Der marrokanisch-islamische Verein hatte Bürger in die Borsigstraße eingeladen Kultureller Austausch bei Tag der offenen Moschee

Beim offenen Gespräch steht Imam Abdelkhalik Saber für Fragen aller Art bereit und möchte den Besuchern einen Einblick in den islamischen Glauben vermitteln. Foto: m

Mühlheim (m) – Eine Industriebrache, ein dunkler Hinterhof, über den verhüllte Menschen huschen und Hallen, aus denen arabische Gesänge dringen. So stellen sich viele Zeitgenossen muslimische Gebetsräume in unseren Breiten vor. Schade, sie haben offenbar den Tag der offenen Moschee verpasst, der stets mit dem Einheitsfest einhergeht. Wer den marrokanisch-islamischen Verein an der Borsigstraße besucht hat, gewann einen völlig anderen Eindruck.

Es waren wenige Einheimische, die in die Al-Furqan-Moschee kamen, um sich ein Bild zu machen. Aber jedes Jahr sind es einige mehr, freute sich Mostafa Sadek, Sprecher im Vorstand der Gemeinschaft. Der hintere Eingang führt direkt ins Büro, vorbei an einem Schuhregal, in dem jeder Besucher seine verstaubten Treter abstellt, den zur Seite öffnet sich der große Gebetsraum der Männer, der bekanntlich nicht mit Schuhwerk betreten wird.

Der junge Imam Abdelkhalik Saber wandt sich in der muschelförmigen Nische am Kopfende gen Südosten und begann mit dem Mittagsgebet. „Das ist auf der Straße nicht zu hören“, versichert Sadek. Ein Minarett wird die Al-Furqan-Moschee nie erhalten, nur wer es wünscht, soll die Gesänge und Auslegungen des Vorbeters vernehmen können, unterstrich der Lehrer an den Gewerblich-technischen Schulen in Offenbach.

Allein in den Gebetsraum der Frauen werden die Verse übertragen. Er ist ähnlich groß, aber mit alten Holztischen und -stühlen einer Schule ausgestattet. Große arabische Schriftzeichen über Bilder weisen auf den Unterrichtsinhalt hin. Kinder und Eltern lernen hier die Schrift des Koran kennen. Der Pädagoge sieht es als Vorteil, mehrere Sprachen zu beherrschen, auch deutsch-stämmige Mitglieder aus gemischten Familien nehmen an dem Kurs teil, berichtete er.

Zu den regelmäßigen Besuchern zählen die Nachbarn – Polizeianwärter im letzten Semester ihrer Ausbildung an der Verwaltungshochschule. Die künftigen Beamten erfahren Basis und Praxis des muslimischen Glaubens. Außerdem biete der Verein öffentliche Vorträge an, führte Sadek in einen weiteren Saal. Auf einem Podest steht eine schwere, schwarze Ledercouch, wie bei einer Fernseh-Talkshow.

Dort sitzen regelmäßig Referenten, stellen Bildungswege in Hessen vor, informieren über Gesundheitsthemen, Wahlen oder Gewalt gegen Frauen – auf deutsch, denn jeder ist willkommen.

„Wir sind sehr gut vernetzt“, betonte Sadek, der auch im deutsch-islamischen Verband, DIV, sitzt. Der Bildungsverein arbeite im Präventionsteam des Kreises Offenbach und im Kreis der Religionsgemeinschaften in der Mühlenstadt mit, engagiere sich im Freundeskreis Flüchtlinge, erteile Deutsch-Stunden und begleite Migranten zu Ämtern und Behörden, zählte Omar Messari auf. Er ist Lehrer an der Heinrich-Mann-Schule in Dietzenbach und gehört ebenfalls dem Vorstand des Vereins an.

Vor drei Jahren haben sie die einstige Auto-Werkstatt umgebaut, neue Wände, sanitäre Anlagen und eine kleine Küche installiert sowie mehrere Büros eingerichtet. „Wir wollen eine Brücke zur hiesigen Gesellschaft schlagen“, fasst Messari zusammen. Natürlich lädt die Moschee fünfmal am Tag zum Gebet ein. „Wir wissen nicht, wer alles kommt und was die Leute beten“, erklärte Mostafa Sadek. „Aber wir achten sehr genau darauf, wer welche Faltblätter und Schriften auslegen möchte.“

Im Zweifel machen sie sich im Internet über den Absender schlau und lehnen die Papiere ab. „Wir gehen auch nicht auf die Straße und verteilen irgendwelche Flyer“, stellten die Männer klar. Im Vortragsraum luden sie zu grünem Tee mit besonders aromatischer, marokkanischer Minze ein, boten Gebäck aus gehärteten Gries und mehrlagige Pfannkuchen an.