Bevölkerung nutzt Tag der offenen Tür Lohnender Besuch in Mühlheims Stadtbücherei

Kurz nach der Öffnung herrscht in der Stadtbücherei schon eine Menge Trubel. Foto: Mangold

Mühlheim (man) – Für den Sonntag hatte die Stadtbücherei im Bürgerhaus zum Tag der offenen Türe eingeladen. Schon direkt nach dem Startschuss um 13 Uhr drängen sich die Leute um die Tische des Bücherflohmarkts. Das muss nicht wundern. Ein Buch für einen Euro, egal, ob es sich um hundert oder 1.000 Seiten handelt, das fühlt sich kostengünstig an.

Was ausliegt, umfasst eine ziemliche Bandbreite der Literatur. Einerseits Romane wie „Das Foucaultsche Pendel“ oder „Der Name der Rose“ von Umberto Eco, andererseits Titel, die viel Herzschmerz vermuten lassen, wie „Melodie der Liebe“ und „Eine Frage der Liebe“, beides aus der Feder der Autorin Nora Roberts. Nicht weit weg davon liegt ein Werk der Schriftstellerin Elke Vesper, der gefühlvolle Momente offensichtlich ebenfalls nicht fremd sind. Der Titel ihres Romans: „Der Wille zur Liebe.“

Die Bücher rechnet die ehrenamtliche Helferin Brigitte Baßermann ab. Sie schaut auch regelmäßig nach, ob in den Waschkörben noch genügend ausliegt. Wenn nicht, gibt Baßermann Inka Mueller ein Zeichen. Die Leiterin der Stadtbücherei kann schwer abschätzen, wie viele Bücher die Mühlheimer pro Jahre als Spende für Tage wie heute vorbei bringen, „mindestens 5.000“.

300 Lose - 50 Gewinne

Vor neun Jahren übernahm Mueller die Leitung. Seit damals veranstaltet die Frau aus Gelnhausen mit ihrer Kollegin Margit Schwabach den Tag der offenen Tür. Nebenbei läuft der Losverkauf. Unter den dreihundert Chancen stecken 50 Gewinne. Die Stadt lässt Eintrittskarten fürs Schwimmbad springen. Die meisten Sachwerte sind Spenden von Privatleuten. Am Rande nennt Mueller die Zahl von 65.000 entliehenen Büchern und Medien im Jahr 2016. In diesem Jahre werde das weniger werden, denn die Stadtbücherei hatte drei Wochen länger geschlossen als sonst.

Das hing mit der Arbeit von Klaus Puth zusammen, den Mühlheim beauftrage, sich mit einem großen Wandgemälde zu verewigen. Der Karikaturist und Illustrator, der in seinen Arbeiten mit den Befindlichkeiten von Gänsen oder Kühen jongliert, schuf ein Zusammenspiel aus Märchenwelt und Kinderbüchern. Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren kommt ebenso vor wie Wilhelm Buschs Max und Moritz und Frau Holle von den Brüdern Grimm. Auch bei Puth lässt Rapunzel die Haare herab, doch nicht in einem Märchengarten, sondern vom Mühlheimer Wasserturm.

Verein „Schritt für Schritt“

Die Frauen des Familiengesundheitszentrums Schritt für Schritt verkaufen Kaffee und selbst gebackenen Kuchen. Außerdem sorgen sie mit Malen, Schminken und einer Seifenproduktion für die Kinderbespaßung. Die Vorsitzende Natascha Jaskulla erzählt von den Angeboten für Familien, die von Geburtsvorbereitungskursen bis zu Beckenbodenübungen reichen. Und zwar auch für Männer, die eine Prostataoperation hinter sich haben. Auch die Termine für Vorträge, die der Verein organisiert, hängen aus. Da geht es etwa um ein Thema wie „Überförderte Kinder“.

Nicht wenige Eltern lassen ihren Nachwuchs schon im Kleinkindalter vor dem Fernseher geistig abstumpfen. Andere wiederum schütten ihr Kind mit dem Bade aus. „In einer Art Bildungswahn setzen sie die Kleinen mit einem Termin nach dem anderen regelrecht unter Stress“, beobachtet Jaskulla.

Bekannte Mühlheimer Köpfe tauchen auf. Neben Bürgermeister Daniel Tybussek erscheint die Mundartstadtführerin Gerda Brinkmann, deren Bekannte Brigitte Baßermann sie extra angerufen habe mit dem klaren Hinweis, „dass ich hier zu erscheinen habe“, lacht die Brinkmann.

Gaby Mollbach muss erst mal was hinter sich bringen. Am Abend zuvor wurde sie Opfer der Technik: „Mein E-Book gab den Geist auf.“ In einem besonders ungünstigen Moment. Mollbach hatte in ihrem Krimi nur noch sechs Seiten zu lesen. Die will sie in einem Exemplar der Stadtbücherei nun schnell nachholen.