Eröffnungsfeier der Al Furqan Moschee in der Borsigstraße „Man ahnt, was hier an Arbeit drinsteckt“

Der Vorstandsvorsitzende Massaoud Bouras betont, dass sich die drei abrahamitischen Religionen auf Augenhöhe begegnen sollten. Foto: man

Mühlheim (man). Jetzt ging der Start mit allem, was dazu gehört, auch offiziell los. Denn der „Islamisch-Marokkanischer Förderungs- und Bildungsverein“ (IFB) lässt sich schon seit fünf Jahren Post an die Borsigstraße senden. Viele ehrenamtliche Helfer haben das ehemalige Firmengebäude im Laufe der Zeit zur bestens ausgestatteten „Al Furqan Moschee“ umgebaut. Der Verein nahm nun die letzte Abnahme des Bauamts zum Anlass, für den Freitag Vertreter aus Politik und Gesellschaft zur offiziellen Eröffnung einzuladen.

Der offizielle Teil des Mittags beginnt mit einer Koran-Rezitation. Die Disziplin gilt unter Muslimen als hohe Kunst. „O ihr Menschen, Wir haben euch ja von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt“, singt Abdelkhalek Sabir, Vorstandsmitglied des IFB, aus Sure 49 mit feinem Gefühl für die in Halbtonsequenzen wechselnden Harmonien. Unter dem Eindruck der Morde von Hanau spricht der Vorstandsvorsitzende Massaoud Bouras von einem gemeinsamen Zeichen „gegen Rassismus und gegen jede Form von Extremismus“. Die drei Religionen, die sich auf Stammvater Abraham berufen, sollten sich auf Augenhöhe begegnen.

Der Kreisbeigeordnete Carsten Müller erwähnt in seiner Grußrede, als er den Termin für die Eröffnung in seinen Kalender notierte, habe er nicht damit gerechnet, „dass der Tag heute eine ganz andere Bedeutung bekommt“. Rassistisch motivierte Massaker seien immer weit weg gewesen, „plötzlich passiert das in unserer Nachbarstadt“.

Der AfD-Bundestagsfraktionsvorsitzende Alexander Gauland mache es sich zu leicht, wenn er betone, der Täter sei nur ein Geisteskranker gewesen, seine Partei habe mit der geistigen Saat zu solchen Taten nichts zu schaffen. Müller redet der religiösen Toleranz das Wort, auch jenen gegenüber, die keinem Glauben anhängen, „eine wichtige Voraussetzung ist die Trennung von Kirche und Staat“.

Hüsamettin Eryilmaz, der Vorsitzender des Kreisausländerbeirates, betont, dem Grundgesetz habe man es zu verdanken, „dass es in Deutschland mittlerweile 2.500 muslimische Gotteshäuser gibt“.

Offensichtlich handelt es sich bei der „Al Furqan Moschee“ um keine der viel zitieren Hinterhofmoscheen. Jürgen Schmatz, der Stabsbereichsleiter für Prävention der Polizei Südosthessen, betont, regelmäßig lade der IFB Ausbilder und Auszubildende der nahen Polizeischule ein, „das hilft beiden Seiten ungemein, Vorurteile abzubauen“.

Die marokkanische Generalkonsulin Bouthaina El-Kadoudi konstatiert, ein Gastgeberland wie Deutschland müsse den Unterricht in der Muttersprache fördern, Mechanismen von Ausgrenzung und Stigmatisierung bekämpfen. An den Migranten läge es hingegen, „Deutsch zu lernen, die Kultur zu achten, die Gesetze zu befolgen und die Werte zu respektieren“.

Bürgermeister Daniel Tybussek lobt die Begegnungsstätte an der Borsigstraße, „man ahnt, was hier an Arbeit drinsteckt“.

Abdelkader Rafoud, der Vorsitzendes des Ausländerbeirats in Offenbach, nennt das Haus „letztlich auch einen Beitrag zur Friedenspolitik“.

Die Sozialarbeiterin Yasmina Darraz arbeitet neben ihrem Berufsalltag bei der Pflegekasse in Offenbach ehrenamtlich in der Frauenberatung des IFB. Das Primat liege auf der Bildung, „sie erleichtert Integration und gesellschaftliche Teilhabe“. Dazu gehört nicht nur Nachhilfeunterricht, wenn es in Mathe klemmt, sondern auch die tägliche Hausaufgabenbetreuung. Natürlich dient die Moschee vor allem als Gebetsort. Die Freitagspredigten werden auf deutsch übersetzt.

Am Eingang begrüßte Ahmed El Yuouti die Gäste mit Datteln an. Den jungen Mann, der auch das anschließende Menü organisierte, dürften einige Mühlheimer zumindest vom Sehen her kennen. El Yuouti arbeitet bei Lidl an der Offenbacher Straße.