Neues Team im Schanz erzeugt bemerkenswerte Energie Luftige Brise nicht nur im Biergarten

Tobias Schmidt, Barbara Knies und Andreas Jung sind federführend für die Geschicke des Schanz verantwortlich und dabei, neue Ideen zu verwirklichen. Foto: p

Mühlheim (red) – Es braucht nicht unbedingt Hermann Hesse, um zu spüren, dass in jedem Anfang ein Zauber innewohnt. Zu sehen ist das gerade wieder einmal in der Kulturhalle Schanz.

Nach der Revitalisierung des Kulturvereins eigenArt im Herbst 2017, der seit der Gründung der Kulturhalle in der Carl-Zeiss-Straße im Jahr 1998 für kulturelle Veranstaltungen unterschiedlichster Art steht, hat sich auch der gastronomische Zweig gewissermaßen neu erfunden. Seit April regelt ein Duo die Geschäfte der Main-Schwein GmbH, dazu führt Tobias Schmidt, zuvor im King Creole in Frankfurt am Herd, in der Küche Regie. Andreas Jung, seither bereits an der Schanz-Theke aktiv, hat mit Barbara Knies, einer langjährigen Bankerin, die Geschäftsführung übernommen. Während Jung neben seinem Studium die gastronomischen Bereiche federführend abdeckt, kümmert sich Knies ums Administrative, das Rechnungswesen und die Büroorganisation. Und im Verbund mit ihren Kollegen um sehr vieles, was in einem Laden wie dem Schanz eben so anfällt.

Und auch wenn aller Anfang nicht immer leicht ist, erzeugt die Motivation, eine Kultureinrichtung nach 20 Jahren im Bestehen zu fixieren und in allen Bereichen in die Moderne zu führen, eine bemerkenswerte Energie. Der Biergarten, ein lauschiges Fleckchen, blüht buchstäblich auf. Dafür trugen viele fleißige Hände Sorge, die sich in Verein und GmbH verantwortlich fühlen. Dafür trägt aber vor allem auch Schanz-Eigentümer Hans-Günter Zach mit seiner Frau Erika Verantwortung. „Mir liegt sehr viel daran, dass es das Schanz weiterhin gibt“, betont der Mühlheimer Kultur- und Bildungsmäzen, der seit jeher erstaunliche Tat- und Finanzkraft einbringt, um den Laden voranzubringen. „Mir gefällt das Engagement der neuen Leute“, betont Zach. Genauso gefällt ihm, dass sich Gründer von 1998 wie Matthias Spahn, Klaus Schmitt oder auch Simon Goss nicht aufs Altenteil zurückziehen.

Und was Zach imponiert, das unterstützt er nach Kräften. So entfernte er im Biergarten einen alten Öltank auf eigene Kosten. Die neuen Schanz-Macher um Knies, Schmidt, Jung und Vereinspräsident Yannic Bill schwangen Vorschlaghämmer. Sie zerstörten ein Mäuerchen und schufen Platz für ein neues Sonnendeck mit Liegestühlen. Zach wiederum ließ sich nicht bitten und Vergangenes und Vergessenes in Hof und Garten entsorgen. Dazu spendierte er gleich noch ein paar neue Tische. „Man muss ja richtig sitzen können“, erklärt er pragmatisch.

Herausgekommen ist eine alte und doch irgendwie neue Gastronomie, in der Sterne nur am Abendhimmel erwünscht sind, Herz und Leidenschaft statt Haute Cuisine und Langeweile. Schnickschnack ist kein Programm. „Ich möchte einfach gutes und preiswertes Essen auf den Tisch bringen“, erklärt Küchenchef Tobias Schmidt: „Und das von Montag bis Samstag.“ Seit April hat das Schanz ab 18 Uhr an jedem Tag außer Sonntag geöffnet. Bis Mittwoch steht in der Regel die Gastronomie im Mittelpunkt, ab Donnerstag dann die Kultur.

Angeregt plaudernde Gäste in entspannter Atmosphäre – neudeutsch chillend –, das ist ein Plan des Gastro-Teams. Bei gutem Wetter draußen, sonst im ebenso engagiert moderat aufgehübschten „Wohnzimmer“. Der große Saal bleibt eher Veranstaltungen vorbehalten. Pizza aus dem Holzofen steht garantiert auf der Speisekarte, dazu ausgewählte weitere Gerichte.

Experimente sind gleichwohl erlaubt, nicht zuletzt beim neuen Format „Tobis Teller“ mit alle zwei Wochen wechselnden Themenmenüs. Die werden auf der Webseite www. schanz-online.de und auf Facebook angekündigt.

Auch bei privaten Feiern, für die das Schanz dank seiner Größe und technischen Möglichkeiten wie geschaffen ist, sind Denkverbote tabu. Zuletzt testeten Jörg Siebert und Jörg Moll, hausbekannte Weinmoderatoren, die zum 20. Geburtstag des Hauses das altbekannte Weinprobenformat Dreiwein wiederbelebten, die Belastungsgrenzen des neuen Küchenchefs. Die Folge: Das Format könnte nach eineinhalb Jahren wieder aufleben und in die Moderne transferiert werden.

Für das Schanz hätte Hermann Hesse seine Formulierung also wohl leicht variieren müssen. Denn es ist ja nicht nur ein Anfang, dem ein Zauber innewohnt. Der Zauber zeigt sich auch im Versuch, Vergangenheit und Gegenwart für die Zukunft neu zu modellieren. Gelingt das, wäre das für die vielen neuen Gesichter, die hinter dem Gesamtkonstrukt Schanz stehen, für die Kulturinstitution selbst und nicht zuletzt für die gastronomische Vielfalt Mühlheims ein bemerkenswertes Resultat. Von Zauber dürfen im Idealfall die Gäste sprechen.