Fidele Senioren treffen sich regelmäßig zu Fahrrad-Ausflügen Mit „Luftpumpen“ auf Tour

Fitte Oldies (von links): Peter Seifert, Karl-Heinz Bamberger und Willi Schleich radeln mittwochs mit den „Luftpumpen“.

Mühlheim – Oft geht es eher verbissen als entspannt zu, wenn Männer miteinander radeln. Nicht so bei den „Mühlheimer Luftpumpen“. Mittwochs kurven 16 Rentner durch die Region. „Fahrt vorsichtig, ihr seid hochbetagt“, zitiert Peter Seifert den uzenden Hinweis seiner Frau vor Beginn einer Fahrt. Die Kollegen amüsieren sich.

„Der Willi fährt nur bei trockenen 20 Grad unter Wolken“, lacht Karl-Heinz Bamberger. Irgendwie schaffte es Willi Schleich, sich den Ruf eines Warmduschers zu sichern, auch wenn der Mann als einer von zweien noch mit reiner Muskelkraft und ohne E-Motor in die Pedale tritt. Schleich räumt aber ein, tatsächlich nicht zu denen zu gehören, die Fahrten bei nasskaltem Wetter genießen.

Es müsse sich auch niemand verpflichtet fühlen. „Wir sind schließlich kein Verein“, betont Bamberger, einst Initiator der Gruppe, die sich „Mühlheimer Luftpumpen“ nennt. Der 84-Jährige hob die Interessengemeinschaft nach seiner Pensionierung 1998 aus der Traufe. Beruflich hatte sich Bamberger mit den Abgründen menschlichen Handelns beschäftigt. Der einstige Erste Kriminalhauptkommissar ermittelte bei Tötungsdelikten. „Von uns waren einige bei der Polizei,“ erzählt er. So leitete Willi Schleich als Erster Polizeihauptkommissar die Verkehrsinspektion in Offenbach. Der 68-Jährige spricht über die Luftpumpen „von einer bunten Truppe, quer durch Berufe und Schichten“.

Der Name rühre von Heinrich Innerle. Bamberger erinnert sich, wie man nach einer Fahrt „zum Absacker“ bei Innerle im Garten saß und überlegte, was auf den T-Shirts stehen solle, die man bestellen wollte, „dem Heinrich fiel ,Mühlheimer Luftpumpen‘ ein“.

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Im Gegensatz zu seinen beiden Mitradlern dürfte Peter Seifert noch nie eine Pistole getragen haben. „Ich war 1971 der erste in Hessen, der seinen Zivildienst im Rettungsdienst absolvierte“, erzählt der 73-Jährige, der später selbst Kriegsdienstverweigerer zu Sanitätern ausbildete. Seifert organisiert die wöchentlichen Ausflüge. Dazu gehört auch, für den Mittag Tische in einem Gasthaus zu reservieren. „Sich mit belegten Brötchen und einer Flasche Bier in den Wald zu hocken, das macht keinen Spaß“, spricht Bamberger für alle.

Seifert sucht die Strecken so aus, „dass wir zu 85 Prozent auf Radwegen oder im Wald unterwegs sind“. Es gehe gewiss nicht darum, die jeweils 60 bis 100 Kilometer in Rekordzeiten zu rollen, „wir möchten uns auch unterhalten können“.

Was Bamberger auch schätzt, ist die Hilfsbereitschaft. Der 84-Jährige erzählt, wie er sich bei seinem E-Rad einen Platten einfing. „Ich hätte das nicht flicken können.“ Kollegen im Feld aber schon. „Gefühlt saß ich noch im Sattel, da hatten die das schon repariert“.

Schlimmes passiert sei noch nie, höchstens mal ein Sturz ohne Folgen. Fast alle Teilnehmer tragen Helm. Peter Seifert organisierte, dass alle noch mal einen Erste-Hilfe-Kurs absolvierten. Außerdem gehören auch zwei Ärzte zu den Luftpumpen.

Manchmal fährt die Truppe mit dem Zug irgendwo hin, wie am letzten Mittwoch im Juli, als man mit dem Zug von Hanau nach Schlüchtern fuhr, um zurück durchs Kinzigtal zu radeln. An Bahnhöfen müssen die Männer ihre 25 Kilo schweren E-Räder oft Treppen hoch und runter tragen, „das geht nur zu zweit“. Als der Dietesheimer Thomas Hitz noch sein Transportunternehmen betrieb, „da fuhr uns Thomas zur Wasserkuppe oder an die Lahn“.

Pro Jahr unternehmen die Luftpumpen gut 40 Fahrten. Zum Ende der Saison feiert man mit den Frauen und schaut sich den Film an, den Karl-Heinz Simon mit Helmkamera aufnahm und zusammenschnitt.

Unter den Gattinnen entwickelte sich im Laufe der Zeit ein geflügeltes Wort: „Mittwochs hab‘ ich ‘Schöner Wohnen’.“

Von Stefan Mangold