Abschiedskonzert des Gesangvereins Eintracht aus Mühlheim Eine lange Tradition geht zu Ende

Der Gesangverein Eintracht ein letztes Mal auf der Bühne in der Willy-Brandt-Halle. Eine Ära mit unbeschreiblich viel Tradition geht zu Ende. Foto: m

Mühlheim (m) – „Die Eintracht existiert seit 112 Jahren“, begann Heino Risse, „davon 17 Jahre unter meiner Führung. Diese Zeit war eine fröhliche, und so soll’s auch beim letzten Konzert sein“. Und auch das moderierte der Chorleiter selbst, leitete locker zu Straußens Polka über. Mit „Leichtes Blut“ eröffneten die Sänger aus den drei einst selbstständigen Chören, drei Solisten und Karin Heidrich am Klavier das Abschiedskonzert für die Mühlheimer. Es war mit dem Titel des zweiten Werks von Manfred Bühler überschrieben, „Zeit ist ein Geschenk“. Das ausgewogene und heitere Programm einte immer wieder die Aktiven der Chorgemeinschaft Volkschor und Sängerchor des Turnvereins Offenbach, vom Gesangverein Frohsinn Niederrodenbach und der Eintracht mit den Profis aus Frankfurt: Sopranistin Esther Hock, Tenor Martin Kellenbenz und Bariton Pavel Smirnov, die bei den Eintracht-Konzerten schon Stammgäste waren. Gemeinsam schmetterten sie in der Willy-Brandt-Halle auch den „Chor der Landleute“ aus Smetanas „verkaufter Braut“, „Amerika“ aus der „West Side Story“, „No Matter What“ aus einem Webber-Musical und den „Feierabend“. Den Mitwirkenden gelang stets ein harmonischer Einklang, auch wenn die Zeit zur gemeinsamen Probe knapp bemessen war.

Zu den Auftritten der Risse-Chöre zählte immer der Themenblock „Heimat“ - diese Tradition leitete der Dirigent diesmal ganz platt ein, nämlich „wie mir de’ Schnabbel gewachse’ is’, uff hessisch, die schenste Sprach’, wo’s gibt“. Und, „Harmonien aus dem Jazz, des klingt escht gud, des had was“, warb er für sein eigenes Werk „Dehaam is dehaam“. Abschiedsschmerz konnte so schnell nicht aufkommen, zumindest nicht „auf der Suche nach neuen Liebesabenteuern“ mit Liebesbriefen, Rachegelüsten und einer „Lektion an den eifersüchtigen Ehemann“ nach Shakespeare-Manier. Der Conferencier stellte „wunderschöne Musik und zauberhafte Klänge in italienischer Sprache“ vor: Ohne den Figaro geht’s eben nicht. Dann erfüllte sich Risse den Wunsch, einmal Tag- und Nachtlieder in einem Konzert vorzustellen. Dazu hatte er sich entschlossen, „alle Argumente dagegen beiseite zu legen, auch wenn’s nicht ganz passt“. Er erinnerte das Publikum an die beliebtesten Schlagerkomponisten und Interpreten der 60er Jahre wie Lonny Kellner, Rene Carol und Heinz Rühmann. Es ging um die Schattenseiten der Ehe, um „Kummer, Sorg’ und Mühe, aber auch Seligkeit“, um „La-le-lu“ und „Der Mond ist aufgegangen“. So verbreiteten Akteure wohlige Konzert-Atmosphäre, die das Stammpublikum zu schätzen wusste. „Ein Musical ist eine Mischung aus Sprechtheater, Oper, Operette, Revue aus den 20er Jahren, ein Musiktheater ohne Orchester, das in den 50er Jahren den Sprung auf die Leinwand und von Amerika und England in die ganze Welt schaffte“, lehrte Dr. Risse. Mary Poppins war die erste Vernüpfung von Zeichentrick und Film, und den Sängern gelang ihr Erkennungslied einfach „supercalifragilisticexpialigetisch“.

Sopranistin Hock präsentierte sich in ihren Auftritten als besonders wandlungsfähig – nicht nur mit ihrer Kleidung! Sie brachte das „Edelweiß“ aus dem „Sound Of Music“ in den sehr gut besuchten Saal, schrubbte mit Kittelschürze und den „lustigen Weibern von Windsor“ Saal und Bühne, flötete als Pa-pa-pa-gena im Duett den zweiten Akt aus der Mozart-Oper und ließ sich „Rosen in Tirol“ schenken. In der „West Side Story“ sang sie mit Tenor und Bariton „Tonight“ und „One Hand, One Heart“. Die Tenorstimme lieh Martin Kellenbenz der Filmmusik aus „Gasparone“, versprach, „Ich werde jede Nacht von ihnen träumen“. Aus Puccinis Oper „Turandot“ erfüllte er mit „Nessun dorma“ den Raum und ging in den zweiten Teil mit „Schenkt man sich Rosen in Tirol“. In der „West Side Story“ stritt er mit dem Bariton um die „Maria“.

Pavel Smirnov übernahm „Eine weiße Birke“ von Hans Blum, die „Kavatine des Figaro“ aus Rossinis „Barbir von Sevilla“, den „Papageno“ und „One Hand“. Mit dem „Lied der Freundschaft“ kam dann doch Wehmut auf – nicht nur bei dem Dutzend Mitgliedern der Eintracht. „Wenn uns das Leben oft auch trennt, bleibt diese Melodie“, heißt es da im Refrain, „zum Abschied reichen wir die Hand“, so schauen sie dem „nächsten Wiedersehen“ entgegen.

Das ist bei den nächsten Proben, die noch bis Mai laufen.