am Rand der historischen Altstadt, wird man von fünf großen Werbefahnen empfangen, die im Wind flattern. Unschwer erkennt man darauf Puths Comicfiguren, auch als Polonaise berühmter Persönlichkeiten der Stadt wie Kaiser Barbarossa, Weltdichter Grimmelshausen und Telefonerfinder Philipp Reis. Sie zeigen im Großformat, was auf Glasplatten gedruckt im Mitmachmuseum der Stadt Gelnhausen zu sehen ist.

Dort hat Puth mit liebenswerten Figuren die berühmten Gelnhäuser zu neuem Leben erweckt und bezaubert damit Klein und Groß. Museumsleiterin Simone Grünewald, als Abteilungsleiterin Kultourismus auch mit Vorbereitungen zum Grimmelshausen-Fest im Herbst befasst, gibt Auskunft: „Ich kenne Puth schon viele Jahre. Unsere Begeisterung für Grimmelshausen, den bekanntesten Dichter der Barockzeit, schuf eine gemeinsame Ebene. Es entstand eine sehr kreative Arbeitsfreundschaft.“ Puth begann mit einer Reihe von Illustrationen zum berühmten Barockroman ,Simplicissimus’. „Sie wurden in einer gemeinsamen Ausstellung von uns mit dem Grimmelshausen-Museum der badischen Stadt Renchen gezeigt, wo der Dichter in seinen späteren Jahren als Schultheiß wirkte und sein literarisches Werk zu Ende führte. Für mein Museum habe ich ein neues Konzept entwickelt mit gesonderter Kinderebene, in der eigene Texte Geschichten und Geschichte kindgemäß erklärt werden.“

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Puth hat dazu Comicfiguren entwickelt, die durch die Ausstellung führen: den kleinen Friedrich (Barbarossa) fürs Mittelalter, den kleinen Hans Jacob (von Grimmelshausen) für die Frühe Neuzeit und den kleinen Philipp (Reis) für die neuere Zeit. So können sich Erwachsene – sie lesen die Kindertexte oft zuerst – wie Kinder leichter in alles hineindenken. Dazu kommen jetzt Museums-Zeitreise-Geist Erich und Weinbergschnecke Agathe für die Moderne. Dazu Grünewald: „Dank Puths origineller, witziger und geistreicher Zeichnungen kann man schon auf den ersten Blick in die Geschichten eintauchen. Deshalb werben diese Zeichnungen auf unseren Fahnen riesengroß auf der Hauptdurchgangsstraße für unsere reiche Stadtgeschichte.“

Gerade arbeitet Puth an einem Kinderbuchprojekt zum Grimmelshausen-Jahr und hat dafür ein Stipendium der Hessischen Kulturstiftung bekommen. Der ebenso erfindungsreiche wie literaturbegeisterte Zeichner sagt: „Für Herbst ist eine Ausstellung meiner Originale zum Simplicissimus im neuen Kulturzentrum Gelnhausen geplant, die 2022 in Renchen zu sehen sein wird, beim Badischen Kinder- und Jugendbuchtag. Dazu illustriere ich ein Comicbuch, zu dem Simone Grünewald den Text schreibt. Darin geht es weniger um Gräueltaten, die Simplicius im Dreißigjährigen Krieg erlebt hat.“ Laut Puth stehen im Vordergrund eher witzige und absurde Erlebnisse aus einer merkwürdigen Welt, in dem der Knaan, der Einsiedler oder der Jäger von Soest eine Rolle spielen. „Ich möchte auch Lust zum Lesen wecken und verstärken.“ Etliche Blätter und Entwürfe in seinem Dietesheimer Atelier geben schon Einblick. Gerne spricht Puth dort auch über seine Gelnhäuser Zeit, in der er von 1969 bis 1972 das Grimmelshausen-Gymnasium besuchte. Eigentlich widmete er seiner alten Schule die ersten Simplicius-Werke, die aber dort zum Schuljubiläum nicht recht ankamen. Umso mehr profitieren jetzt die Stadt Gelnhausen und das Kulturland Hessen von seiner illustratorischen Arbeit.

Darin fließt das ein, was Puth über seine Studienzeit in Offenbachs Hochschule für Gestaltung (HfG) sagt: „Schon als Kind erregte ich bei meiner Familie mit meinen Witzzeichnungen Aufmerksamkeit. An der HfG, wo ich eigentlich Werbegrafiker werden wollte, lernte ich die Karikatur als eigene große Kunstform kennen, die elementare Bedeutung in der Kunstgeschichte hat.“ Professoren wie Hans Traxler oder Kurt Steinel haben ihm vermittelt, komplexe Dinge und Figuren aufs Wesentliche reduzieren zu können, sagt Puth.

VON REINHOLD GRIES