Humor kennt keine Grenzen LCV-Sitzung bringt die Zuschauer auf die Stühle

Die 13 Damen der Gruppe DiLämma verwandelten sich von Nonnen in Cowgirls. Foto: pro

Mühlheim (pro) – Der Weg zum Carnevalissimo ist nicht weit. Die großen Stars der Bütt stehen weiterhin auf der Bühne, ansonsten ist es die Vielzahl kurzer und langer Beine, die das Narrenschiff des Lämmerspieler Carneval-Vereins (LCV) in der TSV-Turnhalle in Fahrt bringen. Und natürlich die Stimmungskanonen an den Mikrofonen.

Es ist Aufgabe der Prinzengarde, das Programm zu eröffnen. Die jungen Damen haben eine flotte Choreographie einstudiert, sie trägt die Handschrift der 1. Kommandeuse Stephi Straub, deren Name an diesem Abend noch häufig fallen wird. Entzücken verbreiten die Küken, die Jüngsten in buntem Tüll, musikalisch auf der Suche nach dem Heroe, dem Held. Stürmischer Jubel umbrandet auch die Mini-Garde - dafür sorgen schon die Kameradinnen vor der Bühne. Die Midis tanzen in nagelneuer blau-weißer Ausstattung, die Schautanzgruppe rockt „runderneuert“, wirbt Sitzungspräsident Alex Franz.

Den Auftakt in der Bütt übernimmt der Nachwuchs. Martin Pohl, Präsident der LCV-Kindersitzung, plauderte über seinen Rausschmiss daheim. Die eigene Bude hat er renoviert, Möbel aufgebaut - zum Glück hat man Freunde. Aus dem Umzugskarton fischt er Kondompackungen, Kickers-Trikot und Eintracht-Schal - das bringt Bewegung in den voll besetzten Saal, Unterhosen, BH und Liebesbrief von der Ex. Der 14-Jährige ist mit Herzblut dabei, überspielt Stolperer professionell - nämlich mit Humor. „Mir ham kei’ Strom, mir ham kei’ Geld, mir sinn der geilste Club der Welt“. „Bürgermeister“ Heribert und „Putzfrau“ Elli Rink blicken zurück auf 2015. Er vermisst Aufführungen des Markwald-Theaters, sie kontert, „dann geht mer halt in die Pils- Quell’!“. Viele hätten lieber die D-Mark wieder anstatt Euro für Griechenland zahlen - mäßiger Applaus. Viele Helfer, tolle Gäste - richtig feiern können nur die Lämmerspieler, entscheidet der Mann am Schreibtisch.

Folge des Flüchtlingszustroms sei, „der Playboy bringt nur noch verhüllte Models“. „Angie, zieh dich warm an“, warnt die Putzfrau. Ob’s nun auch Abgasuntersuchungen für Diesel-Jeans gebe? „Don’t stink and drive!“ Blatter ist weg, und auch der deutsche Fußball nicht besser, Hoeneß muss seine Zelle mit Niersbach und Beckenbauer teilen und Lufthansa-Streiks lassen Passagiere in die Luft gehen, heißt es im Protokoll. LCV-Vorsitzende Sandra Frey besinnt sich aufgeweckt alter guter Bütten-Bräuche: Große Gesten, ein Refrain und feine Reime mit klaren Bildern. So zeichnet sie zum 25. Bühnenjubiläum das Drama, das ihr Wecker allmorgentlich auslöst. „Da wär ich am liebsten gleich wieder ins Bett.“

Trommler bringen Bums in die Bude

Joe Becker und Holger Maue bewähren sich als Schlager-Handwerker. Der Lehrling findet einen Kurzen - zum Heben! Und versucht die Jukebox zu reparieren, während der Chef Schlagertexte ansingt - und die Narren im Saal einfallen. Witzig klingt das im Dialog, wenn sich beide nur mit Lied-Titeln unterhalten. Eine Polizeikontrolle hat Ilse und Walter den romantischen Tag versaut. Also, künftig weniger Alkohol im Kopp und mehr Schlauch unterm Vordach! Claudia und Roger Fiala gefallen mit treffsicheren Witzen um die Gürtellinie, und alle auswendig vorgetragen. „In jedem Mann steckt was Gutes, und wenn’s das Küchenmesser ist!“

Musik ist die Stärke des LCV-Teams. Die Muntermacher, drei Männer und vier Damen, erfüllen den Saal mit Gassenhauern, Fastnachtsschlagern und Evergreens - und das Parkett vor der Bühne mit Tanzpaaren. Auch die Trommler vom befreundeten Mömlinger Karnevalverein bringen ordentlich Bums in die Bude. Neu ist DiLämma. 13 Damen, die „nicht länger die letzten Jungfrauen von Lämmerspiel bleiben“ wollen, wandeln sich zu passenden Takten von Nonnen zu Cowgirls. Wieder das Erfolgsrezept - ein Rhythmus, bei dem man mit muss, Kopfkino mit Kostümen und ein kräftiger Schuss Sex-Appeal. Lämmerspiel hat zudem einen Shanty-Chor, der war „In The Navy“, das Männerballett marschiert in fein gebügelten Matrosenanzügen auf.

Das Finale lässt die Stimmung im Turnsaal am Offenbacher Weg überschäumen. Das Publikum steht auf den Stühlen, schmettert mit den Stars „My Girl“ und „My Angel“, „Sweet Caroline“ und die „Zuckerpuppe aus der Bauchtanztruppe“. Das ist Showtime, danach marschieren die Ladykracher in Marine-Uniform auf, und da ist Carnevalissimo nicht weiter.