Kinder besuchen jeden Abend ein anderes Haus Lebendiger Adventskalender in Mühlheim

Mädchen und Jungen treffen sich abends im Gemeindehaus der Friedensgemeinde in Mühlheim, um eine Familie oder Einrichtung aufzusuchen, wo sich für die Gruppe die Tür öffnet. Foto: pro

Mühlheim (pro) – Oft ist es nur eine Sammlung aus Schokolade, geformt zu Schlitten, Stiefeln und Schornsteinen. Manchmal ist das Werk selbstgemacht, dann verbergen sich hinter den Türchen kleine Figuren, Süßigkeiten oder Gutscheine. Beim Lebendigen Adventskalender sind die Überraschungen noch größer. Die Version der Friedensgemeinde birgt an jedem Abend bis kurz vor der Bescherung eine kreative Idee in lustiger Runde.

Diesmal haben fast 20 Teilnehmer auf den kleinen Stühlchen in der Gemeindebücherei Platz genommen, darunter Ilse Fleckenstein vom Besuchsdienst der Friedensgemeinde, Ilse Kehm, die die Bastelnachmittag zwischen den Buchregalen organisiert, sowie das Pfarrer-Ehepaar Ralf und Martina Grombacher. Er beginnt die Aktion mit seiner Gitarre, um mit der Runde nochmal die drei Lieder einzuüben, die an jedem Abend vor den Häusern angestimmt werden.

Die meisten Mädchen und Jungen waren schon öfter dabei, sie kennen die Melodien und Texte. „Im Advent ist ein Licht erwacht“, schmettert der Kreis auswendig, auch die „Neuen“ können den Refrain rasch mitsingen. „Kling, Glöckchen“ beherrscht sowieso jedes Kind. Wichtig ist noch das Abschiedslied, mit dem sich die Gruppe am Ende des Besuchs bei den Gastgebern bedankt. Jeden Abend geht es zu einer anderen Familie, die ihre Türen weit öffnet für die jungen Gäste. Das ist auch heute so, das Ziel ist aber keine private Wohnung, in der es schnell mal eng werden kann, wenn sich ein Dutzend Schüler mit dicken Anoraks, Mützen und Schals durch den Flur drängt. Diesmal aber sind die Schüler bei der integrativen Kita Arche Noah eingeladen.

Aufstellung zum Begrüßungslied

Weil die viel zu nah liegt, führt der Pfarrer die Schar am Ludwigsplatzes vorbei über die Heine- und Lessingstraße zur Friedenskirche. „Sonst marschieren wir bis nach Dietesheim oder Markwald“, erzählt Pfarrerin Martina Grombacher, „das macht den Kindern gar nichts aus.“ Sie trägt dann Bastelmaterial in einer Tasche, denn „wer hat schon 15 Scheren zu Hause!“. Na, eine Kita natürlich, und vor der nimmt der Chor jetzt zum Begrüßungslied Aufstellung.

In Wohnblocks waren sie schon und in geräumigen Villen, berichtet eine Begleiterin. Auch der Einladung des katholischen Pfarrers Johannes Schmitt-Helfferich sind sie gefolgt. Staunend standen die Sprösslinge und Erwachsenen im Pfarramt an der Bleichstraße vor einer filigranen Krippenlandschaft des Seelsorgers, der seinen verwunderten Besuchern jede einzelne Figur vorstellte.

Vorlesen und Basteln

„Weihnachten ist zum Schlafen da!“, schimpft Grummel. Erzieherin Anna Wiesmann liest aus dem Bilderbuch über den verärgerten Dachs vor, der alles andere als Feiern im Kopf hat. Er würde sich gerne ins Bett verkriechen, die Decke über den Kopf ziehen und bis zum Frühling durchschlafen. Doch immer wieder klopfen andere Tiere an seine Türe, wollen seine Leiter ausleihen und Süßigkeiten vorbeibringen. Grummel träumt schlecht – und bemerkt seinen Fehler, eilt zu seinen Mitbewohnern, um mit ihnen zu feiern.

Anna lädt die Kinder ein, aus Pappe, Glöckchen und Pfeifenputzern Rentiere zu basteln. Die neunjährige Eva verleiht ihrem Tier Sterne auf den grauen Bauch, einen Kussmund und eine übergroße Schleife. „Ich will mal Künstlerin werden“, erklärt sie ihr phantasievolles Werk, „Malerin“. An drei Tischen entsteht mit Hilfe von zwei weiteren Erzieherinnen eine ganze Herde der Geweihträger, auf einem vierten warten Plätzchen und heißer Orangensaft. So gestärkt klingt das Dankeschönlied noch viel kräftiger als bei der Probe.