Weitere Bäume für die Erlebniswiese Lämmerspieler Gärtner wollen uralte Apfelsorten erhalten

Fachberater Michael Keller (rechts) erklärte beim Pflanzen der drei Obstbäume, worauf generell zu achten ist, damit die hochstämmigen Bäume sich entfalten können. Foto: pro

Mühlheim (pro) – Lämmerspiel hat Zuwachs bekommen. Die Schöne von Wiltshire steht jetzt am Friedhof, der Gräfensteiner schlägt aus, und die Goldpärmene blüht. Drei uralte und heimische Apfelbaumsorten bereichern dank vier Spendern die Streuobst- und Erlebniswiese des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Lämmerspiel.

Ein Dutzend Aktiver setzte nach Ostern unter Anleitung von Michael Keller die hochstämmigen Gewächse in den nassen Boden. Der Fachberater des OGV wies die rund 20 Teilnehmer an der Aktion auf typische Fehler beim Baumpflanzen hin. Wurzeln wie Äste sollten zuvor beschnitten, neben dem Stamm idealerweise nur vier Leitäste belassen werden. Dann gelte es, das Wurzelwerk nicht zu tief zu vergraben und keine Hohlräume im Erdreich entstehen zu lassen, da die Verästelung so absterben könnte. Aus diesem Grund werde der Boden aufgeschwemmt – was diesmal nicht nötig war: Durch die langen Regenfälle füllte sich die Kuhle sofort von selbst mit Wasser.

Danach band Keller den Stamm mit Schnüren an drei Pfosten. Die Fixierung hält die junge Pflanze bei starkem Wind, die Rinde dürfe sich allerdings nicht an den Halterungen reiben, mahnte der Experte. Schließlich umringte er das Holz noch mit einem Schutzmantel aus Kunststoff. Der Verbissschutz halte Wildhasen und Rehe fern, die gerne an den Pflanzen knabbern.

Kleine Schilder für die Stifter

Die drei Apfelbäume stifteten der Ehrenvorsitzende des OGV, Erich Weikert, der Aktive Mathias Ulmer und das Paar Claudia Hain und Matthias Reipert. Ihre Namen sollen noch auf kleine Schilder geprägt werden. Tafeln mit einer Beschreibung der Früchte, ihres Geschmacks und der empfohlenen Verwendung, mit Informationen zu Verbreitung und Voraussetzungen für den Wuchs fügten die Männer gleich zu den jungen Gewächsen.

Zur Einweihung der Wiese im Mai 2015 setzten die Gartenfreunde bereits acht Arten. Darunter ist der saftige Topaz-Apfel mit seiner orangeroten Schale und festem Fruchfleisch, aromatisch süßsäuerlich, der sich sehr gut für Salate, Apfelmus oder als Saft eignet. Zu den alten Sorten zählt auch der Rote Berlepsch, ein Tafelapfel mit hohem Vitamin-C-Gehalt, der knallrote Kaiser Wilhelm, der süß-fruchtige und erdbeerrote Jonagold und der Rote Boskop.

Vereinsmitglieder haben das sumpfige Gelände an der Edith-Stein-Straße entbuscht, gemäht, gemulcht und begradigt. Unter dem Motto „karger Grund - so lebendig bunt“ entstand eine freie Fläche, die eine größere Artenvielfalt in Fauna und Flora zulasse, erläuterte der OGV-Vorsitzender Bernd Schwerzel. Darum bleibe auch der Teich am Eingang als Biotop für seltene Gräser und Binsen, die wiederum Futter bilden für bedrohte Insektenarten wie Libellen und Molche.

Neben kleineren Einrichtungen aus verschiedenen Hölzern und Röhren will der Verein noch ein größeres Insektenhotel errichten. Auf Steinen aus Dietesheimer Basalt sollen sich bald Eidechsen sonnen.

Kinder der Brüder-Grimm-Schule können bei Projektwochen oder das Jahr hindurch Patenschaften für Bäume übernehmen, die Entwicklung von Tier- und Pflanzenwelt beobachten, lud Schwerzel ein.

Er nahm im vergangenen Jahr den Hessischen Umweltpreis für das Projekt entgegen. Ministerin Priska Hinz lobte das Engagement der Lämmerspieler, „junge Leute an die Natur heranzuführen“. Daneben gewinnt der Obst- und Gartenbauverein auch regelmäßig neue Mitglieder hinzu. Seit dem Wochenende sind es insgesamt bereits 184.