Die Kirchturm-Komödianten auf der Bühne des Pfarrheims St. Sebastian „Die Leiche unterm Laminat“

Mit dem Vorschlaghammer soll unter das Laminat geschaut werden, um sicherzugehen, dass keine Leiche drunter liegt. Doch der Plan stellt sich als ganz schön knifflig heraus. Foto: m

Mühlheim (m) – „Und wenn uns jemand sieht?“ Betram Neureich fürchtet sich vor den Lebenden wie vor den Toten, von denen eine vor ihnen unterm Laminat begraben ist. Das glaubt zumindest seine Ehefrau Ludmilla, und ihre Gier und Neugier kann offenbar nichts und niemand aufhalten. Mit der „Leiche unterm Laminat“ stehen die Kirchturm-Komödianten am Wochenende noch einmal auf der Bühne des Pfarrheims St. Sebastian.

Ludmilla will Tante Traude überreden, nicht zu ihrem Cousin Heiko Hilfreich und seiner Lebensgefährtin Daniela Gern zu ziehen. Stattdessen soll die alte Dame in einem Heim leben. Es braucht nicht viel Fantasie, bis die Beteiligten merken, dass es dem Biest mit den langen Beinen im knallroten Kostüm nur um Traudes Erbschaft geht. Jetzt vermutet sie, dass die Tante unterm Klick-Laminat verscharrt wurde. Dazu rückt das Duo mit Vorschlaghammer und Brecheisen an. Doch jedes Mal müssen sie vor Bewohnern und Gästen ins Badezimmer fliehen. Mehr als die verschwundene Tante bewegt Heiko und Daniela im günstig erstandenen Altbau die Dame vom Bauamt. Die Dietesheimer Kolpinger mit der Bühnenerfahrung haben bereits am vergangenen Wochenende ihr Publikum mit zwei Vorstellungen des Dreiakters von Andreas Heck gut unterhalten. Seit Ostern haben sie Texte gelesen und seit Juli die Choreografie auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“, einstudiert, berichtete Altmeister Stefan Heberer. Wo’s mit dem Text haperte, kamen Improvisationstalent und Souffleuse Beatrix Breuer zum Zug. Ein guter Fang gelang den „Komödianten“ mit Carolin Arndt, eine energische Nachwuchs-Darstellerin aus Seligenstadt. Als Ludmilla treibt sie ihren eingeschüchterten Partner (Manfred Pertold) autoritär vor sich her. Als „Nichte dritten Grades“ von Traudel Mayer (Margarete Seipel) und „Vermögensverwaltung Neureich“ hat es das Paar auf den vermeintlichen Besitz der Erbtante abgesehen.

Die resolute Seniorin will sich bei ihren Neffen Heiko Hilfreich und Daniela Gern (Stefan Heberer und Rita Bauer) einnisten, die gerade ein „Schnäppchen“ erworben haben. Die Immobilie ist allerdings ziemlich alt und muss von Grund auf saniert werden. Dabei unterstützt das polnische Universal-Talent Ladislaus Kowalski die Käufer. Thomas Schwab hält den osteuropäischem Akzent bis zum Happy End durch. Als die seriöse Tina Müller (Jutta Gasse) vom Bauamt das Gebäude und die Pläne inspiziert, hat sich Traudel längst aus dem Staub gemacht. Also muss Ladislaus wegen der Dame vom Amt in Frauenkleider schlüpfen. Taxifahrerin Linda Baumeister (Helga Göhler) bringt die Tante zurück – und verpetzt, dass Bertram der Droschken-Kutscher „wilder Hengst“ ist. Dabei kommt auch raus, dass Ludmilla bei Frau Müller putzt. Das Geheimnis um die dicke Beule im Teppich überm Laminat ist indes immer noch nicht gelüftet. Das Stück lebt, wie in diesem Genre üblich, von Wortspielereien, Verwechslungen und allerlei zweifelhafte Komplimente. Die Darsteller füllen ihre Rollen engagiert aus, Regisseur Stefan Schwab achtet sehr auf die Kommunikation mit dem Publikum, die auch von der Technik unterstützt wird. Eine positive Wirkung auf die Truppe strahlt der junge Neuzugang aus – davon könnte die Runde noch ein paar weitere gebrauchen. „Es gibt nicht viele Stücke für uns“, formuliert Heberer die Situation. „Vor allem junge Männer fehlen“, klagte das Gründungsmitglied. Kolping-Vorsitzender Winfried Winter bedankte sich bei allen Mitwirkenden, bei Pertold, der auch die „Baustelle“ einrichtete, und bei Sonja Hornoff, die den Gesichtern die passende Farbe verlieh. „Die Leiche unterm Laminat“ läuft auch am kommenden Wochenende, 10. und 11. November, im Pfarrheim St. Sebastian an der Hanauer Straße, am Samstag um 19.30 und am Sonntag um 16.30 Uhr.