Richard Plackinger führt durch die heilgen Hallen des Stadtmuseums „Am Mainufer wurden vor tausenden von Jahren Harpunen gefertigt“

Richard Plackinger klärt die Besucher des Museums über die archäologischen Funde in und um Mühlheim auf. Foto: m

Mühlheim (m) – Erst war es nur ein Grab, auf das die Schüler um den Hobby-Archäologen Richard Plackinger bei Forschungen am Mäusehügel stießen. „Da müssen viele sein“, war sich der Hainburger nach den Funden im Wald am Hausener Friedhof sicher. Bei ihren Streifzügen in den 70er und 80er Jahren stießen sie dann an der Steinheimer Straße bei Lämmerspiel tatsächlich auf weitere Ruhestätten aus grauer Vorzeit.

Plackinger führte diesmal nur wenige Interessierte durch die Ausstellung zur Frühzeit der Region. Er zeigte ihnen die ältesten Belege menschlicher Ansiedlungen, Überreste geflochtener Gefache, Reußen, in denen Fische aufbewahrt wurden, die im flachen Wasser über den Sandbänken des Mains gefangen wurden. Ebenfalls vom Ende der Eiszeit stammen die vier Hügelgräber. Intuition führte den Experten an die Stelle, wo gerade Bäume für eine Gasleitung gefällt wurden.

Er schilderte anhand der Funde Bestattungen von Mann und Frau aus der Keltenzeit, die sich ihnen nur wenige Zentimeter unter dem Waldboden darboten. Ein Armreif und ein Ring waren dabei. Mit Quarzresten analysierte die Gruppe eine ehemalige Feuerstelle aus einer Zeit, in der statistisch nur eine Person pro Quadratkilometer lebte. Am Mainufer haben sie mehrere tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung bereits Nähnadeln und Harpunen aus Rinderknochen gefertigt. Die Angelhaken seien die ältesten Funde dieser Art in Deutschland.

Das Grab mit den Radnadeln, die wichtige Persönlichkeiten auszeichneten, zähle für Forscher zu den weltweit wichtigsten Stätten, betonte Plackinger. In der Jungsteinzeit wurden viele Völker sesshaft – aus dieser Epoche stammen zahlreiche Gefäße, die die Grabungsgruppe ebenfalls zwischen Hausen und Mühlheim entdeckt hat. Die Jugendlichen schlugen an der Fundstelle ein Zelt auf und übernachteten dort, um die Fundstelle vor bereits angerückten Grabräubern zu schützen.

An der Steinheimer Straße, nur wenige Meter neben der Auffahrt zum Gailenberg, legten die fünf Freunde ein großflächiges Steinsichtgrab frei, von dem Basaltplatten aus der Erde ragten. Neben Original-Stücken zeigen die Vitrinen im ersten Stock des Museums Repliken und zahlreiche Fotos von den Arbeiten, stellen die Funde in den Kontext der Zeitgeschichte.

Hauchdünne, schwarze Keramikschalen, Töpfe mit spitzem Boden, Perlen, Ringe, Fußreifen und Nadeln mit Verzierungen, Nagelkratzer und Ohrlöffel, Pinzette und Mini-Schwert bezeugen, dass der Verstorbene adlig und reich war. In einem Kindergrab in Markwald haben sie Rasseln und Kännchen geborgen. Die Teile und die Urnengräber stammen aus der Hallstattkultur, aus der Zeit zwischen 1200 und 700 vor Christus und gelten als nördlichste Funde dieser Art. Getreidespuren und Stoffrese ließen die zeitliche Einordnung zu, erläuterte Plackinger.